Rückblick: Die Rheinlandhalle wurde zum Tollhaus

Der KEV entzaubert die Eisbären im Halbfinale des Meisterjahres.

Krefeld. Können sich Eishockey-Wunder wiederholen? „Dumme Frage“ sagt so mancher Pinguine-Fan. „Wir haben eine gute Chance“, hörte man an den Ostertagen auf Krefelds Straßen, hier und da skandierten schon optimistische Pinguine-Fans: „Deutscher Meister, nur der KEV“. Doch wie war es damals vor zehn Jahren? Die WZ gibt die Antwort.

Mit 78 Punkten aus 52 Spielen stellte sich das Team von Trainer Butch Goring als Tabellensechster dem Dritten und Erzfeind DEG im Viertelfinale. Mit Handicaps, denn das letzte Rundenspiel hatte der KEV 1:8 in Iserlohn verloren. Und Trainer Goring durfte zum Play-off-Auftakt wegen einer Großen Strafe nicht an der Bande stehen. Doch vom ersten Spiel an war der KEV eine verschworene Gemeinschaft. Mit vier Siegen und nur einer Niederlage überraschte das Team um Kapitän Gary Shuchuk die DEG.

„Ausgerechnet die Eisbären“, stöhnte Torhüter Robert Müller beim Halbfinal-Einzug, aber Goring hatte eine Medizin: „Die eigentliche Arbeit ist getan, jetzt beginnt der Spaß.“ Der Auftakt im Wellblechpalast war alles andere als gut, denn bei einem Ehrentor von Christoph Brandner behielten die Gastgeber mit 4:1 die Überhand. In der Rheinlandhalle sah man ein anderes Bild. Berlin kam zwar nach 68 Sekunden zum 1:0, doch dann übernahmen die Pinguine das Kommando und konnten nach Toren von Brandner, Brad Purdie (je 2) mit 4:2 den ersten Sieg notieren.

Aber würde das auch im dritten Spiel im Wellblechpalast klappen? Es wurde eine Partie auf Biegen und Brechen. 46 Minuten hielten die Torhüter den Kasten sauber. Dann durfte das überragende Überzahlte-am der Pinguine jubeln. Christoph Brandner auf Darryl Shannon bereiteten vor, Brad Purdie erzielte das „Goldene Tor“ der dritten Halbfinalpartie. Spiel vier dann wieder in der Rheinlandhalle.

„Das lassen wir uns nicht mehr nehmen“, schwor Kapitän Gary Shuchuk sein Team ein und untermauerte das nach nur 39 Sekunden mit dem 1:0. Die Rheinlandhalle war ein Tollhaus, zumal Patrick Augusta nach 124 Sekunden das 2:0 nachlegte. Und Augusta schaffte in Überzahl das 3:1. Torjäger Brandner versetzte den Eisbären mit dem vierten Tor den Gnadenstoß, das 1:4 der Berliner durch Corriveau störte keinen mehr. Als dann bekannt wurde, dass die Kölner Haie der Endspielgegner sind, kannte die Euphorie keine Grenzen. W.L.