DEL-Saison zum Vergessen: Nürnberg hofft auf Umbruch
Nürnberg (dpa) - Bei den Nürnberg Ice Tigers geht es nur noch um Schadensbegrenzung. Die Saison ist für den Tabellenvorletzten der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) praktisch gelaufen, Spieler und Fans sehnen den Umbruch herbei.
In Franken interessieren Gerüchte um den künftigen Kader und Spekulationen zur neuen Saison seit geraumer Zeit mehr denn aktuelle Spiele. Täglich machen Namen von neuen Profis und Trainern die Runde, Manager Lorenz Funk kommt mit dem Dementieren nicht mehr hinterher. Vor allem einer fordert weiter, sich auf das Sportliche zu konzentrieren: Coach Peter Draisaitl. Doch ausgerechnet der dürfte vor seinen letzten Wochen als Ice-Tigers-Trainer stehen.
Eine „kleine Naivität“ erlaube er sich noch, räumte der Übungsleiter jüngst ein, nämlich seine Vorstellung von dem Sport: „Füreinander da zu sein, darum geht es im Eishockey. Sonst kannst du auch zum Golf oder zum Snooker gehen.“ Der Appell an die Ehre kommt nicht bei allen Akteuren auf dem Eis gleich an. In den vergangenen Wochen war immerhin eine kleine Leistungssteigerung im Vergleich zum katastrophalen Saisonstart zu erkennen. Für Trainer Draisaitl kommt das Aufbäumen der Ice Tigers aber mit ziemlicher Sicherheit zu spät.
Dass der Vertrag des ehemaligen Nationalspielers am Saisonende nicht verlängert wird, gilt als beschlossen. Kandidat Nummer eins für die Nachfolge ist Düsseldorfs Jeff Tomlinson, mit dem sich Nürnbergs Clubbosse bereits getroffen haben - offiziell zu einem losen Gedankenaustausch. In den Nationalstürmern Patrick Reimer und Evan Kaufmann sowie Verteidiger Marco Nowak haben die Ice Tigers schon drei hochkarätige DEG-Profis für die neue Saison verpflichtet. Dazu kommt der Iserlohner Steven Rupprich. Mit Topscorer Yan Stastny wurde ein „Schlüsselspieler“ (Funk) zur Vertragsverlängerung bewogen.
„Die Mannschaft wird mehr Potenzial haben“, unterstrich Reimer und sprach dabei vielen Nürnbergern aus dem Herzen. Dieses Pleitenjahr soll sich beim zweimaligen DEL-Vizemeister nicht wiederholen. Der Glaube daran ist groß: In den vergangenen Wochen wurden fleißig neue Sponsoren an Land gezogen, der Etat wird sich erhöhen. Zudem soll ein spektakuläres Open-Air-Spiel Anfang 2013 im Nürnberger Fußballstadion die Eishockey-Begeisterung in Franken wieder richtig entfachen.
All das ist noch weit weg, zum aktuellen Tagesgeschäft zählt etwa der 3:2-Sieg nach Verlängerung am Dienstag gegen den EHC München. In den Augen Draisaitls bieten vor allem solche Matches die perfekte Bühne, sich als Spieler für einen neuen Kontrakt zu empfehlen. „Und gerade die, die schon Verträge haben, von denen will ich sehen, dass sie auch die anderen gut aussehen lassen“, unterstrich der Trainer. „Sonst ist die Grenze des guten Humors bei mir überschritten.“
Kein Engagement, kein Einsatz - das ist die einfache Rechnung des Coaches, der auch nicht davor zurückschreckt, Akteure wie Brad Leeb oder Dusan Frosch auf die Tribüne zu verbannen. Sportlich ist die Spielzeit ohnehin praktisch nicht mehr zu retten, auch wenn der Einzug in die Playoffs rechnerisch noch möglich ist. „Aber man muss Realist bleiben“, erkannte Torhüter Patrick Ehelechner.