Düsseldorfer EG Kreutzer steht vor Rekordsaison

Vergangenes Jahr wurde der DEG-Kapitän ewiger Torschützenkönig der DEL, bald könnte er auch der beste Scorer aller Zeiten werden.

Daniel Kreutzer freut sich auf die am Freitag beginnende neue Spielzeit.

Foto: Birgit Häfner

Düsseldorf. Es gibt ja kaum etwas Verlogeneres als Mannschaftssportler, die gerade einen individuellen Erfolg errungen haben. Erst lassen sie sich gestenreich feiern, hinterher erzählen sie jedem, der es nicht hören will, wie egal es ja sei, wer die Tore schießt. Und dass die persönliche vor allem eine Anerkennung für die ganze Mannschaft sei.

Daniel Kreutzer hat derlei rhetorische Kniffe nicht nötig. Dem langjährigen Kapitän der Düsseldorfer EG vorzuwerfen, er sei kein Teamplayer, hat sich noch keiner getraut. Deswegen denkt er gar nicht daran, seine Vorfreude auf die am Freitag beginnende Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zu verheimlichen. „Das bedeutet mir schon eine Menge“, sagt Kreutzer mit Blick auf das Spiel am 2. Oktober in Nürnberg.

Bleibt er gesund, steht er dort zum 1000. Mal auf DEL-Eis. Aber nicht nur deswegen wird er endgültig in die Riege der ganz Großen seines Sports aufsteigen. Bereits im Vorjahr setzte sich Kreutzer an die Spitze der ewigen Torjägerliste. Passenderweise in Köln erzielte der 35-Jährige seinen 249. Treffer, mittlerweile sind es 258.

In dieser Saison wird er wohl auch zum Scorerkönig aufsteigen. 761 Punkte (258 Tore/503 Vorlagen) hat Kreutzer in 19 Jahren gesammelt. Noch steht Robert Hock mit 785 (249/536) oben. Weil der 42-Jährige seine Karriere aber in der Oberliga ausklingen lässt, muss Kreutzer lediglich 25 weitere Punkte holen. Und hat er das einmal geschafft, „verdrängt mich da so schnell keiner. Ich habe dann einen großen Vorsprung auf die nächsten Aktiven“, sagt der Kapitän, der aber nicht davon ausgeht, langfristig beide Statistiken anzuführen. „Bei den Toren sind mir Michael Wolf und Patrick Reimer auf den Fersen. Die sind jünger und reine Torjäger.“ Wolf (34), lange in Iserlohn, seit vergangener Saison in München, steht bei 250, Reimer (32), lange an Kreutzers Seite, seit drei Jahren in Nürnberg, steht bei 244.

Doch damit kann Kreutzer leben. Dass er es überhaupt so weit geschafft hat, liegt an seinem unbändigen Willen. Er ist nicht der Schnellste, nicht der beste Techniker, auch sein Schuss ist nicht überragend. Er macht viel mit Erfahrung, Stellungsspiel und seinem Körper. 49 (16/33) Punkte hat er vergangene Saison gesammelt. Und hatte endlich wieder Spaß am Eishockey

Das war vor zwei Jahren anders. Der Club war am Boden, das Team Dauerletzter und Kreutzer so frustriert, dass er sich zwei überharte Fouls leistete, die ihm wochenlange Sperren einbrachten. „Ich habe schon die Überlegung gehabt, ob ich nicht irgendwo anders hingehen soll“, sagte er vergangene Saison, als es „Gott sei dank wieder bergauf“ ging.

Dass er das alles mit seinem Bruder Christof als Trainer erlebt, ist das i-Tüpfelchen. Zwar versichern beide, „das Brudersein auf dem Eis beiseite zu lassen“, aber natürlich haben sie als Kinder der Brehmstraße eine enge Bindung zueinander. Der Ältere brachte dem Jüngeren einst das Schlittschuhlaufen bei, der wiederum bewunderte den großen Bruder bei den Junioren und nachher in den goldenen Zeiten Anfang der 90er bei den Profis. 1996/1997 spielten sie noch ein Jahr zusammen, es war Christofs letzte und Daniels erste Saison. Doch eine Meisterschaft - Christof hat fünf — war Daniel bislang nicht vergönnt. Zwar schaffte er es 2006 und 2009 als DEG-Metrostar ins Finale, am Ende jubelten aber jeweils die Eisbären aus Berlin.

Nun doch noch mal mit der DEG um den Titel spielen zu können, ist das Größte für Daniel Kreutzer, der aber nicht viel von der Rolle als vermeintlicher Geheimfavorit hält: „Wir kämpfen erst mal darum, in die Play-offs zu kommen.“ Der Weg dahin dürfte aufregend genug werden. Vor allem für Rekordjäger Kreutzer.