Eishockey-WM Horror-Szenario abgewendet: „Große Erleichterung“
Herning (dpa) - Erleichtert lächelte Bundestrainer Marco Sturm, Verbandspräsident Franz Reindl war nach dem abgewendeten Horror-Szenario den „Stress pur“ los.
Deutschlands Eishockey-Nationalteam kann bei der Weltmeisterschaft in Dänemark nach dem 6:1 (1:0, 3:0, 2:1) gegen Außenseiter Südkorea zunächst durchatmen. „Das ist schon eine große Erleichterung“, sagte Reindl, der Chef des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Mit dem ersten Sieg im vierten WM-Spiel ist die Abstiegsgefahr zunächst gebannt.
„Das war schon ein sehr wichtiges Spiel für unser ganzes Ziel, für unsere Bestrebungen“, sagte Reindl. „Ich bin einfach nur glücklich, dass es geklappt hat.“ Die ohnehin geringen Chancen auf den Viertelfinal-Einzug sanken nach einem Coup der Gastgeber auf ein Minimum. Die Dänen gewannen überraschend mit 3:2 gegen Finnland und haben damit beste Aussichten, hinter den Top-Nationen in der deutschen Gruppe den verbleibenden Viertelfinal-Platz einzunehmen.
Sturm war zuvor mit der „Art und Weise“ zufrieden, wie seine verjüngte Auswahl die Pflichtaufgabe in Herning gegen WM-Neuling Südkorea meisterte. „Es tut auch für die kommenden Spiele gut, wenn man mehr Tore schießt“, sagte der 39-Jährige.
Nach dem schlechtesten WM-Auftakt seit fünf Jahren mit drei Niederlagen aus drei Spielen schoss sich das Team von Bundestrainer Marco Sturm vor 7092 Zuschauern den Frust von der Seele. Zweimal Yasin Ehliz (21. Minute/49.), NHL-Top-Star Leon Draisaitl (11.), Patrick Hager (30.), Frederik Tiffels (35.) und Yannic Seidenberg (53.) trafen für den Viertelfinalisten der vergangenen beiden Weltmeisterschaften. „In der Situation, in der wir waren, war doch viel Druck auf uns. Dafür haben wir einen guten Job gemacht“, sagte Olympia-Silbergewinner Hager.
Für die mit sechs eingebürgerten Nordamerikanern verstärkten Südkoreaner traf nur Brock Radunske (58.) in Überzahl. Die Asiaten bleiben damit punktlos und spielen 2019 wahrscheinlich wieder in der zweitklassigen B-Gruppe. Die DEB-Auswahl hat dagegen mit fünf Punkten aus vier Spielen weiterhin die theoretische Chance, zum dritten Mal am Stück ein WM-Viertelfinale zu erreichen. „Das Turnier ist noch nicht vorbei für uns. Wir sind noch mitten im Rennen“, meinte Hager.
Dafür muss die deutsche Auswahl am Samstag gegen Lettland (12.15 Uhr) nachlegen. Zudem müsste wohl eine Überraschung gegen die Top-Teams Kanada oder Finnland her. „Wir wollen jetzt so viele Punkte wie möglich mitnehmen. Das beginnt am Samstag“, sagte Draisaitl.
Auf den zweifachen Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl muss das DEB-Team dabei aber verzichten. Der angeschlagene NHL-Stürmer wird nach dem Playoff-Aus mit Pittsburgh nicht mehr als vierter Profi aus der stärksten Liga nach Dänemark kommen. Zum ersten Mal bei der WM hat die deutsche Mannschaft nun zwei spielfreie Tage.
Nach drei unglücklichen Niederlagen in den ersten drei WM-Spielen war das stark verjüngte Team des Olympia-Finalisten unter Druck geraten. Immerhin hatte es für die Pleiten nach Penaltyschießen gegen Dänemark und Norwegen jeweils einen Punkt gegeben. Wäre auch das Duell mit dem Olympia-Gastgeber schief gegangen, hätte aber sogar der erstmalige sportliche Abstieg seit 2009 gedroht. Damals war Deutschland unter Trainer Uwe Krupp nur wegen der Heim-WM 2010 erstklassig geblieben.
Gegen die emsigen Südkoreaner, die es mit einer extremen Defensivtaktik versuchten, geriet Deutschland aber nie in Gefahr. In Überzahl schlug das DEB-Team entscheidend zu und holte sich damit die Sicherheit für weitere Tore. „Heute gab es keine Zweifel, dass wir es packen“, sagte Olympia-Finalist Yannic Seidenberg.