Deutschland setzt auf WM-Zuschlag 2017
Berlin (dpa) - Die Zukunft des deutschen Eishockeys bestimmen in den nächsten zwei Wochen nicht nur Cracks auf dem Eis, sondern auch Leute in Anzug und Krawatte. Bei der WM steht neben dem sportlichen Erfolg der Endspurt im Wahlkampf um die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 2017 mit im Fokus.
Gemeinsam mit Frankreich hat sich der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) um das Turnier in vier Jahren beworben, am 17. Mai fällt der Weltverband IIHF seine Entscheidung. DEB-Generalsekretär Franz Reindl steht im hohen Norden viel Händeschütteln und Small Talk bevor. Die Entwicklung der Sportart hierzulande hänge sehr an dem Zuschlag, findet er.
„Eigentlich musst du alle paar Jahre so ein Highlight haben“, sagte der frühere Nationalspieler der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. „Wenn du so eine WM am Horizont hast, kannst du alle Programme und Strukturen darauf ausrichten.“ Das Heim-Turnier 2010 mit dem sensationellen vierten Platz sei das beste Beispiel dafür: Viele deutsche Spieler erlebten damals ihren Durchbruch und sorgten auch ein Jahr später bei der WM in der Slowakei noch für Aufsehen.
Das zuletzt schwächelnde und immer mal wieder von Streitereien der Verbands-, Liga- und Clubfunktionäre aufgeschreckte deutsche Eishockey setzt auf die historische Bewerbung - erstmals haben sich zwei Länder von Anfang an gemeinsam um ein WM-Turnier bemüht. Die Ausrichterstädte Köln und Paris mit ihren zentralen Lagen sowie einem Einzugsgebiet von mehr als 30 Millionen Menschen hält Reindl für ein „absolutes Pfund“. Dazu komme der 50. Jahrestag des Élysée-Vertrags.
Die Chancen gegen Dänemark und Lettland, die sich ebenfalls gemeinsam bewerben, stünden also nicht schlecht. Bei seinen vielen Reisen in den vergangenen Wochen habe Reindl eine „Tendenz für uns“ festgestellt. „Der moralische Faktor spricht aber für Dänemark“, weiß er. Für die Dänen wäre es die erste WM überhaupt - außerdem sind sie erst im Vorjahr mit der Bewerbung für 2016 an Russland gescheitert.
Es geht um viel für das deutsche Eishockey, die Blamagen bei der WM 2012 und bei der verpassten Olympia-Qualifikation sind noch längst nicht vergessen. „Wir wissen, dass wir etwas gutzumachen haben“, sagte NHL-Profi Marcel Goc dem Fachmagazin „Eishockey News“. Trainer Pat Cortina hatte schon am Montag in einem dpa-Interview betont: „Wir müssen zeigen, wie es um das deutsche Eishockey bestellt ist.“ Über Ruf und Renommee wird auch die WM-Vergabe Auskunft geben.