Neuformierung Kapitän Goc und Reimer treten aus DEB-Team zurück
München (dpa) - Das Eishockey-Silberteam von Pyeongchang verliert auf einen Schlag zwei seiner jahrelangen Stützen und ist in seiner Olympia-Zusammensetzung endgültig Geschichte.
Kapitän Marcel Goc und Torjäger Patrick Reimer erklärten eineinhalb Monate nach dem größten Erfolg der deutschen Eishockey-Geschichte ihren Rücktritt aus dem Nationalteam und folgten damit Star-Verteidiger Christian Ehrhoff, der im März sogar sein Karriereende verkündet hatte. Bundestrainer Marco Sturm wird damit bei der anstehenden WM (4.-20. Mai) zum Umbruch und Neuaufbau gezwungen.
Immerhin kann der Erfolgscoach bei der Weltmeisterschaft in Dänemark auf NHL-Jungstar Leon Draisaitl und Stanley-Cup-Sieger Dennis Seidenberg bauen. Das Sensationsteam der Winterspiele aber wird bei Pflichtspielen nie mehr gemeinsam auf dem Eis stehen. Sowohl Goc als auch Reimer waren Erfolgsgaranten und dauerhafte Leistungsträger.
„Ich habe lange überlegt und bin letztlich zu dem Entschluss gekommen einen klaren Schnitt zu machen. Es war mir immer eine Ehre für Deutschland zu spielen und das 'C' auf der Brust tragen zu dürfen“, sagte Goc in der vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB) veröffentlichten Mitteilung. Über ein Jahrzehnt war der 34-Jährige in der NHL für verschiedene Vereine unterwegs, mit seinem Aus im DEB-Team endet eine Ära. „Er wird der Nationalmannschaft als Leader fehlen“, sagte Verbandspräsident Franz Reindl.
Wer Goc, der inzwischen für die Adler Mannheim spielt, als Spielführer folgt, blieb offen. Der Stürmer bestritt 112 Länderspiele und tritt auf dem Höhepunkt seiner DEB-Laufbahn ab, auch wenn die Krönung in einem packenden Finale gegen die Olympischen Athleten aus Russland ausblieb. „Ein Spieler und Mensch seines Formats ist schwer zu ersetzen“, lobte Trainer Sturm. Goc sei immer ein Vorbild gewesen, „auf und neben dem Eis“.
Reimer ist im Dress der Nürnberg Ice Tigers seit Jahren einer der überragenden Stürmer in der DEL und gehört auch im Nationalteam zu den Leistungsträgern. Beim russischen Siegtor im Olympia-Finale saß der 35-Jährige auf der Strafbank, danach war er zunächst untröstlich. „Ich merke auch, dass mein Körper die Belastungen der letzten Jahre nicht mehr so einfach wegsteckt“, sagte Reimer.
Silber in Pyeongchang sei für ihn „ein nicht vorhersehbarer und überragender Abschluss“ seiner internationalen Karriere gewesen. „Patrick Reimer gehört zu den besten Stürmern, die das deutsche Eishockey je hervorgebracht hat“, sagte Sturm. Präsident Reindl bezeichnete die Entscheidung des Stürmers als „absolut verständlich“.
Für Coach Sturm, dem als Macher ein Großteil der sensationellen Silbermedaille in Südkorea zugesprochen wurde, steht nun ein Umbruch bevor. Mit Ehrhoff, Reimer und Goc fallen ihm nicht nur drei Leistungsträger weg, sondern auch tonnenweise Erfahrung. Bei der WM in Dänemark, wenn auch die NHL-Stars der anderen Nationen wieder dabei sind, kommt es umso mehr auf Draisaitl und Seidenberg an, die für den nächsten Eishockey-Höhepunkt nach Pyeongchang sorgen sollen. „Die Nationalmannschaft steht insbesondere nach einem olympischen Zyklus immer vor großen Herausforderungen zur Neuformierung“, betonte Reindl.