Botschafter trägt Akdag-Trikot

Verteidiger der Pinguine hat zurzeit doppelten Stress: WM und die Abiturprüfungen.

Stockholm. Am Donnerstag war die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft zu Besuch in der Residenz des deutschen Botschafters in Schweden, Harald Kindermann. Und es war natürlich kein Zufall, dass ausgerechnet Sinan Akdag in der denkmalgeschützten Villa Ekarne auf der traumhaften Stockholmer Halbinsel Djurgarden dem Botschafter als Geschenk ein Trikot von ihm überreichte. Der Verteidiger der Krefeld Pinguine ist der erste türkischstämmige Eishockey-Nationalspieler Deutschlands. Wieder einmal konnte der Sport in Sachen Integration beispielhaft vorangehen. Bereits vor einigen Wochen gab Evan Kaufmann (Düsseldorfer EG) als erster Jude sein Länderspieldebüt.

Schon wird Akdag als „Eis-Özil“ gefeiert. „Oha, die Bezeichnung ist zwar recht lustig, der Vergleich aber hinkt gewaltig. Mesut ist doch schon ein richtiger Star, während ich noch ziemlich weit unten auf der Karriereleiter bin“, sagt Akdag. Umso überraschter war der 22-Jährige, als ihn Bundestrainer Jakob Kölliker für die WM nominierte. „Ich hatte mir keine allzu großen Hoffnungen gemacht.“ Doch nach dem letzten Testspiel gegen die Slowakei in Bratislava rief Kölliker jeden Spieler, den er nicht mit zur WM nehmen würde, für ein Einzelgespräch in sein Büro. „Das war wie früher in der Schule, als es um die Versetzung ging. Für die Jungs, die vom Bundestrainer aufgerufen wurden, war das sehr bitter. Ich habe gewartet, aber mein Name kam nicht“, sagt Akdag.

So packte der gebürtige Rosenheimer die Sachen, fuhr zwischen seiner schriftlichen und mündlichen Abiturprüfung zur Eishockey-WM nach Stockholm und war plötzlich auch in der Türkei begehrt. Die Tageszeitung „Hürriyet“ wollte ein Interview, und der Verbandspräsident sowie der Nationaltrainer schickten Glückwünsche via „Facebook“. Keine schlechte Aufmerksamkeit in einem Land, in dem es bei 75 Millionen Einwohnern gerade mal 800 Eishockeyspieler gibt. „Aber sie sind nach Erfolgen über Luxemburg, die Mongolei und Nordkorea immerhin gerade von der D- in die C-Division aufgestiegen“, sagt Akdag.

Was Eishockey in der Türkei nicht populärer gemacht hat. „Meine Familie ist sehr stolz auf mich, aber die Verwandten in Ankara können die WM nur im Internet verfolgen“, so der Verteidiger. Auch am Samstag und Sonntag werden sie wieder vor dem Computer mitfiebern, wenn Deutschland auf Dänemark und Norwegen trifft. „Diese Spiele müssen wir unbedingt gewinnen, damit wir weiter die Chance aufs Viertelfinale haben“, sagt Akdag. Dort könnte als Gegner erneut Russland warten. Fast schon ehrfürchtig sah Akdag beim Training der „Sbornaja“ den NHL-Profis Pavel Datsyuk und Evgeni Malkin zu. „Ein Autogramm habe ich mir zwar nicht geholt, aber irgendwie war es schon ein wenig so, als wenn ein kleiner Junge zwei großen Stars zuschaut“, erzählt Akdag. Dabei hat er doch gerade selbst erst sein Trikot mit der Nummer 82 dem Botschafter geschenkt.