Eishockey „Ich gehe viel positiver an die Sache ran“

Krefeld · Pinguine-Spieler Arturs Kruminsch hat den Krebs überwunden, seinen Blickwinkel verändert und kämpft um einen Platz im DEL-Team.

Fest entschlossen: Pinguine-Spieler Arturs Kruminsch peilt nach überstandener Krebserkrankung sein Comeback an.

Foto: Samla Fotoagentur/samla.de

Wer schon einmal in den Abgrund geschaut hat wie Arturs Kruminsch, der geht die täglichen Herausforderungen mit einem anderen Blickwinkel an. Der relativiert da, wo andere vielleicht eine unnötige Dramatik für sich sehen. Der sieht den Profisport mit seinen Anforderungen, Härten und Schattenseiten vielleicht auch etwas gelassener, nicht mehr so vordergründig. So geht es auch dem 30-jährigen Kruminsch, Eishockeyspieler der Krefeld Pinguine, der nach seiner Krebsdiagnose vor einem Jahr wieder um einen Platz in der DEL-Mannschaft kämpft. „Ich bin froh, dass es mir wieder besser geht. Ich freue mich, dass ich hier bin“, sagt der Deutsch-Lette. Das sind nicht die bekannten Floskeln im Profisport. Das ist sein voller Ernst. Und man nimmt es ihm in jeder Sekunde ab.

14 Monate ist es her, dass sich Arturs Kruminsch fit machen wollte für seine neue Aufgabe bei den Krefeld Pinguinen. Doch sein Körper zog nicht mit. Er konnte sich nicht richtig belasten, war schnell müde, klagte dann über Rückenschmerzen. Eine Ursache war so schnell nicht zu finden. Der Mann aus Riga rätselte über die Zeichen seines Körpers, fand keine Erklärung. Die Ärzte horchten in ihn hinein, immer mehr, immer weiter. Dann erhielt er Ende Juni 2018 die niederschmetternde Diagnose: Lymphdrüsenkrebs. „Es war ein Riesenschock. Ich habe es erst nicht geglaubt. Man realisiert es nicht“, sagt Kruminsch.

Seit Weihnachten ist klar: Der Krebs ist weg

Er kämpft um sein Leben, die Therapie an der Uniklinik Essen aber schlägt gut an. Um Weihnachten herum dann die gute Nachricht: Der Krebs ist weg. Erleichterung. Kruminsch hofft, dass die so genannten schlafenden Krebszellen weiter ruhen, es keinen Rückfall gibt.

Eine schwere Zeit liegt hinter ihm. Eine Zeit der Entbehrung und Sammlung. „Mein Sportcharakter hat mir geholfen. Wir sind es ja gewohnt, Widerstände zu überwinden. Die Familie hat gut getan.“ Arturs Kruminsch, der mit der Empfehlung als einer der besten und spielstarken Mittelstürmer der DEL2 nach Krefeld geholt wurde, besuchte die Mannschaft, schaute zu, hielt Kontakt zum Team. Nun will er sich neu beweisen in seinem ersten Jahr, das eigentlich sein zweites hätte werden sollen: „Ich gehe viel positiver an die Sache heran, mit Begeisterung.“ Sportdirektor Matthias Roos lobt die Einstellung des 30-Jährigen: „Er ist immer positiv geblieben. Ein Sportler ist es ja gewohnt, dass er ständig von außen bewertet wird, sonst von Trainern.“

Ans Aufhören habe er nie gedacht, erzählt der Deutsch-Lette, der in Dortmund aufgewachsen war und lebt, bald aber nach Krefeld zieht. „Die Frage war immer: Kann ich es noch? Man weiß ja nie, was auf einen zukommt. Wie komme ich da durch?“ Immer wieder gibt es Nachuntersuchungen. „Ich lasse mich nicht negativ beeinflussen.“ Das Athletiktraining mit Fitness-Coach Jörg Bednarzyk kann Arturs Kruminsch voll mitgehen. Ab August, wenn auf dem Eis geübt wird, wollen die Trainer sehen, wie weit er schon ist. In Betracht kämen, um dem Genesenen wieder Spielpraxis zu geben, auch Einsätze für die Kooperationspartner. „Wenn die Fitness-Werte gut sind, dann kann er sich auch in der DEL durchsetzen“, sagt Roos. Man müsse von Woche zu Woche sehen.

Bis Ende September könnte er sogar mit einer Gastspieler-Lizenz für die eigene U23 auflaufen. Doch besonderen Druck bürdet sich Kruminsch nach dem vergangenen Jahr nicht mehr auf. „Ich will kontinuierlich Leistung auf dem Eis bringen. Ich möchte glücklich sein mit dem, was ich tun kann. Ich weiß das jetzt sehr zu schätzen.“ Wie Roos sagte, sei die Kaderplanung mit der Rückkehr Kruminschs damit abgeschlossen.