Eishockey Das Meister-Rennen: Ein Fall für zwei
Düsseldorf · Freitag beginnt die Eishockey-Saison – doch das Finale scheint festzustehen. Meister Mannheim und Vize-Meister München sind dem Rest der Liga weit voraus.
Gerrit Fauser brauchte dieser Tage nur wenige Worte, um das auszudrücken, was die meisten Beobachter der Deutschen Eishockey Liga erwarten: „Es gibt zwei ganz Große und dahinter kann viel passieren“, sagte der Wolfsburger Nationalspieler mit Blick auf die am Freitag beginnende Saison. Die zwei Großen? Das sind Meister Adler Mannheim und Vizemeister EHC Red Bull München. Zwei Teams, die die vergangenen fünf Titel unter sich ausgeteilt haben. Und es gibt kaum Zweifel daran, dass sie auch die neue Saison dominieren.
Das meiste Geld Dank SAP und Red Bull, die meisten Nationalspieler, die besten Ausländer und die besten Trainer – wer soll da mithalten? Spötter sagen gar, dass man sich die ellenlange Hauptrunde mit ihren 52 Spieltagen und die ersten drei Play-off-Runden schenken könnte. Stattdessen könne man Adler und EHC doch gleich an einen Ort bringen und den Puck für das erste Finalspiel einwerfen.
Christian Winkler kann das nicht mehr hören. „Die Liga ist viel enger, als sie gesehen wird“, sagt der Münchner Manager. Und hält das Gerede vom uneinholbaren Topduo gar „ein Stück weit für eine Ausrede von den anderen Mannschaften“, Geld allein helfe ja auch nicht weiter, „aber es ist taktisch klug zu sagen, die Zwei werden es machen, um sich dann in Position zu bringen“.
Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht. Finanziell ebenfalls großzügig ausgestattete Klubs wie die Kölner Haie oder die Eisbären Berlin gehen durch den Verweis auf die vermeintlich enteilten Favoriten mit deutlich weniger Druck in die Saison. Aber natürlich sind auch Winklers Aussagen taktischer Natur. Auch er will die Erwartungen nicht ins Unermessliche steigen lassen. Nicht zufällig verfährt sein Amtskollege Jan-Axel Alavaara vom Meister Mannheim ähnlich, er sieht gar „fünf, sechs Mannschaften“, die sich um den Titel streiten.
Die DEL kürte seit dem Jahr 2000 neun verschiedene Meister
Das hört Gernot Tripcke nur zu gern. Der DEL-Geschäftsführer muss schließlich dafür sorgen, dass sein schwierig zu finanzierender Sport attraktiv bleibt für Fans, Sponsoren und Medien. Nichts ist ja schädlicher für die Unterhaltungsindustrie als Langeweile. Also sagt er: „Klar sind Mannheim und München stark, aber sie sind nicht unerreichbar wie in anderen Sportarten. An jedem Spieltag können beispielsweise die Fans in Iserlohn sagen: Heute kommt Mannheim und wir können sie packen. Und oft genug packen sie sie auch. Niemand sagt vorher: Verlieren wir 0:5 oder 0:10?“
Die Zahlen geben Tripcke recht. Obwohl Meister Mannheim in der Vorsaison einen Punkterekord (116 Zähler) aufstellte, verlor er 15 seiner 52 Punktspiele. So viele Niederlagen hat Fußball-Dauermeister Bayern München nicht mal in den vergangenen vier Jahren zusammen kassiert. Und auch die Verteilung der Meisterschaften ist im Eishockey größer als in den anderen drei großen Mannschaftssportligen: Die DEL durfte seit 2000 neun verschiedene Meister küren, Handball- und Basketball-Bundesliga jeweils nur sechs, der Fußball nur vier. Von 2013 bis 2016 gab es vier verschiedene Eishockey-Meister. Was Ligaboss Tripcke stets als Alleinstellungsmerkmal verkaufte.
Das kann er nun nicht mehr tun. Mannheim und München spielten zuletzt in einer eigenen Liga, vergangene Saison betrug der Abstand zwischen dem Topduo und dem Rest 23 Punkte. Dass sich die beiden überragenden Teams im Finale wiedertrafen, war kein Zufall. Zwar darf nicht vergessen werden, dass Adler und Red Bull eben nicht nur in die Profis, sondern auch in die Jugend investieren und im Gegensatz zu anderen selbst 17-Jährige aufs Eis stellen. Aber spannender macht das die Liga nicht.
Zumal sie sich wegen ihrer gänzenden sportlichen und finanziellen Perspektiven weiter verstärkt haben. Die beiden begehrtesten Spieler nach der Vorsaison waren Iserlohns Lean Bergmann und Düsseldorfs Philip Gogulla. Bergmann ging nach Mannheim, Gogulla nach München.