„Graue Maus“ Wolfsburg schielt auf DEL-Titel
Wolfsburg (dpa) - Die Eishockey-Provinz rüstet sich zum großen Wurf. Heimlich, still und leise hat sich die „graue Maus“ Grizzly Adams Wolfsburg zum Schwergewicht in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) entwickelt und schielt auf den ersten Titel.
Der Vorrunden-Spitzenreiter geht als Top-Favorit in die Playoffs. „Wir haben die optimalste Ausgangsposition“, frohlockte Manager und „Macher“ Karl-Heinz „Charly“ Fliegauf im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa vor dem Viertelfinale gegen die Kölner Haie.
Souverän hielten die Grizzly Adams, die nebenbei auch dem kriselnden Fußball-Nachbarn VfL vormachten, wie man erfolgreich und verantwortungsvoll mit finanzieller VW-Unterstützung (von der VW-Tochter Skoda) umgeht, die großen Clubs in Schach. „Das haben doch die wenigsten erwartet, dass wir da ganz oben stehen“, sagte Fliegauf, dessen Team über den niedrigsten Zuschauerschnitt der Liga (2530) und einen nur mittleren DEL-Etat (4,5 Millionen Euro) verfügt.
Überraschungsteam ist Wolfsburg aber keineswegs. Der Erfolg ist Stück für Stück gewachsen. 2009 Vorrunden-Siebter und Playoff-Viertelfinalist, dazu der Pokalsieg; 2010 Vorrunden-Dritter und Playoff-Halbfinalist und in diesem Jahr die Vorrunden-Meisterschaft. Und in den Playoffs? Da mauert der Manager. „Wir wissen, was wir können. Aber Ziel ist erstmal, Köln zu schlagen“, sagte Fliegauf.
Die Vorzeichen vor dem Duell mit dem Traditions-Club aus Köln stehen inzwischen vollkommen anders. Selbst Bundestrainer Uwe Krupp, vom Sommer an der starke Mann in Köln, beziffert die Chancen der Haie auf nur 30 Prozent. Das rheinische Liga-Schwergewicht rettete sich über einen Schlussspurt gerade so eben in die Playoffs, die im vergangenen Jahr noch verpasst wurden.
„Respekt sollte man immer haben. Aber keine Angst. Und die haben wir nicht. Als Erster müssen wir uns nicht verstecken“, sagte Wolfsburgs Stürmer und Ex-Hai Sebastian Furchner.
Ein Vorteil Wolfsburgs gegenüber den vermeintlichen Top-Teams Köln, Berlin, Mannheim oder Düsseldorf liegt im fehlenden Rampenlicht. „Wolfsburg ist nicht der Nabel der Welt“, stellte Fliegauf zumindest im Hinblick auf Eishockey fest. Der Manager und sein Chefcoach Pavel Gross - jüngst zum „Trainer des Jahres“ gewählt - haben ganz in Ruhe ein DEL-Top-Team basteln können. „Vom Potenzial her sollten andere Teams eigentlich stärker sein“, sagte Fliegauf.
Tatsächlich sind die Grizzly Adams in vielen Dingen top. Das Torhüter-Duo Jochen Reimer und Daniar Dshunussow ist das statistisch beste der Liga. Und die Abwehr ist die mit Abstand beste der DEL.