Ein großer Kader birgt auch seine Tücken

Der neue Cheftrainer der Pinguine, Martin Jiranek, wirkt (noch) sehr gelassen.

Krefeld. Er wirkt gelassen, entspannt, zuversichtlich. Noch ist dem neuen Trainer Martin Jiranek nicht anzumerken, dass am Donnerstag "der Ernst des DEL-Lebens” beginnt: die Reise der Pinguine ins Trainingslager und die ersten Testspiele. "Ich bin zwar sehr zufrieden mit der ersten Trainingswoche, aber ich bin sehr gespannt auf die ersten Spiele. Da kann man erst die wichtigen Eindrücke gewinnen”, sagt der Kanadier.

Einige Dinge aber sind doch schon klar: "Ich will drei Überzahl-Blöcke aufbauen und dann die beiden mit der besten Tagesform spielen lassen.”

Oder: "Ich bin ein Fan davon, jüngere von älteren Spielern lernen zu lassen.” Was beispielsweise Youngster Patrick Hager wieder zu den etablierten Scorern Herberts Vasiljevs und Charlie Stephens rücken lässt.

Und: "Ich bin positiv überrascht: Die vierte Reihe zeigt nicht nur Kampfgeist, sie zeigt auch Talent. Und auch die anderen dahinter zeigen, dass sie es verdient haben zu spielen.”

Doch ein großer Kader birgt auch seine Tücken. Nicht ohne Grund forderte Bayern Münchens neuer Trainer Luis van Gaal sofort eine deutliche Reduzierung des üppigen Profi-Kaders. Ziel: Realistische Einsatzchance statt den Frust eines Daseins als Reservisten-Reservist ins Team zu tragen. Und auch von außen geht es um Einsatzchancen.

"Der Trainer hat den größten KEV-Spielerkader seit DEL-Beginn erhalten. Das muss er nutzen und mit vier Reihen dauerhaft spielen. Ansonsten wäre es wirtschaftlich unsinnig, so viele Spieler zu bezahlen”, argumentiert Geschäftsführer Wolfgang Schäfer aus Finanzsicht.

In seiner Rolle als "Pfennigfuchser” kann ihn auch die Freude am mit zahlreichen "jungen Wilden” und perspektivischen Hoffnungsträgern von Manager Jiri Ehrenberger zusammengestellten Kader nicht erschüttern. Denn der um satte 700 Zuschauer angehobene benötigte Besucher-Durchschnitt pro Heimspiel von nunmehr 4200 statt 3500 verdeutlicht die Dimension des Kraftaktes.

Dabei haben die Auswirkungen der Konjunkturkrise die Pinguine zumindest bei den Sponsoren "noch” nicht erwischt. "Wir waren wohl noch rechtzeitig, aber im nächsten Jahr kann das schon ganz anders aussehen”, so Schäfer.

Dass alle Medaillen zwei Seiten haben, das wird gerade bei dem Wort "rechtzeitig” deutlich. Denn waren die frühzeitigen Kontrakte bei den Sponsoren ein Segen, so sind diese bei den Cracks eine Last. Denn die Spielerpreise sind im freien Fall. Bis auf die Hälfte der Forderungen aus dem Frühjahr ging es teilweise schon runter.

"Wer jetzt eine Mannschaft zusammenstellen kann, der senkt seine Gehaltskosten um mindestens ein Drittel”, glaubt Schäfer. Was bei den Pinguinen rund eine Million der insgesamt 3,1 Millionen Euro Mannschaftskosten (Gesamtetat 4,5 Mio) ausmachen würde. Das müsste doch den Pfennigfuchser "wurmen”.

Schäfer: "Nein, jeder Spieler bestimmt auf dem Eis sein Preis-Leistungsverhältnis. Das sollten wir abwarten.”