Neuer Coach Kölliker: „Olympia als erstes Ziel“

München (dpa) - Der Schweizer Jakob Kölliker hat im Sommer als Nachfolger von Uwe Krupp die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft als Trainer übernommen. Beim Deutschland Cup von Freitag bis Sonntag in München gibt der 58-Jährige sein Debüt.

Im ersten Spiel trifft er gleich auf sein Heimatland. Köllikers Ziel ist es, das DEB-Team unter den Top-Acht-Nationen der Welt zu etablieren. Im dpa-Interview spricht der Berner über das deutsche Eishockey, ein mögliches Comeback von Florian Busch und seine Zukunft nach der WM im Mai.

Sie spielen am Freitag gleich gegen ihr Heimatland Schweiz. Welche Nationalhymne werden sie denn da singen?

Kölliker: „Singen keine, vielleicht die deutsche summen.“

Kennen sie den Text der deutschen Hymne schon?

Kölliker: „Nein, da muss ich mich mal schlaumachen im Internet.“

Ist das Spiel für Sie etwas Besonderes? Müssen sie sich zurückhalten?

Kölliker: „Ich denke nicht, dass ich mich da zurückhalten muss. Ich bin im Moment auf Deutschland getrimmt. Das ist jetzt meine Mannschaft. Alles andere verdänge ich. Da werden keine Sentimentalitäten aufkommen.“

Von ihrem Vorgänger Uwe Krupp, der lange in den USA lebte, wurde immer gefordert, in Deutschland verfügbar zu sein. Sie leben in Bern. War das bei den Vertragsgesprächen ein Thema?

Kölliker: „Sicher war das ein Thema. Aber ich kann das gut von Bern aus machen, ich lebe ja nicht in den USA. Ich bin drei, vier Tage pro Woche in Deutschland. Ob ich in Lindau oder Bern wohne - das ist doch kein Unterschied, wenn ich nach Berlin oder Hamburg muss.“

Was ist das Ziel für ihre Premiere beim Deutschland Cup?

Kölliker: „Man hat das Turnier zuletzt zweimal gewonnen und wir wollen wieder gewinnen. Wir wollen siegen, das ist immer das Ziel.“

Werden Sie im Vergleich zu ihrem Vorgänger etwas anders machen?

Kölliker: „Ich kenne Uwes Arbeit nicht im Detail. Man hat aber ja die Ergebnisse gesehen und das, was man von der Tribüne aus sehen konnte, hat sehr gut funktioniert: Da muss man sicherlich nichts ändern.“

Hatten Sie zuletzt Kontakt zu Krupp?

Kölliker: „Ich habe mit Uwe im Sommer gesprochen über Eishockey allgemein, nicht über die Nationalmannschaft. Denn das war sein Ding. Jetzt ist es mein Ding.“

Krupp hat den Deutschland Cup gewonnen, stand bei der WM im Halb- und zuletzt im Viertelfinale. Sind die Erfolge zusätzlicher Druck?

Kölliker: „Druck hat man im Profisport immer. Damit muss man zurecht kommen.“

Unabhängig vom Deutschland Cup - was sind ihre Ziele mit Deutschland?

Kölliker: „Unser erstes Ziel ist die Olympia-Qualifikation. Wir wollen uns also unter den Top Acht der Weltrangliste festsetzen. Dort sind wir derzeit, das wollen wir verteidigen und uns weiter entwickeln. Nur: Die Gegner hinter uns sind näher an uns dran als wir am siebten Platz. Daher müssen wir mit einem Auge nach hinten schauen. Aber ganz klar: Wir wollen nach vorne.“

Wo wollen sie da den Hebel ansetzen?

Kölliker: „Im internationalen Eishockey steht und fällt alles mit der Defensive. Im läuferischen und technischen Bereich muss man den Anschluss halten. Bei der aktuellen Mannschaft kann man da nicht viel machen, aber vor allem mit den jungen Spielern müssen wir daran arbeiten. Im physischen Bereich müssen wir uns nicht verstecken. Da sind wir Deutschen gut. Aber im läuferisch-technischen oder auch im taktischen Bereich gibt es sicher noch Luft nach oben.“

Hatten sie schon Kontakt zu den deutschen NHL-Spielern?

Kölliker: „Im Sommer per Telefon oder Email. Nach dem Deutschland Cup fliege ich für neun Tage rüber und nehme persönlich Kontakt zu den Spielern und ihren Managern auf - die sind ja fast so wichtig, wenn nicht wichtiger als die Spieler selbst.“

Bis zur WM soll es keinen festen Kapitän geben - spielen Führungsspieler für sie keine so große Rolle?

Kölliker: „Doch, Führungsspieler sind sehr wichtig. Das ist der innere Kern einer Mannschaft. Diejenigen, die bislang Führungsspieler waren, werden auch in Zukunft sicher wieder diese Rolle einnehmen. Ich will nur einfach noch keinen fixen Kapitän ernennen für die gesamte Spielzeit, sondern erst Gespräche führen.“

Florian Busch ist vor einem Jahr nach Querelen zurückgetreten. Gibt es Bestrebungen, ihn von einem Comeback zu überzeugen?

Kölliker: „Er will im Moment nichts wissen vom Nationalteam. Aber wir bleiben da am Ball. Vielleicht muss man da einfach Geduld haben. Ich hoffe immer noch, dass er sich irgendwann besinnt und wir ihn zurückgewinnen.“

Ihre Verpflichtung als Bundestrainer kam für viele überraschend, es gab andere Favoriten. Fühlen sie sich als Zweit- oder Drittlösung?

Kölliker: „Auch für mich kam das überraschend. Das spielt aber keine Rolle. Ich kenne die Hintergründe nicht, weiß nur, dass ich die Position einnehme und mich darauf freue. Ich mache alles Menschenmögliche, um dieser Position gerecht zu werden und das deutsche Eishockey zu fördern.“

Zunächst gibt es aber nur einen Jahresvertrag. Das klingt nicht so, als sei das Ganze auf eine lange Zusammenarbeit ausgerichtet...

Kölliker: „Wenn ich zufrieden bin und der DEB zufrieden ist, gibt es immer Wege. Es ist für beide Neuland. Da muss man sich einarbeiten und zurechtfinden. Daher haben wir erstmal nur einen Jahresvertrag gemacht. Das Ziel ist schon eine längerfristige Zusammenarbeit.“