DEL: Adler im Sturzflug - Coach fordert „Neustart“
Mannheim (dpa) - Aus dem Klassiker zwischen Mannheim und Köln wird am Wochenende ein echter Krisengipfel - und das liegt ausnahmsweise mal nicht an den seit langem enttäuschenden Haien.
Vielmehr befinden sich die Adler Mannheim in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nach einer nie dagewesenen Pleitenserie im freien Fall. Der Rekordmeister verliert die direkten Playoff-Plätze immer mehr aus den Augen, bei einer weiteren Schlappe droht gar der Absturz auf Rang zwölf. Trainer Harold Kreis forderte zu Wochenbeginn: „Jetzt beginnt der Neustart.“ Sollte sich der Trend fortsetzen und die Adler in der DEL wieder früh scheitern, könnte aber nicht zuletzt der Coach das Weite suchen.
Nach halbwegs gelungenem Saisonstart sorgten die Adler mit sechs Niederlagen in Serie zuletzt für einen Club-Negativrekord - selbst der Vorgänger Mannheimer ERC verlor in der 1. Bundesliga nicht so oft. Als vorläufig letzte Maßnahme gegen die Krise setzten die Adler Nathan Robinson vor die Tür. Der dreifache DEL-Titelträger kam 2009 aus Berlin zurück nach Mannheim, konnte aber nicht an seine überragende Meistersaison 2006/07 anknüpfen. Auf dem Eis galt der Filigrantechniker als Egoist, in der Kabine als Einzelgänger. Details zum Weggang verrät Manager Teal Fowler nicht: „Wir wollen über die Tatsache einer einvernehmlichen Trennung keine Erklärungen abgeben.“
Zudem verpflichteten die Adler den NHL-Profi Steven Reinprecht von den Florida Panthers - der Stanley-Cup-Sieger soll die mit Abstand schlechteste Offensive der DEL (77 Tore) stärken. Bezeichnend: In Mario Scalzo ist derzeit ein Verteidiger Mannheims Toptorjäger. „Wir dürfen uns jetzt nicht verrückt machen“, fordert der 26-Jährige.
Schon in der vorigen Saison verfehlten die Adler mit dem Aus im Playoff-Achtelfinale ihre Ziele deutlich, als Folge trennte sich der Club gegen hohe Abfindungszahlungen von fünf Profis. „Mehr ging nicht, wir sind an unsere finanziellen Grenzen gegangen“, erläuterte Alleingesellschafter Daniel Hopp, Sohn von Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp. Im Team blieben viele Importspieler mit langen Verträgen.
Unantastbar bleibt Trainer Harold Kreis, nach 19 Jahren aktiver Karriere und zwei Meisterschaften in Mannheim längst ein „Eishockey- Denkmal“. Dennoch spricht beim Verpassen der Playoffs viel für einen Abschied des Coaches, der als Bundestrainer gehandelt wird. Der Job beim Deutschen Eishockey-Bund scheint logisch: Kreis fungiert bereits seit März 2010 als Assistent von Uwe Krupp, der im Sommer nach Köln wechselt. Club-Chef Hopp geht dennoch vom Verbleib des Trainers aus. „Wir haben Harry ja nicht geholt, um ihn gleich wieder abzugeben. Er hat hier unsere volle Rückendeckung für einen Neuaufbau.“
Im 188. Aufeinandertreffen mit Köln soll der erste Schritt heraus aus der Misere erfolgen. Kurios: Im Tor der Haie wird Danny Aus den Birken, ein in Mannheim ausgebildeter Goalie, den Adlern gegenüberstehen. Der Torwart wurde von vielen Trainern links liegen gelassen, ehe er über Iserlohn in Köln landete. Dort könnte er seinem Ex-Club einen weiteren Nackenschlag verpassen.