Krefeld Pinguine Abräumer, der immer wieder aufsteht

Endlich hat es in dieser Saison für Joel Keussen mit der Rückkehr in die DEL geklappt. Der 26-jährige Verteidiger, der beim KEV das Eishockey-Einmaleins erlernte, freut sich sehr über seine neuen Aufgaben in Krefeld und zeigt in der Hintermannschaft konstant gute Leistungen. Dabei setzt der 191 cm große und 93 kg schwere Hüne seinen athletischen Körper erfolgreich ein und sorgt für Akzente im Spielaufbau.

Joel Keussen wirft immer seinen ganzen Körper ins Spiel, wie hier in der Begegnung gegen die Iserlohn Roosters.

Foto: Marco Leipold

Sein Vater wollte eigentlich nicht, dass Joel Keussen Eishockey-Spieler wird. „Das ist ein schwieriges Geschäft“, hatte Vater Laurenz damals seinem Jungen gesagt. Doch der ehemalige Kapitän des EHC Krefeld, der Ende der 1970er-Jahre nach dem Konkurs des KEV 1936 zunächst der Nachfolgeverein wurde, konnte sich im Familienrat nicht durchsetzen. Joels Mutter sorgte dafür, dass der Sohnemann Schlittschuhe unter die Füße bekam und es raus aufs Eis ging. „Ich war zu rabiat für Fußball. Da hat mich meine Mutter, als ich sieben oder acht Jahre alt war, in der Laufschule beim KEV angemeldet“, erinnert sich der hünenhafte Verteidiger, der in Duisburg das Licht der Welt erblickte.

Unter den Trainern Peter Kaczmarek, Haralds Vasiljevs und Frank Gentges durchlief Keussen alle Nachwuchsteams des KEV und entwickelte sich zu einem überdurchschnittlich starken Abwehrstrategen. „Ich habe allen drei Trainern viel zu verdanken. Sie haben mich zu dem Spieler gemacht, der ich heute bin.“ Schon mit 17 Jahren feierte der hochgewachsene Rookie sein Debüt in der DEL im Spiel gegen die Frankfurt Lions. KEV-Cheftrainer Igor Pavlov hatte den Teenager in der Spielzeit 2008/09 in den Profikader hochgezogen. „Es war ziemlich ungewohnt, plötzlich in der DEL zu spielen, aber es hatte sich verdammt gut angefühlt“, so Keussen.

Nach seinen ersten DEL-Erfahrungen in Krefeld folgten etliche Wanderjahre. Zunächst ging es mit einer Förderlizenz nach Herne in die Oberliga, um im Seniorenbereich Fuß zu fassen. Danach folgten Wechsel zu den Moskitos Essen und zum EC Salzburg. „In Österreich bin ich leider krank geworden und konnte nur wenige Spiele absolvieren.“ Zurück in Deutschland schloss sich Keussen zunächst den Dresdner Eislöwen (DEL2) an und kehrte dann zu den Füchsen Duisburg an den Niederrhein zurück. „Unter Franz Fritzmeier habe ich Duisburg viele Freiheiten gehabt und mich gut weiterentwickelt. Sportlich wäre für unser Team mehr drin gewesen, aber der ganz große Wurf, sprich der Aufstieg, sollte uns leider nicht gelingen.“ Durch seine starken Auftritte bei den Füchsen machte er nachhaltig auf sich aufmerksam und die Hamburg Freezers sicherten sich die Dienste des kampfstarken Defenders.

Das DEL-Comeback war in der Saison 2014/15 fest eingeplant, doch es kam anders. „Bei den sportlichen Untersuchungen in Hamburg hat man festgestellt, dass ich schwer verletzt war. Mit einer schweren Entzündung im gesamten Bänderapparat der Schulter hatte ich offensichtlich schon länger Zeit gespielt.“ Ein Einsatz in der DEL rückte nach der Schockdiagnose in weite Ferne. „In Hamburg hat man mich super unterstützt. Man hat alles dafür getan, dass ich wieder fit werde. Dafür bin ich der Organisation heute noch sehr dankbar.“

Nach mehrmonatiger Pause konnte der Verteidiger dann Anfang 2015 endlich wieder aus Eis. Beim Förderlizenspartner der Hamburger in Bremerhaven sollte der Verteidiger nach der langen Pause zunächst in der DEL2 aushelfen, doch auch hier stoppte ihn ein dramatischer Vorfall.

Am 5. Januar 2015, bei einem seiner ersten Einsätze in Bremerhaven, brach er sich beim Blocken eines Schusses den Kiefer und verlor gleich acht (!) Zähne. „Die Zähne hat übrigens Kevin Orendorz für mich eingesammelt.“ Bei einer sofortigen Operation wurden die Zähne, so gut es ging, wieder eingesetzt und der Kiefer stabilisiert. Dass Eishockeyspieler extrem harte Hunde sind, zeigt der Umstand, dass Keussen schon drei Wochen später wieder aufs Eis zurückkehrte und mit Bremerhaven eine starke Playoff-Serie hinlegte. Unglaublich!

Die nächste Saison unterschrieb Keussen bei EC Bad Nauheim (DEL2) und konnte endlich wieder eine komplette Serie durchspielen. Für ihn persönlich lief es gut (10 Tore, 21 Assists in 50 Hauptrundenspielen) und auch für sein Team, dass mit Platz sechs viele Experten überraschte.

Den größten Karriereerfolg gab es dann für die Nummer 97 des KEV im Trikot der Löwen Frankfurt, für die er in der Saison 2016/17 auflief. Die Hessen holten sich den DEL2-Titel und hatten in Keussen eine ganz wichtige Stütze in der Hintermannschaft. Der Lohn: Ein Angebot der Krefeld Pinguine und endlich die verdiente Rückkehr ins deutsche Eishockey Oberhaus. Seinen Pinguinen traut er in der laufenden Runde einiges zu: „Jeder der sich mit uns beschäftigt, sieht, dass wir alles geben und uns voll reinhauen. Die Playoffs sind für uns drin.“