Eishockey Mit kleinen Schritten zurück zur alten Form
Düsseldorf · 2019 war für DEG-Stürmer Leon Niederberger ein Jahr zum Vergessen. Nun geht es wieder aufwärts. Und imbesten Fall winkt am Ende der Saison einen neuer Vertrag.
Es gibt Millionen Kinder auf der Welt, die wünschen sich nichts mehr als eine Karriere im Showbusiness, als Sportler oder Musiker in großen Hallen und Stadien bejubelt zu werden. Leon Niederberger lebt diesen Traum gleich doppelt. Der 23-Jährige ist nicht nur Eishockeyprofi bei der DEG und lief bereits für die Nationalmannschaft auf, er feierte auch als Sänger Charterfolge und durfte im Mai im ZDF-Fernsehgarten vor einem Millionenpublikum auftreten.
An 2019 hat er dennoch kaum gute Erinnerungen. „Ich bin in Situationen gekommen, die ich vorher nicht kannte, vor allem mit den Verletzungen.“ Also habe er sich an Silvester gesagt: „2020 wird anders“, berichtete Niederberger am Wochenende. Er tat das mit diesem gewöhnungsbedürftigen Cowboyhut auf dem Kopf, den sich der interne Spieler des Spiels diese Saison immer aufsetzen darf. Niederberger hatte sich beim 2:1 über die Eisbären Berlin dafür qualifiziert, indem er das 1:0 erzielte und aufopferungsvoll in Unterzahl kämpfte.
Das war der nächste kleine Schritt hin zu seiner Normalform, die er längst nicht erreicht hat. Dafür hat er 2019 zu viel verpasst. Im Januar beendete ein Labrum-Abriss in der linken Schulter seine Saison, zum Start der neuen folgte ein Faserriss in der Bauchmuskulatur. Die langen Pausen seien „nicht nur körperlich, sondern auch mental“ fordernd gewesen. Er habe zwar auch während des Aufbautrainings „versucht, nah bei der Mannschaft zu sein, aber bei Auswärtsfahrten ist man nicht dabei, man verliert seine Rolle im Team und muss sich zurückarbeiten“.
Erst Mitte November ging die Saison für ihn so richtig los. Und es dauerte, bis er in die Gänge kam. Anfangs durfte er nicht mal neun Minuten pro Spiel ran. Erst im Dezember wurden seine Zahlen zweistellig, weil er vermehrt in Unterzahl eingesetzt wurde. Eine Rolle, die „megamegawichtig für mich ist, ich möchte behaupten, dass ich sie sehr gut spielen kann, das gibt mir Selbstvertrauen für das Fünf-gegen-Fünf“. Das merkt man. Kurz vor Weihnachten gelang Niederberger beim 4:3 in Krefeld der erste Saisontreffer, seitdem schoss er durchschnittlich im jedem Spiel einmal gefährlich aufs Tor, nun gegen Berlin ging mal wieder einer rein.
Vierte Reihe leistet gute Arbeit und kassiert wenig Gegentore
Für Trainer Harold Kreis sind das Bonustore. Gewöhnlich hat die vierte Angriffsformation mit Patrick Buzas, Tobias Eder und Leon Niederberger andere Aufgaben: die Topreihen entlasten, Energie reinbringen, gegnerische Torjäger kaltstellen. „Es gibt offensivere Reihen, da ist ein bisschen mehr Kreativität gestattet. Wenn die Jungs konsequent tief spielen, forechecken und ein Bully in der offensiven Zone holen, haben sie einen guten Wechsel gemacht“, sagt Kreis. Das durfte der Trainer der DEG zuletzt häufiger beobachten. Gegentore kassierte die leidenschaftlich auftretende vierte Reihe kaum noch.
So hat sich Niederberger zu einem Fanliebling entwickelt. Das liegt natürlich auch an seiner Zweitkarriere und seiner Familie mit Vater Andreas (Meisterspieler der 90er) und Bruder Mathias (Nationaltorwart und wichtigster Spieler der DEG), aber eben nicht nur. Auf Instagram (Selbstbeschreibung: Professional Hockey Player and Singer) interessieren sich mehr als 26 000 Menschen für sein Leben.
Nicht nur deswegen weiß die DEG, was sie am gebürtigen Düsseldorfer hat, der seit seiner Jugend im Verein ist. Ein Vertrag über die Saison hinaus ist trotzdem nicht unterschrieben. Die Zeiten sind eben härter geworden für mittelalte Spieler, die selten das Tor treffen. Seitdem die Deutsche Eishockey Liga eine U 23-Regel eingeführt hat, ist der Marktwert für Spieler wie Niederberger gefallen. Er wird sich weiter steigern müssen. Und glaubt an sich, 2020 soll sein Jahr werden: „Ich habe jetzt wieder getroffen, ich habe mehr Chancen, es geht in die richtige Richtung.“