Krupp vor WM: „Jeder weiß, worum es geht“
Köln (dpa) - Uwe Krupp steht vor seinem Abschied als Coach der Eishockey-Nationalmannschaft. Bei der WM und zuvor bei der Generalprobe in Köln steht er letztmals an der deutschen Bande und will noch einmal überraschen.
Nach Platz vier im Vorjahr betonte er im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa aber: „Bei uns wird keinerlei Übermut oder Leichtsinn ins Spiel kommen.“ Das wichtigste Spiel beim Turnier in der Slowakei hat er bereits auserkoren.
In einer Woche beginnt die Eishockey-WM, bei der Sie zum letzten Mal an der deutschen Bande stehen. Was überwiegt bei Ihnen: Vorfreude, Stress oder Wehmut angesichts des bevorstehenden Abschieds?
Krupp: „Wehmut auf keinen Fall. Wir arbeiten konzentriert auf die Weltmeisterschaft hin, die Mannschaft hat sich in den letzten dreieinhalb Wochen gut vorbereitet. Jeder weiß, worum es geht: Um die Präsentation des deutschen Eishockeys auf internationaler Ebene.“
Die zurückliegenden Testspiele können sich sehen lassen, etwa die zwei nur knappen Niederlagen in Schweden und der Überraschungssieg gegen Finnland. Ist das Team damit gut auf die WM vorbereitet?
Krupp: „Die Ergebnisse sind Momentaufnahmen von verschiedenen Kadern, die in der jeweiligen Phase zum Einsatz gekommen sind. Die Mannschaft ist in aufsteigender Form, wobei man das Resultat gegen Finnland nicht überbewerten darf - bei dem Spiel hat alles gepasst. Auf solche guten Tage lässt sich schwierig spekulieren bei einer WM.“
Wartet mit den Weißrussen am Montag nun ein einfacherer Gegner?
Krupp: „Die sind vor uns in der Weltrangliste und haben eine eingespielte Mannschaft. Siebzig Prozent der Mannschaft spielt in der KHL, der zweitbesten Liga der Welt. Damit zu konkurrieren, ist unheimlich schwer.“
Am Montag werden erstmals Spieler aus Berlin und Wolfsburg dabei sein, die wegen der Playoffs große Teile der Vorbereitung verpasst haben. Schwinden dadurch deren Chancen auf einen WM-Kaderplatz?
Krupp: „Es stehen ja einige Berliner im Kader, aber sicher hätten wir viel mehr Spieler getestet, wenn sie frühzeitig ausgeschieden wären. Je länger diese aber in der Liga spielen, umso mehr greifen wir auf andere bewährte Kräfte zurück.“
Also sinken die Chancen in der Nationalmannschaft, je länger ein Spieler in den Playoffs steht?
Krupp: „Das würde ich nicht sagen. Diese Spieler werden dann im Sommer oder beim nächsten Deutschland-Cup ihre Chance erhalten. Aber der WM-Kader ist für Nationalspieler da, und um Nationalspieler zu sein, musst du dich in die Mannschaft hineinspielen - und das ist einfacher für Spieler, mit denen wir Erfahrung haben.“
Der Berliner André Rankel hat beispielsweise überragende Playoffs, aber noch keinen Test in der unmittelbaren WM-Vorbereitung gespielt. Wie läuft es für ihn jetzt in der Nationalmannschaft?
Krupp: „Ich glaube, dass der André sehr wenig Probleme haben wird, weil wir ihn seit Jahren dabei haben. Er spielt - wenn er gesund ist - seit vier Jahren konstant mit und ist leicht zu integrieren.“
Wie planen Sie mit Spielern aus der NHL, etwa Dennis Seidenberg, die bei einem frühen Playoff-Aus Zeit für die WM hätten?
Krupp: „Wir beobachten die Playoffs genau, und wenn er ausscheiden sollte und gesund ist, muss man sich mit der Situation beschäftigen.“
Was sind Ihre Ziele für die WM?
Krupp: „Das Ziel ist eigentlich bei jeder WM dasselbe, nämlich das Erreichen der Zwischenrunde.“
Die Erwartungen sind also nach dem sensationellen vierten Platz bei der Heim-WM im Vorjahr nicht gestiegen?
Krupp: „Bei uns wird keinerlei Übermut oder Leichtsinn ins Spiel kommen. Die Mannschaft ist erfahren genug. Da sind Spieler dabei, die unter anderem in der U18 und U20 auf- und abgestiegen sind. Die wissen genau, wo wir stehen. Ich glaube, wir sind sehr bodenständig und den Spielern ist klar, wie schwer die Aufgabe ist, die auf uns in der Slowakei zukommt.“
Aber durch den Erfolg 2010 muss sich doch etwas geändert haben?
Krupp: „Die Weltmeisterschaft im eigenen Land war natürlich eine einmalige Erfahrung. Wegen der guten Platzierung stehen wir etwas mehr im Rampenlicht, und öffentliche Aufmerksamkeit ist für die Spieler eine positive Sache. Unsere Aufgabe als Nationalmannschaft ist, uns zu präsentieren. Wir sind im Free-TV, da wollten wir hin. Jetzt wollen wir das deutsche Eishockey im besten Licht darstellen.“
Welches der drei WM-Vorrundenspiele wird das wichtigste werden?
Krupp: „Wir haben zunächst zwei sehr schwere Gegner: Russland ist WM-Favorit und die Slowaken als Gastgeber stufe ich genauso stark ein. Von daher müssen wir im Spiel gegen Slowenien punkten.“
Die dritte Partie ist damit so etwas wie ein kleines Endspiel?
Krupp: „Ja, ich glaube schon.“