Pinguine in Personalnot: Adduonos neuer Reihen-Mix

Da Müller und Umicevic fehlen, ist heute in Straubing das taktische Geschick des kanadischen Trainers gefragt.

Foto: Archiv Jochmann

Krefeld. Busfahrten sind das leidige Übel für Eishockey-Profis und das Trainerteam. Es gehört dazu, es geht nicht anders bei der Ausübung des Jobs. Am Donnerstag waren es weit über 600 Kilometer über den Asphalt bis Straubing, ehe man Hotel und am Freitag die Eishalle erreicht.

Manchmal können solch lange Reise aber auch hilfreich sein. Wenn es viel zu besprechen gibt. Wie aktuell bei den Krefeld Pinguinen. Trainer Rick Adduono sagt: „Wir haben viel zu entscheiden. Das erörtern wir bei der Anreise.“ Immerhin muss der Kanadier über die Zusammenstellung seiner Sturmreihen nachdenken.

Neben Marcel Müller, der nach dem Training am Donnerstag keine Rückkehr in den Kader signalisierte, fällt auch Dragan Umicevic aus. Der Stürmer verletzte sich in Mannheim, hat die Hand in Gips. Damit bleibt alleine Daniel Pietta aus der ersten Sturmreihe übrig. Die Stürmer Justin Feser und Mike Mieszkowski fehlen ohnehin.

Somit bleibt dem kanadischen Trainer ein Häuflein der Aufrechten im Kellerduell der DEL. Straubing der Tabellendreizehnte gegen den Tabellenelften aus Krefeld — die beiden Schießbuden der Liga treffen aufeinander. Straubing kassierte 23 Gegentore, die Pinguine immerhin bereits schon 28. Nicht allein deshalb sagt Adduono, die Entscheidung über ein erfolgreiches Spielergebnis falle über einen starken Defensivverbund. Und über die Specialteams. Die muss Adduono angesichts der Ausfälle von Müller und Umicevic ebenfalls neu konzipieren.

An der Bande bei den Tigers in Straubing steht in Bill Stewart ein alter Bekannter. Der Kanadier trainierte die Pinguine ab Januar 2004 in prekärer Lage. Der Meister von 2003 geriet unter Meistertrainer Butch Goring ins Schlingern, entließ ihn im Dezember. Haralds Vasiljevs übernahm — nach sechs Pleiten in Serie war schnell Schluss, ehe Stewart die Pinguine rettete.

In der niederbayerischen Provinz greift der Kanadier, der in der kommenden Woche 60 Jahre alt wird, noch einmal an. Der Verein setzt auf Stewarts Erfahrung. Beunruhigen lässt sich Stewart von den Zahlen mit nur zwei Siegen aus sechs Spielen nicht, bringt dem Team ein neues System bei, das aggressives Forechecking und Pressing erfordert. „Wir sehen die Entwicklung“, sagt Stewart, aber diese brauche Zeit. Außerdem habe sein Team bei drei der vier Niederlagen gut gespielt, etwa beim 1:3 in Berlin. „Wir haben denen deutlich gemacht, wer wir sind“, meint Stewart, dessen Ehrgeiz ungebrochen scheint. Nicht umsonst hat man ihm die Spitznamen „Kill Bill“ oder „Psycho Bill“ verpasst. Inzwischen ist er ruhiger geworden.

In Straubing fühle er sich pudelwohl, auch wenn das kleine Nest an der Donau anders ist als Städte wie Mannheim, Köln oder Hamburg, wo er einst arbeitete. Sein Heimatort in Kanada hat 2500 Einwohner. „Straubing ist eine Metropole für mich“, erzählte Stewart jüngst der „Süddeutschen Zeitung“.