Millionenschwere rote Bullen auf rutschigem Eis
Das jüngste Projekt des Energiebrause-Herstellers steckt in seiner ersten Krise.
München. Der EHC München ist durch Großinvestor Red Bull zum neuen Finanzkrösus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) geworden. Sportlich dümpelt das Team als Tabellenachter aber nur im Mittelfeld. Zudem steht Trainer Pierre Pagé bei den Fans nach sechs Niederlagen in elf Spielen schon stark in der Kritik.
Und auch der vom österreichischen Clubbesitzer erhoffte Andrang des Eventpublikums zu den aufwendig inszenierten Heimspielen blieb bislang aus: Mit durchschnittlich 3187 Besuchern liegen die Münchner in der Zuschauertabelle auf dem vorletzten Platz.
Das 0:9 in Mannheim war die höchste Pleite in der 15-jährigen Vereinsgeschichte, das 0:3 gegen den Meisterschaftszweiten Kölner Haie bereits die vierte Niederlage im sechsten Heimspiel der Saison.
Das Fachblatt „Eishockey News“ bezeichnete die Münchner als „Lachnummer des Wochenendes“. Obwohl die mit mehr als 20 neuen Spielern komplett umformierte Mannschaft im Juli so früh wie keine andere in der DEL mit dem Eis-Training begann, ist es den Profis noch immer nicht gelungen, das von Pagé gewünschte laufintensive Hochgeschwindigkeits-Eishockey zu verinnerlichen.
„Vor allem die Importspieler glauben noch nicht an unsere Philosophie“, konstatierte Pagé. Im Umfeld rumort es. Manager Christian Winkler äußert sich — wohl auf Anweisung des Clubbesitzers — nicht mehr zu sportlichen Dingen. Pagé wirbt um Geduld: „Meine Erfahrung sagt mir, dass man drei Jahre braucht, um ein Projekt dieser Größe erfolgreich zu gestalten.“
Diese Erfahrungen hat Red Bull auch beim Fußball in Leipzig machen müssen. Dort stieg der Brausehersteller-Club trotz Millionen-Etats auch erst im dritten Anlauf aus der Regionalliga in die dritte Liga auf, wo Rasenballsport jetzt zumindest am Aufstieg in die zweite Liga schnuppert.
Reibungslos läuft es dagegen in der Formel-1, wo Sebastian Vettel die Bullen wohl zum vierten Titel fahren wird. Und bei den sogenannten Trend- und Extremsportarten, ist die Marke als Sponsor omnipräsent. Ob Snowboarden, Skaten oder Basejumping: Red Bull verleiht Flügel. Die Münchener Eishockey-Spieler und ihre Fans haben das allerdings noch nicht bemerkt.