Nürnberg Ice Tigers droht Halbfinal-Aus
Nürnberg (dpa) - Auf das National-Team hat Patrick Reimer eigentlich noch keine Lust. Doch der Toptorjäger könnte schon viel früher als ihm lieb ist Zeit für die WM-Vorbereitung haben. Denn sein Traum vom ersten deutschen Eishockey-Titel droht schon am Dienstag aus zu sein.
Eine weitere Pleite gegen die Grizzlys Wolfsburg - und für die Nürnberg Ice Tigers um Kapitän Patrick Reimer ist die Saison in der Deutschen Eishockey Liga nach dem Halbfinale beendet. Die Hoffnung auf die Final-Serie wäre dahin.
„Ich bin stolz auf die Momente, die ich bisher erreicht hab. Aber 100 Prozent zufrieden kann ich glaube ich nie sein, wenn ich es nicht schaffe, tatsächlich mal deutscher Meister zu werden“, sagte Patrick Reimer im Franken Fernsehen. Um diesen Makel in seiner Karriere noch in dieser Saison auszumerzen, braucht der Spieler des Jahres nach dem 0:3 vom Sonntag allerdings ein kleines Eishockey-Wunder: Vier Siege nacheinander, nur dann wendet der Hauptrunden-Sechste das Aus in der Best-of-Seven-Serie ab.
„Individuelle Preise sind schön und gut, aber feiern mit der Mannschaft ist unersetzbar“, erklärte Patrick Reimer, der mit Düsseldorf 2006 und 2009 im Finale gescheitert war, der „Eishockey News“. „Ich würde auch sofort die beiden Titel Spieler des Jahres für die Meisterschaft eintauschen.“
Alles Persönliche stellt er hinten an, auch sein Duell um den Titel des Rekordtorschützen in der Geschichte der DEL mit Michael Wolf. Mitte Januar hatte Patrick Reimer den Münchner abgelöst, in den Playoffs hat Wolf ihn wieder überholt. Nach seinen Playoff-Toren fünf und sechs dieser Saison beim 3:1 der Münchner gegen Köln am Sonntag liegt er mit insgesamt 276 Treffern vor Patrick Reimer (272).
Auch Michael Wolf will unbedingt ins Finale, auch er will zum ersten Mal deutscher Meister werden. Für den 35-Jährigen ist mit dem Titel-Favoriten noch alles drin. In der Halbfinal-Serie gegen die Kölner Haie gewann bislang jeweils das Heimteam, München führt vor dem vierten Duell am Mittwoch mit 2:1.
Für Patrick Reimer laufen die Playoffs bislang auch persönlich unglücklich. Erst zwei Tore erzielte er seit dem Viertelfinal-Start, noch keins in den Halbfinal-Partien. Im zweiten Spiel durfte er gar schon nach zehn Minuten nur noch zuschauen. Als er bei einer Rangelei mit dem Wolfsburger Gerrit Fauser das Gleichgewicht verlor, traf er den Kontrahenten am Kopf und kassierte eine Spieldauerstrafe.
Dabei ist der Routinier ebenso wie Wolf einer, der den Unterschied ausmachen kann. „Ich würde ihn am liebsten 22 mal klonen, dann wären wir nämlich deutscher Meister“, sagte Hauptsponsor Thomas Sabo, der vor dem Playoff-Start das Team scharf kritisiert hatte. Mit 26 Toren und 38 Vorlagen war Reimer herausragender Profi der Vorrunde.
Die Ice Tigers führte der Kapitän zu ihrer besten Spielzeit seit neun Jahren. Seit 2007 waren die Franken nicht mehr in die Vorschlussrunde vorgedrungen, damals zogen sie erst im Finale gegen Mannheim den Kürzeren. In den folgenden Jahren wurde Wolfsburg schon zweimal zum Spielverderber für die Nürnberger: 2013 in der ersten Playoff-Runde, 2014 im Viertelfinale.
Noch geben sie diesmal selbstverständlich nicht klein bei: „Der Traum ist noch nicht ausgeträumt. Die Mannschaft ist stark genug, auch ein 0:3 in der Serie aufzuholen“, sagte Nürnbergs Geschäftsführer Christoph Sandner im „Blickpunkt Sport“ des Bayrischen Rundfunks.