Eishockey Proskuryakovs eigene Welt
Krefeld · Der Torhüter haut sich den Puck beim 2:2 selbst hinter die Linie – und wird doch später von Teamkollegen und Fans gefeiert.
Es war die Szene des Spiels, die Schlusssirene war längst ertönte, einige Pinguine-Spieler aufs Eis gestürmt, um Siegtorschütze Phillip Bruggisser zu huldigen. Das Gros der Profis aber hatte die andere Richtung eingeschlagen. Dorthin, wo ein Mann alleine zwischen den Pfosten stand. Ilya Proskuryakov. Der Unglücksrabe und doch irgendwie Matchwinner. Die Kollegen hatten schnell eine große Traube um ihn geformt, ihm auf den Helm geschlagen oder anderweitig ihre Anerkennung und Wertschätzung ausgedrückt.
Garrett Noonan war als erster beim russischen Torhüter, der denkbar unglücklich den Treffer zum 2:2 kassiert hatte. Irgendwie hat Proskuryakov sich den Puck nach einem eher harmlosen Schuss von Justin Shugg selbst ins Tor gemogelt. Noonan und Bruggisser waren es auch, die ihm nach dem Patzer als erste Mut zu gesprochen haben.
Der Sieg gegen München war ein Beleg dafür – dieses Team ist intakt, es besitzt Qualität und es hat Charakter. So schickten die Mitspieler ihren Torhüter nach den zwei Punkten gegen den Meister vor, um die Feier mit den Fans anzustimmen. Und das verrückte war schlechthin das 3:2 gegen München war Proskuryakov erst zweiter Sieg als Torhüter der Pinguine. In seinem immerhin 13 Einstaz für die Pinguine. Sein bisher einziger Erfolg datiert vom 30. November und dem 2:0-Erfolg gegen die Ice Tigers aus Nürnberg. Proskuryakov hat also zwei Siege auf seinem Konto, Patrick Klein nur einen und so bleiben von den 21 Sieger, auch denen in der Verlängerung, der Löwenanteil von 18 bei Dimitri Pätzold stehen.
Roos: „Mit der Rolle des Jägers kommen wir besser zurecht“
Und so lebt die Hoffnung auf die Play-off-Teilnahme weiter. Trainer Brandon Reid sagt: „Die Mannschaft hat München sofort gezeigt, dass es eine harte Nacht für sie werden wird. Die Spieler haben sich gezeigt.“ So, wie es der Kanadier aus Kirkland immer sehen wollte von seinem Team in den vergangenen Wochen, als die Pinguine allerdings Spiel um Spiel verloren. Die Chancen auf die Endrunde sanken von Woche zu Woche. Nun aber soll die Wende zum Guten doch noch geschafft werden, vier Spiele vor Ende der Hauptrunde. Sportdirektor Matthias Roos sagt: .„Wir sind mit der Abwärtsspirale nicht optimal umgegangen. Mit der Rolle des Jägers kommen wir besser zurecht“, Der Sieg über München, „das war Balsam für alle im Club“, sagt Roos.
Trainer Reid: „Das Team glaubt daran, am Freitag zu gewinnen“
Mut erwächst aus der Tat. Es geht nun Schlag um Schlag weiter. Am 3. März, am Karnevalssonntag, soll noch nicht alles vorbei sein. „Wir werden am Freitag gegen Bremerhaven gewinnen“, ist sich der Sportdirektor sicher. Und auch Trainer Reid sagt: „Das Team glaubt daran, dass es am Freitag gewinnen kann.“
Womöglich hilft den Krefeldern ja folgender Umstand – nach der Beendigung der Negativserie gegen München mit zehn Heimniederlagen in Folge, muss jetzt die Negativserie gegen Bremerhaven gestoppt werden. Zehn Niederlagen in Serie sind es mittlerweile, in Bremerhaven hagelte es bei den letzten vier Pleiten auch reichlich Gegentore – immerhin 3, 5, 6 und nochmal 6.