Nach Münchner Überstunden: Köln jubelt, EHC hadert

München (dpa) - Irgendwann kurz vor Mitternacht dürfte sich Philip Gogulla an das legendäre Match vor drei Jahren erinnert haben. Damals, als er selbst das längste Spiel in der europäischen Eishockey-Geschichte mit dem entscheidenden Tor nach sechseinhalb Stunden Brutto-Spielzeit beendet hatte.

Vielleicht überschlug der Stürmer am Mittwochabend auch, wieviel Zeit ihm und seinen Kölner Haien nach dem ersten Duell der Vor-Playoffs in München für Regeneration und Vorbereitung auf Spiel zwei bleibt. Alsdann schnippte der Nationalspieler in der dritten Verlängerung den Puck zum 4:3-Sieg ins EHC-Tor und beendete das drittlängste Spiel der DEL-Historie.

Die Rheinländer stehen nach dem Erfolg in der Best-of-Three-Serie der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) beim EHC kurz vor dem Einzug ins Viertelfinale. Schon morgen kann der achtmalige deutsche Meister das Duell gegen den Aufsteiger aus Bayern für sich entscheiden. „Jetzt sind es Kleinigkeiten, die entscheiden“, meint Haie-Coach Niklas Sundblad. Sein Gegenüber Pat Cortina kündigte nach der Pleite enttäuscht an: „Ich hoffe, wir können uns revanchieren.“

Exakt 110 Minuten lang hatten sich die Teams gegenseitig über das Eis gejagt, Bundestrainer Uwe Krupp auf der Tribüne fand den Marathon „richtig toll und faszinierend“. Zur deutschen Bestmarke reichte es aber nicht: Am 22. März 2008 benötigten die Haie gegen Mannheim sechs Verlängerungen und insgesamt 168:16 Minuten effektive Spielzeit, ehe der goldene Treffer gelang - Torschütze damals: Philip Gogulla.

Dabei hätte alles wesentlich unspektakulärer ablaufen können. Köln führte bereits verdient 2:0, gab das Match aber aus der Hand. Der EHC stellte den Spielverlauf dank eines Kraftakts auf den Kopf und sah bis 27 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit wie der sichere Sieger aus. Dann aber verrückte Goalie Sebastian Elwing absichtlich sein Tor, den fälligen Penalty verwandelte Kölns Matt Pettinger cool. „Das war nicht mein erster Penalty“, meinte der Stürmer lapidar.

Auch in der Overtime schien zeitig eine Entscheidung gefallen, als Mirko Lüdemann ins Tor der Gastgeber traf. Aber die Schiedsrichter erkannten den Treffer nach Videobeweis nicht an. Für die Rheinländer reichte es zum Happy End - für München dagegen wird es nun eng.

Immerhin dürften sich die Bayern bei einem Ausscheiden mit einer tollen Premieren-Saison, Lob aus der Szene und einem Rekord trösten: Im November hatte der EHC gegen Straubing das längste Penaltyschießen der Eishockey-Historie gezeigt - und auch damals verloren.

Klarer verlief der Abend in Mannheim: Nach dem verdienten 3:2 gegen die Nürnberg Ice Tigers fehlt den Adlern wie Köln nur noch ein Sieg zum Aufstieg ins Viertelfinale. „Es war wichtig, den Heimvorteil umzusetzen“, sagte Mannheims Trainer Harold Kreis. Manager Teal Fowler betonte: „Bei "Best of Three" ist das erste Spiel enorm wichtig.“ Das zweite Match steigt in Nürnberg.