Krefeld Pinguine Die neuen Gesichter der Pinguine

Schneller, robuster, härter — so sollen sie spielen. Ob und wie das gelingen kann, hängt von vielen Einflüssen ab — eine Analyse.

Sie sollen die Pinguine in eine bessere Zukunft führen: Andrew Engelage...

Foto: Krefeld Pinguine

Krefeld. Der Blick richtet sich nach vorne, die enttäuschendste Saison für die Krefeld Pinguine in der Deutschen Eishockey Liga ist abgehakt, die Konsequenzen gezogen, vor allem personeller Art — elf neue Spieler stehen im Kader. Es liegt jetzt an Cheftrainer Rick Adduono, aus der neuen Mannschaft eine Einheit zu formen, die Profis in der Saison bei Laune zu halten. Getreu dem Motto von Meistermacher Hans Zach: „Wille schlägt Talent.“ Eine Mannschaft, in der die Chemie stimmt, wird über die Saison gesehen vor einem Team landen, das vielleicht individuell besser ist, aber nicht als Einheit auftritt. Das war das Manko der vergangenen Saison.

...Antonin Manavian...

Foto: Krefeld Pinguine

Andrew Engelage kommt mit guten Referenzen, seit drei Jahren spielt der 28-jährige Kanadier in Europa. Ein Jahr in Norwegen, anschließend in Italien und in Schwedens 2. Liga. Nicht die stärksten in Europa, doch die Statistiken des Torhüters ragen in jeder Liga heraus. In Italien lag seine Fangquote deutlich über der von Tomas Duba, der — bevor er zu den Pinguinen wechselte — ebenfalls dort spielte. In der vergangenen Saison hatte Engelage in Schweden eine deutlich bessere Fangquote als Patrick Galbraith zu seiner Zeit in der „Allsvenskan“. Mit 1,96 Meter ist Engelage so groß wie noch kein Krefelder Torhüter in der DEL. Die Devise ist klar: Engelage soll verhindern, dass der erste Schuss im Tor einschlägt.

...Kurt Davis...

Foto: imago/Krefeld Pinguine

Das Konzept in der Verteidigung heißt: abräumen, Körperspiel vor Technik. Das ist der Auftrag an die beiden Top-Reihen, die Top-Vier-Spieler. Zugang Antonin Manavian kann das, Nick St. Pierre muss das wieder häufiger machen, Mikko Vainonen kann das auch. Kurt Davis ist ein nickliger Spieler. Danach wird es etwas dünn. Wenn die ersten vier nicht präsent sind, müssten Patrick Seifert, Joel Keussen und Maximilian Faber die Rollen schlüpfen, die ihnen eine Nummer zu groß sind.

...Joel Keussen...

Foto: Krefeld Pinguine

In Kyle Klubertanz, Tim Hambly, Kyle Sonnenburg und Mike Little haben vier Stammverteidiger den Club verlassen. Manavian, Davis, Seifert und Keussen ersetzen sie — eine runderneuerte Defensive. In Manavian haben die Pinguine einen günstigen Nachfolger für Klubertanz verpflichtet, der mit seinem Körper (1,91 Meter, 102 Kilogramm) vor allem vor dem Tor aufräumen soll. Kurt Davis, 30 Jahre, spielte zuletzt drei Jahre für die DEG. Er musste nach einer für die DEG enttäuschenden Saison gehen, weil er der einzige Lizenz-Verteidiger mit auslaufendem Vertrag war. Davis hat seine Stärken in der Offensive, besonders im Powerplay. Defensiv ist er nicht der Stabilste. Patrick Seifert, seit neun Jahren Stammspieler in der DEL, erreichte in den beiden vergangenen Jahren mit Wolfsburg das DEL-Finale. Der 27-jährige Allrounder möchte in Krefeld mehr Verantwortung übernehmen. Joel Keussen wagt nach drei Jahren den Sprung aus der DEL 2 in die höchste Spielklasse. In Frankfurt trat Keussen auch offensiv in Erscheinung. Doch in Krefeld wird von dem 1,91 Meter großen Abwehrspieler grundsolide Defensivarbeit erwartet. Sind alle Spieler fit, streitet er sich mit Faber um den Platz als sechster Verteidiger auf dem Spielberichtsbogen.

