Eisbären oder Team X? DEL startet in neue Saison

Berlin (dpa) - Die Jagd auf die Eisbären beginnt. Auch wenn alle Rivalen auf den Titelverteidiger aus Berlin tippen, ist die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) im 18. Jahr ihres Bestehens unberechenbarer denn je.

„Die Saison wird noch spannender als im letzten Jahr“, meinte selbst Berlins Manager Peter John Lee vor dem ersten Duell der neuen Saison, die die Eisbären am Freitag gegen Nürnberg eröffnen. Neue Stars, prominente Rückkehrer wie Ex-Bundestrainer Uwe Krupp und ein relativ skandalfreier Sommer schrauben die Erwartungen in die Höhe - der erste Spieltag steht aber noch einmal im Zeichen der Tragödie von Jaroslawl.

Nach der tödlichen Flugzeug-Katastrophe, bei der das gesamte Team des russischen Erstligisten Lokomotive und der deutsche Nationalspieler Robert Dietrich ums Leben kamen, wird in jeder Halle ein Schweigeminute für die Opfer abgehalten. Zudem laufen die Spieler mit Trauerflor auf. Viele hatten mit Dietrich im Club und in der Auswahl gespielt oder waren enge Freunde des 25-Jährigen. Der Weg zurück in den Alltag sei nach dem Unglück „natürlich sehr hart“, räumte Krupp ein. Der ehemalige NHL-Star hatte Dietrich lange in der Nationalmannschaft trainiert.

Krupp selbst wechselte im Sommer zu seinem Heimatclub Kölner Haie und soll den Traditionsverein wieder in die Erfolgsspur führen. „Das wird nicht leicht, denn wirtschaftlich sind wir eher dem unteren Drittel der Liga zuzurechnen“, prophezeite der Coach. Für die DEL ist Krupp - der Vater des Erfolgs im Nationalteam - bereits ein Gewinn. „Er ist ein Kopf, eine Identifikationsfigur“, betonte Liga-Chef Gernot Tripcke. Selbst Konkurrent Lee aus Berlin lobte: „Er ist ein Trainer, der das Niveau in der Liga verbessert.“

Während Köln auf eine Überraschung hofft, geht am Rhein auch die Angst um: Die DEG Metro Stars könnten nämlich ihre vorerst letzte Erstliga-Saison spielen. Nach dem angekündigten Ausstieg von Sponsor Metro zum nächsten Saisonende suchen die Düsseldorfer nach neuen Geldgebern. Bleibt die Suche erfolglos, „würden wir nicht mehr in der DEL spielen können“, meinte Manager Lance Nethery.

Ein Lizenzchaos wie im Vorjahr, als das Theater um die Kassel Huskies die DEL in Atem hielt, war im Sommer ausgeblieben. „Ich erkenne einen neuen Aufbruch“, sagte Tripcke und verwies auf die Einigung zwischen Liga und Verband im Gerangel um einen neuen Kooperationsvertrag.

Auch Hamburg und Iserlohn, zuletzt regelmäßig im DEL-Keller, glauben an bessere Zeiten. In einer dpa-Umfrage trauten viele Trainer den Clubs eine Überraschung zu. Vor allem die Roosters um Nationalmannschaftskapitän Michael Wolf, die sich neun Neuzugänge - darunter die NHL-erfahrenen Jassen Cullimore, Jeff Cowan, Mike York und Sebastien Caron - leisteten, scheinen zum Erfolg verdammt.

Die höchsten Ansprüche stellen aber wie immer die Eisbären Berlin. „Als Meister wird sich jetzt keiner von uns mit dem zweiten Platz zufriedengeben“, stellte Routinier Sven Felski klar, der trotz der Ankunft von DEL-Topscorer Darin Olver und dessen ähnlich erfolgreichen Teamkollegen Barry Tallackson weiter zum Kader gehört. Kapitän Stefan Ustorf gab die Marschrichtung vor dem Spiel am Freitag gegen die Ice Tigers vor: „Als Meister wirst du sowieso von jedem gejagt, da kannst du auch gleich vorne wegrennen.“