College-Spieler Nächster Deutscher in der NHL? Tiffels überrascht im WM-Team
Ravensburg (dpa) - Im Weggehen murmelte DEB-Präsident Franz Reindl noch ein Lob für den Shootingstar im vielversprechenden deutschen Kader für die Eishockey-WM.
Frederik Tiffels, College-Spieler von der Western Michigan University, hat vor dem WM-Auftakt am Freitag gegen die USA mit erstaunlichen Auftritten auf sich aufmerksam gemacht und könnte die deutsche Überraschung werden. „Er ist erfrischend, schon Wahnsinn“, schwärmte Reindl nach der gelungenen WM-Generalprobe am Montagabend, bei der Tiffels mit zwei Toren und einem Assist zum Matchwinner beim 3:2 gegen Lettland aufgestiegen war. „Er ist in jedem Spiel besser geworden“, befand der Verbands-Chef.
Für das Eishockey-Spektakel in Köln und Paris vom 5. bis 21. Mai hat Bundestrainer Marco Sturm diesmal fast einen Luxuskader beisammen - und er hofft noch auf weitere NHL-Profis, in der aktuell wahrscheinlicheren Variante mit Korbinian Holzer und Torwart Philipp Grubauer. Den 21 Jahre alten Stürmer Tiffels hatte für das bereits mit drei NHL-Spielern verstärkte Aufgebot eigentlich keiner auf dem Zettel. Selbst Teamkollegen kannten ihn bis vor vier Wochen nicht. Nun steht der Kölner dicht vor seiner ersten WM-Teilnahme in seiner Heimat. „Einer überrascht bei so einem Turnier immer. Darauf bin ich gespannt“, hatte Reindl noch in der vergangenen Woche gemeint.
Tiffels, der mit seinen guten Leistungen in den vergangenen Wochen jeden Cut schaffte, war auch am Dienstag nicht unter den Spielern, die Sturm noch aus dem Aufgebot strich. Stattdessen traf es Pascal Zerressen von den Kölner Haien und Brent Raedeke von den Adler Mannheim. Tiffels hingegen ist dabei, wenn sich die DEB-Auswahl am Mittwoch erstmals in Köln auf das Spiel gegen die USA vorbereitet.
Mit 17 Jahren verließ er Deutschland, schloss in den USA die Highschool ab und wechselte dann zum College-Sport. Sein Ziel: die NHL. „Im Leben ist alles realistisch, wenn man nur genug dafür arbeitet. Das ist mein Traum, und den lebe ich jetzt noch weiter“, sagte der 21-Jährige nach dem Sieg gegen Lettland.
Vor zwei Jahren haben die Pittsburgh Penguins Tiffels gedraftet, mit den Scouts steht er im ständigen Austausch. „Ein toller Spieler. Ich muss gestehen, ich habe ihn vorher gar nicht gekannt. Nicht schlecht“, sagte der erfahrene Stürmer Felix Schütz bei Sport1.
Tiffels selbst hat sich an das Leben in den USA schon so sehr gewöhnt, dass er nach den richtigen deutschen Worten suchen muss. Er findet es „cool“, die erfahrenen NHL-Kollegen Dennis Seidenberg und Thomas Greiss im „realen Leben“ zu sehen. Zurückhaltend und respektvoll spricht der Youngster von „Herrn Ullmann“.
Wohl nur weil Routinier Christoph Ullmann mit einer Schulterblessur absagte, rückte Tiffels ins Aufgebot. Auf der Center-Position ist er auch Nutznießer davon, dass NHL-Star Leon Draisaitl mit Edmonton noch in den Playoffs spielt und Marcel Goc ebenfalls verletzt ausfällt. „Ich wollte ihn ausprobieren. Er hatte am Anfang Probleme, weil er Mittelstürmer spielen muss, drüben spielt er außen“, sagte Sturm.
Für die mit großen Erwartungen verbundene Bewährungsprobe bei der Heim-WM des jungen Bundestrainers ist die Qualität des Personals so hoch wie selten in den vergangenen Jahren. NHL-Routinier Seidenberg bringt Stabilität in die Defensive, dessen Teamkollege von den New York Islanders, Goalie Greiss, kann Partien alleine entscheiden. Bei der Generalprobe gegen Lettland zeigte auch dessen Backup Danny aus den Birken, dass auf ihn Verlass ist.
Weitere Qualität aus Nordamerika soll im WM-Verlauf hinzukommen. Sturm wartet noch auf das Ende der zweiten Playoff-Runde in der NHL mit deutschen Duellen. Die Tendenz geht momentan dahin, dass Verteidiger Holzer und Torhüter Grubauer noch zur WM fliegen könnten. Auch ein Kommen von NHL-Shootingstar Leon Draisaitl ist noch möglich.