Wie ein NHL-Team - Mannheim mit Goc wieder Topfavorit
Mannheim (dpa) - Groß umstellen muss sich Marcel Goc nicht. In vielen Dingen erinnern die Adler Mannheim an ein NHL-Team. Der Meister ist in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) derzeit das Maß aller Dinge, nicht zuletzt nach der spektakulären Rückholaktion des bisherigen NHL-Stars Goc.
„Wir sind die Gejagten von Tag eins. Es ist das Ziel, den Pokal zu verteidigen“, sagte der Nationalstürmer vor seinem DEL-Comeback im ersten Saisonspiel am Freitag gegen Schwenningen.
Mit Macht will der siebenmalige Meister eine DEL-Ära prägen wie zuletzt die Eisbären Berlin, die zwischen 2005 und 2013 siebenmal triumphierten. Dafür holte Mannheim den 699-fachen NHL-Spieler Goc zurück, der die Nordamerika-Erfahrung weiter verstärkt: Jochen Hecht (892) und Glen Metropolit (437) kommen zu zweit schon auf weit mehr als 1000 NHL-Partien. Der gesamte Mannheimer Kader kann nun 2308 Spiele in der stärksten Liga der Welt vorweisen.
Die ständigen weiten Reisen und die Gefahr eines plötzlichen Wechsels ohne Wissen des Spielers waren dem 32 Jahre alten Familienvater Goc im Sommer irgendwann zu viel. „Ohne Kinder packst du einfach deine Koffer uns spielst woanders. Aber mit einer Familie ist das komplizierter“, begründete Goc seinen „Schlussstrich“.
Nach dem Ende in St. Louis hatte Goc noch einige Zeit auf ein interessantes NHL-Angebot gewartet. Spätestens als er trotz seiner Erfahrung bei einem interessierten Team zur Probe vorspielen sollte, war klar: So nicht mehr. Ab nach Deutschland zu den Adlern, wo Bruder Nikolai spielt. Mannheim bot die Sicherheit eines Fünfjahresvertrags und die sportlich reizvollste Umgebung in Deutschland.
Vor der am Freitag beginnenden Saison sind die Mannheimer wieder der große Titelfavorit. Gleich 15 Stürmer mit überdurchschnittlichem DEL-Niveau stehen unter Vertrag, nicht alle können spielen. Diejenigen, die es an den Spieltagen trifft, wären wohl bei jedem anderen Club in Deutschland Stammspieler. „Ich kenne das gar nicht anders, in der NHL ist dies das Normalste der Welt“, meinte Goc.
Nur einmal kurz schüttelte sich der gesamte Club im Sommer, als Meistercoach Geoff Ward für alle völlig überraschend seinen Abgang als Co-Trainer zu den New Jersey Devils in die NHL mitteilte. „Bis zum 15. Juni lief alles perfekt. Nach Geoffs Rückkehr in die NHL hat sich einiges geändert“, beschrieb Adler-Manager Teal Fowler den Schock. Ward galt als Vater des Adler-Aufschwungs in der vergangenen Saison. „Seine Persönlichkeit war etwas Besonderes“, meinte Fowler.
Nach anfänglicher Irritation fingen sich die Mannheimer Verantwortlichen wieder und blieben ruhig. „Unsere Stärke bleibt die Tiefe des Kaders, unsere Neuzugänge machen einen Super-Eindruck“, befand Fowler. In der Vergangenheit folgte nach einer enttäuschenden Saison stets der große Umbruch. Der blieb diesmal aus.
Die Nationalspieler Frank Mauer (München) und Matthias Plachta (Arizona/NHL) verließen zwar den Club, dafür kam in Goc, Torjäger Ryan MacMurphy (Ingolstadt) und Nationalspieler Brent Raedeke (Iserlohn) Qualität hinzu. „Wir haben ein Team, das viele Spiele gewinnen kann“, meinte Fowler. Routinier Christoph Ullmann drückte es etwas anders aus: „Eine Meisterschaft zu gewinnen, ist keine Hochzeit, die du nur einmal im Leben feierst. Nein, so was will man immer wieder erleben.“
Entscheidend dürfte sein, ob der Meister mit dem unbekannten neuen Coach Greg Ireland einen ähnlichen Volltreffer gelandet hat wie zuvor mit Ward. Der 49 Jahre alte Ireland kommt aus der kanadischen Juniorenliga OHL.