Deutsche WM-Hoffnung Goc noch müde
Stockholm (dpa) - Die große deutsche WM-Hoffnung hat noch Eingewöhnungsprobleme. Erst langsam findet sich NHL-Star Marcel Goc bei der Eishockey-WM in Finnland und Schweden mit den Kollegen zurecht.
Auch die Zeitumstellung und die Umgewöhnung an die größeren europäischen Eisflächen machen dem Stürmer der Florida Panther noch zu schaffen. „Es dauert immer ein paar Tage, wenn man von drüben kommt“, sagte Goc abgekämpft nach dem erst zweiten gemeinsamen Training mit dem deutschen Nationalteam einen Tag nach dem beruhigenden 3:0-Auftaktsieg am Freitag gegen Italien.
„Auf dem Eis hat der ein odere andere Passweg noch nicht gestimmt, das hat zu Scheibenverlusten geführt“, haderte der deutsche WM-Kapitän, der erst am vergangenen Mittwoch ohne Vorbereitung zum Team nach Stockholm gestoßen war. Zum Glück für ihn und für Deutschland ging es zum Auftakt nur gegen Aufsteiger Italien.
Am Dienstag gegen die russischen Superstars, die beim 5:2 gegen Lettland schon brillierten oder einen Tag später gegen die schwedischen Gastgeber, die mit zwei souveränen Siegen am Wochenende in die WM starteten, dürften sich solche Scheibenverluste rächen. „Das sind jetzt die Spiele, wo es ums Viertelfinale geht. Da müssen wir voll da sein“, forderte Torjäger Patrick Reimer.
Doch Goc kommt. Jedes Spiel, jedes Training bringt ihn voran. „Jeder Tag hilft. Es wird immer besser“, sagte Goc selbst. Für Bundestrainer Jakob Kölliker war ohnehin klar: „Die Zeit läuft für uns und ihn.“ Dass der Bundestrainer Goc nur wenige Stunden nach dessen Ankunft in Schweden ohne ein einziges Training mit dem Team zum Kapitän machte, stand für Kölliker außer Frage. „Marcel ist sicher eine große Persönlichkeit im Welt-Eishockey. Er ist ein Teamleader, er wird hier bei der WM noch seine Rolle spielen.“
Für das Team ist die Anwesenheit des einzigen NHL-Stars in diesem Jahr ohnehin Gold wert. Als Goc bei der furiosen Heim-WM 2010 das letzte Mal für Deutschland spielte - damals auch als Kapitän - spielte Deutschland um eine Medaille. „Er hat uns schon 2010 sehr geholfen. Er ist sehr, sehr wichtig für uns. Ein toller Typ“, schwärmte Christoph Ullmann von den Adler Mannheim.
So wie vor zwei Jahren könnte es aus deutscher Sicht in diesem Jahr wieder laufen. Doch dafür muss noch mehr kommen. Nicht nur von Goc, vom gesamten Team. Kölliker ist dennoch nicht bange. „Es kommen jetzt andere Gegner. Wir können uns anpassen, das haben wir in der Vorbereitung gezeigt“, sagte der Schweizer.
Dass Goc der einzige deutsche NHL-Star bei der WM ist, könnte für Kölliker gerade im Vergleich gegen die mit Superstars gespickte russische „Sbornaja“ ein Vorteil sein. „Je mehr Stars gegen uns spielen, desto unorganisierter sind sie. Die wollen ja alle spielen und Tore gegen uns schießen“, sagte Kölliker, der sich am Samstag bei Russlands Sieg gegen Lettland vor allem von der Stärke des zweifachen Torschützen Jewgeni Malkin aus Pittsburgh überzeugen konnte.
Bange ist derzeit im DEB-Team aber niemandem. An Selbstbewusstsein mangelt es nach dem erfolgreichen Auftakt gegen Italien nicht. Weil eben auch einer wie Goc jetzt wieder dabei ist. „Wir haben Jungs, die wissen, wie man gewinnt“, sagte der Berliner Meisterstürmer André Rankel. „Wir wissen mittlerweile, was wir können“. Und Torhüter Dennis Endras bekräftigte: „Wir können gegen jeden mitspielen.“ Der WM-Held von 2010 bleibt vorerst die Nummer eins im deutschen Tor. Kölliker denkt momentan nicht an Rotation.
„Er hat in der Vorbereitung überzeugt. Wir haben ihn aufgebaut und wollen ihn nun erstmal spielen lassen“, begründete Kölliker. Schon vor zwei Jahren war der Goalie der große Rückhalt auf dem wundersamen Weg ins WM-Halbfinale und wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt. Auf ihn und Goc zählt das Team auch diesmal.