DEG Tyler Beskorowany geht in die NHL
Die Düsseldorfer EG verliert ihren besten Spieler der Vorsaison. Weil auch die Zukunft von Bobby Goepfert ungewiss ist, muss ein neuer Torhüter her.
Düsseldorf. Wenn Christof Kreutzer irgendwann einmal auf seine Trainer-Karriere zurückblicken wird, wird ihm besonders dieses erste Jahr in der Deutschen Eishockey Liga ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Nicht nur, dass Kreutzer seinem Heimatverein neues Leben einhauchte und Düsseldorf daran erinnerte, dass es mal eine große Eishockey-Stadt war. Gleichzeitig führte er zwei Spieler in die nordamerikanische NHL — die mit riesengroßem Abstand beste Liga der Welt.
Nachdem sich Stürmer Andreas Martinsen bereits vor einigen Wochen zu den Colorado Avalanche verabschiedet hatte, gab am Mittwoch auch Tyler Beskorowany seinen Wechsel bekannt. „Es ist ungewöhnlich, dass ein deutscher Club gleich zwei Spieler in die NHL abgibt“, sagte Kreutzer und verstand das Werben der Millionenliga auch als „indirektes Lob für unsere gemeinsame Arbeit“.
Das Problem des 48-Jährigen ist allerdings, dass er im Hier und Jetzt lebt. Und da hätte er auf ein derartiges Lob gut verzichten können. Denn dass der Höhenflug der vergangenen DEG-Saison unweigerlich mit dem Namen Beskorowany verbunden ist, weiß auch Kreutzer.
Es war Ende September, als eben jener Name zum ersten Mal die Runde in Düsseldorf machte. Weil sich Publikumsliebling Bobby Goepfert an der Hüfte verletzt hatte, suchte die DEG kurzfristigen Ersatz. Und fand einen, der so gut war, dass sie aus dem eigentlichen Vier-Wochen-Vertrag gleich einen bis zum Saisonende machte.
Der 1,96 Meter große Kanadier kam an. Bei den Mitspielern. Und vor allem bei den Fans, die sein stoisches und unaufgeregtes Spiel liebten. Und der das Schlusslicht der beiden Vorjahre wieder in Tabellenregionen führte, die in Düsseldorf kaum noch jemand kannte. Am Ende der Hauptrunde stand die DEG sensationell auf Rang fünf, in den Play-offs ging es bis ins Halbfinale, Beskorowany wurde „Torwart des Jahres“. Obwohl ihm kein Spiel ohne Gegentor vergönnt war, gewann er zahlreiche Spiele im Alleingang. Vor allem solche, in denen die DEG dem Gegner eigentlich unterlegen war.
Die DEG bot ihm einen Zwei-Jahres-Vertrag an. Beskorowany unterschrieb — aber mit Ausstiegsklausel für eine NHL-Offerte. Die kam nun. Warum, weiß der 25-Jährige aus Ontario: „Ich bedanke mich bei der gesamten DEG, dass sie mich im vorigen Jahr so gut aufgenommen hat. Auch dadurch konnte ich eine gute Saison spielen und bekomme nun die Gelegenheit, mich in der NHL zu beweisen. Das war mein Traum. Noch einmal: Danke DEG“, lässt sich Beskorowany in der Clubmitteilung zitieren.
Ohne die DEG hätte er nicht noch eine Chance in der besten Liga der Welt bekommen. Schließlich stand er schon einmal kurz vor dem Sprung, als ihn die Dallas Stars 2008 an Position 59 drafteten. Doch für einen Job in der NHL reicht es nie. Zuletzt nicht mal mehr für einen in der Farmteamliga AHL. Anstatt sich auf die neue Saison vorzubereiten, verbrachte Beskorowany den Sommer 2014 im Garten seiner Schwiegermutter und pflanzte Blumen.
Bis dieser Anruf aus Deutschland kam, er dem Verein, von dem er noch nie gehört hatte, zusagte und sich wieder in die Notizblöcke der NHL-Scouts spielte. Er habe sich die neue Chance „durch seine starken Leistungen verdient“, sagt Kreutzer, der ihm diese „auch nicht verbauen“ will.
Trotzdem steht der DEG-Trainer nun vor einem Problem. Denn noch ist unklar, ob Goepfert, 32, mit seinem aufwendigen Spielstil überhaupt noch mal professionell Eishockey spielen kann. Ist das nicht der Fall, ist vom vielleicht besten Goalie-Duo der DEL bald keiner mehr übrig. Und auch wenn Kreutzer sagt, dass die Rot-Gelben „genügend Zeit“ haben, um sich „in Ruhe nach Alternativen umzuschauen“, sollte das möglichst schnell gehen. In knapp zehn Wochen beginnt die Champions League.