Düsseldorfer EG DEG-Profi Marcel Brandt: Stürmer wider Willen

Obwohl er es als Verteidiger in die Nationalmannschaft schaffte, wird er nun wieder in den Angriff versetzt.

Foto: Birgit Häfner

Düsseldorf. Der Sommer war recht kurz für die Eishockey-Profis der Düsseldorfer EG. Am Montagabend gingen sie bereits zum ersten Mal aufs Eis. In der Trainingshalle an der Brehmstraße stand die „Eisgewöhnung“ auf dem Programm, wie das branchenüblich heißt. Was dem Team nach dem wochenlangen Trockentraining mit allerlei Gewichten, Ausdauerläufen und Sprints wie eine Rückkehr in sein natürliches Lebensumfeld vorgekommen sein muss.

Für Marcel Brandt war die Möglichkeit, mal wieder einen Eishockeyschläger in die Hand nehmen zu dürfen, besonders schön. Normalerweise spielt der 25-Jährige den Sommer über Skaterhockey bei den Düsseldorf Rams. Doch weil sein neuer Eishockey-Trainer den DEG-Profis den Sommerurlaub auf wenige Wochen zusammengestrichen hatte, blieb dafür diesmal keine Zeit.

Nicht die einzige Umstellung, die der Trainerwechsel von Christof Kreutzer zu Mike Pellegrims für Brandt mit sich bringt. Der Belgier verfügte zudem, dass aus dem Verteidiger wieder ein Stürmer wird.

Das liegt sicher nicht an Brandts Leistungen, der in der enttäuschenden Vorsaison einer der wenigen Lichtblicke bei der DEG war, vielmehr wurde der gebürtige Dingolfinger Opfer der Personallage der Düsseldorfer, die bereits zu viele Verteidiger über den Sommer hinaus verpflichtet hatten. In Tim Conboy, Bernhard Ebner, Stephan Daschner, Marco Nowak und Henry Haase gleich fünf gestandene, zudem sind Eigengewächse wie Johannes Huß und Nicklas Mannes auf dem Sprung. Wäre auch Brandt in der Defensive geblieben, Neu-Trainer Pellegrims hätte den Mannschafsteil so gut wie gar nicht verändern können. Und welcher Trainer will seinem neuen Team nicht schnellstmöglich seinen Stempel aufdrücken?

Folglich mussten nicht nur die beiden gehen, deren Verträge ausliefen — Kurt Davis (nach Krefeld) und Tim Schüle (Frankfurt/2. Liga) — Pellegrims entschied sich auch früh dafür, Brandt wieder in den Angriff zu ziehen. So hatte er zumindest etwas Luft, um die beiden erfahrenen Nordamerikaner Brandon Burlon (27/Tucson/USA) und Alexandre Picard (32/Fribourg-Gottéron/Schweiz) zu verpflichten.

Dass ihm das nicht gefällt, daraus macht Brandt keinen Hehl. „Ich muss mal schauen, was man draus machen kann. Ich hoffe natürlich auf das Beste, aber ich wünsche mir eigentlich schon, dass ich Verteidiger spielen kann“, sagt er. Was durchaus bemerkenswert ist in einer Branche, in der Kadergehorsam erwartet wird. In der Sätze wie „Ich spiele dort, wo der Trainer mich aufstellt“ zum Standard-Spruch der Spieler gehören.

Der Satz wird früher oder später wohl auch aus Marcel Brandts Mund zu hören sein, doch widerstandslos wollte er sich nicht in sein Schicksal ergeben. Die Öffentlichkeit durfte ruhig erfahren, wie ungern er auf seine angestammte Position zurückkehrt. Auch wenn das „keine große Umstellung“ sein werde, „ich habe mein Leben lang Stürmer gespielt“.

Den Durchbruch schaffte er dennoch erst als Verteidiger. Bundestrainer Marco Sturm lud ihn gar in die Nationalmannschaft ein und macht ihm durchaus Hoffnungen, im Februar mit zu den Olympischen Spielen nach Südkorea zu fliegen. Brandt mag mit nur 1,75 Meter zwar kein Gardemaß für einen Verteidiger haben, Sturm — und im Verein zuletzt auch Kreutzer, der auf ihn setzte, als in Straubing keiner mehr an ihn glaubte — schätzen aber seine Schnelligkeit sowie seine Fähigkeit, einen guten ersten Pass aus der eigenen Zone zu spielen. Dass sie in ihm zudem einen mündigen Spieler haben, gefällt ihnen ebenfalls.

Brandt selbst nimmt die Rolle desjenigen, der den Mund aufmacht, ganz bewusst an. Das tat er bereits vergangene Saison, als es nicht lief. Und das wird er auch weiterhin tun: „Man sollte irgendwann anfangen, so selbstbewusst zu sein, dass man ein Leader wird. Dass man die Mannschaft ziehen und die Jungen aufbauen kann“, sagt er. „Wenn man das im Laufe der Jahre von den älteren Spielern mitbekommt, wächst man selber in die Rolle rein. Das ist mir in den vergangenen beiden Jahren gelungen, und dieses Jahr soll es noch weiter nach oben gehen.“ Wenn auch auf einer anderen Position.