...Tommy Kristiansen...

Foto: Krefeld Pinguine

Im Sturm gibt es zwei große Fragezeichen — hinter Reihe eins und zwei. Reihe drei und vier sind gemessen am finanziellen Rahmen grundsolide konzipiert.

...Matthias Trettenes...

Foto: Krefeld Pinguine

Reihe eins: Daniel Pietta, Marcel Müller und Dragan Umicevic gehören zum Besten, was die Liga zu bieten hat. So starteten sie im Vorjahr, um dann in der Versenkung zu verschwinden. Es wird Trainer Adduonos zentrale Aufgabe sein, dieses Trio zur Leistung anzuhalten, statt auf Scorerpunkte zu schielen und in gegenseitiger Konkurrenz den Nährboden für Missgunst zu legen. Dazu müssen Müller und Umicevic defensiv ganz anders mitarbeiten. Gelingt das, werden Pietta, Müller und Umicevic auch offensiv wieder stärker werden. So wird ein Schuh daraus.

...Justin Feser und...

Foto: Krefeld Pinguine

Reihe zwei: Sie ist in der mutmaßlichen Besetzung mit Tommy Kristiansen, Matthias Trettenes und Justin Feser komplett neu. Kristiansen ist ein Spielertyp, wie ihn die Pinguine lange nicht hatten. Der kräftige Stürmer (1,89 Meter, 102 Kilogramm) sorgt vor dem Tor für Unruhe, spekuliert auf Nachschüsse und probiert immer, Pucks abzufälschen. Läuferisch ist er stärker als Mark Mancari. Trettenes ist mit 23 Jahren noch sehr jung, muss sich in der DEL beweisen, spielte aber mit Kristiansen in Stavanger zusammen. Die Pinguine bauen darauf, dass ihm das besser gelingen wird als Mike Collins, der sich nie richtig in der DEL etablieren konnte. Justin Feser hat vor allem spielerisch seine Stärken. Wenn er fest verpflichtet wird, setzen die Pinguine auf einen elf Jahre jüngeren Center als im Vorjahr mit Marco Rosa. Bei Feser und Trettenes besteht das Risiko, dass die DEL körperlich eine Nummer zu groß sein könnte, denn mit 1,75 Meter und 1,80 Meter gehören sie zu den kleineren Spielern der Liga. Schutzmann Kristiansen wird da ganze Arbeit leisten müssen.

...Nikolas Linsenmaier.

Foto: Krefeld Pinguine

Reihe drei: Für Martin Schymainski gibt es zwei neue Mitspieler — in Nikolas Linsenmaier wechselt der erfolgreichste deutsche Punktesammler aus der DEL 2 an den Niederrhein. Dem 23-Jährigen wird nachgesagt, nie aufzugeben und in jedem Wechsel alles zu geben — genau das brauchen die Pinguine. Mit ihm kommt mehr Erfahrung ins Team als sie Lukas Koziol verkörperte. Adrian Grygiel, nach elf Jahren bei den Pinguinen zurück, übernimmt die Führungsrolle eines Herberts Vasiljevs. Grygiel wird für Adduono auch in Unterzahl eine Option sein.

Reihe vier: Im letzten Saisondrittel war die vierte Reihe häufig die beste Reihe der Pinguine. Eine Auszeichnung für die Reihe mit Mike Mieszkowski, Martin Ness und Kevin Orendorz, die unverändert bleibt, aber gleichzeitig deutlich macht, was alles falsch gelaufen war. Knüpft diese Reihe an die Leistungen aus dem Vorjahr an, brauchen sich die Pinguine keine Sorgen zu machen.

Trainer Adduono, bekannt dafür, die Reihen öfter zu wechseln, wird sich Optionen darauf offen halten. Martin Schymainski könnte auch erste Reihe spielen, Kristiansen wäre dort auch mal eine Option für Dragan Umicevic oder Marcel Müller.