Tim Conboy: In den Play-offs können wir etwas härter spielen
Der Abwehrspieler der DEG weiß um den schmalen Grad.
Düsseldorf. Man muss schon zwei Mal hinsehen, wenn man Tim Conboy abseits der Eisfläche trifft. Ist der Abwehrchef der Düsseldorfer EG privat wirklich dieser stets höfliche Mann? Dieser humorvolle US-Amerikaner, der mit Blick auf die heute beginnenden Play-offs der Deutschen Eishockey Liga lachend darauf hofft, „dass Lars Brüggemann jedes Spiel pfeift“? Ja, er ist es. Und allein der Wunsch, dass die DEG in der heißen Phase möglichst oft Deutschlands besten Schiedsrichter zu Gesicht bekommt, zeigt, was für ein Mensch Tim Conboy auf dem Eis ist: kompromisslos, knallhart, für manchen Gegner gar angsteinflößend.
102 Kilogramm bringt er bei 1,88 Meter auf die Waage. Da überrascht es weniger, dass Conboy keiner ist, der die Fans mit seiner Stocktechnik begeistert, der 33-Jährige liebt das körperliche Spiel, räumt alles aus dem Weg und schmeißt sich ohne Rücksicht auf Konsequenzen in jeden Schuss. Dass ihm diese Spielweise den Ruf als Strafbankkönig eingebracht hat, ist da nur logisch. 138 Strafminuten hat Conboy diese Saison kassiert.
Das Problem der DEG ist, dass ihr ab Mittwoch das beste Überzahlteam der Liga gegenübersteht (Erfolgsquote 21,6 Prozent). Und da die Wolfsburger gleichzeitig die wenigsten Tore kassieren und in den Play-offs naturgemäß weniger davon fallen, sollten die Düsseldorfer die Strafbank tunlichst meiden. Das ist auch Conboys Plan, und macht sich wenig Sorgen, dass sein körperliches Spiel zum Problem werden könnte: „In den Play-offs darfst du etwas härter spielen, sie (die Schiedsrichter) lassen dir Sachen durchgehen, die sie in der Hauptrunde bestrafen würden.“
Darauf hoffen auch seine Trainer. Und sind weit davon entfernt, ihren Anführer an die Kette zu legen. Vielmehr ist Christof Kreutzer „froh, dass ich einen Spieler habe, vor dem die Gegner Respekt haben“. Zwar sei es für Conboy „ein schmaler Grad“, sagt Co-Trainer Tobias Abstreiter, „jeder verlangt ja, dass er physisch präsent ist, aber vor zwei Jahren mit Ingolstadt hat er es auch gezeigt.“
Damals führte er den bayrischen Außenseiter zum Titel. Warum sollte er sich jetzt, wo es ernst wird und die Spiele körperlicher werden, seiner stärksten Waffe berauben? Entsprechend definiert er seine Aufgabe: „Meine Art der Teamführung ist es, mit gutem Beispiel voranzugehen.“ Soll heißen: Checks zu Ende fahren, Zweikämpfe annehmen, Schüsse blocken. „Den Körper opfern“, nennt Conboy das in der typisch martialischen Rhetorik eines US-Sportlers.
Genau ein solcher hatte der DEG im vergangenen Jahr gefehlt, weil Conboy verletzt auf der Tribüne saß. Zwar hat die DEG im Sommer einiges an erfahrenem Personal verpflichtet, das vor allem in den Play-offs helfen soll. „Aber wie viele von denen haben Titel geholt, wie viele nicht?“, fragt Kreutzer. Conboy gehört zu den wenigen, die wissen, wie man gewinnt.
Wenn er aber eins gelernt hat, dann dass man auf dem Weg dahin nie den zweiten Schritt vor dem ersten machen darf. Das musste die DEG erst jüngst am eigenen Leib erfahren. Im Gefühl der sicheren Viertelfinal-Teilnahme verschenkte sie eine bessere Ausgangsposition. „Wir sind nicht stolz darauf, wie wir zuletzt gespielt haben“, sagt Conboy und gibt die Marschroute aus: „Du musst alles für das Team tun und nichts für dich.“ Jetzt klingt er doch wie der Mann, den man auf dem Eis kennt.