NHL in Berlin: „Heimspiel“ für Ehrhoff und Co.

Berlin (dpa) - Die deutschen Eishockey-Fans fiebern der NHL-Premiere in Berlin entgegen - Hauptdarsteller Christian Ehrhoff freut sich neben dem historischen „Heimspiel“ auch auf seine Familie.

In ihrer 95. Saison wagt die beste Eishockeyliga der Welt erstmals einen Trip nach Deutschland und zieht Fans und Medien gleichsam in ihren Bann. Beim Duell der Spitzenteams Buffalo Sabres und Los Angeles Kings steht am vor allem einer im Fokus: Nationalverteidiger, NHL-Vizemeister und Top-Verdiener Ehrhoff. Der 29-Jährige ist in Nordamerika längst ein Superstar - dennoch spricht der Sabres-Profi von einem „einmaligen Erlebnis“.

Der Andrang auf Tickets für das Spiel in der Berliner Arena am Ostbahnhof war entsprechend gewaltig, innerhalb von zwei Tagen hatten die Veranstalter nahezu alle Karten verkauft - und das bei Preisen von bis zu 269 Euro. „Dazu kommen 125 akkreditierte Journalisten“, berichtete Moritz Hillebrand von der Anschutz-Gruppe, die die Berliner Halle besitzt. Dass die LA Kings auch zum Portfolio des kalifornischen Millionenkonzerns gehören, dürfte bei der Wahl des Spielorts nicht unerheblich gewesen.

Durch das Gastspiel an der Spree hoffen alle Beteiligten auf einen Werbe-Coup. „Auf jeden Fall ist es schön, wenn das Eishockey mal wieder in der Sportpresse im Mittelpunkt steht“, sagte Galionsfigur Ehrhoff dem Fachblatt „Eishockey News“ und meinte ganz persönlich: „In Berlin kommen meine ganze Familie, Schwiegereltern und natürlich viele Freunde. Meine Frau und Kinder sind momentan noch in Deutschland und kommen dann nach Berlin.“ Mit einem Jahresgehalt von 10 Millionen Euro ist Ehrhoff der bestbezahlte NHL-Abwehrspieler.

Auch die Hausherren in der o2 World gehen nicht leer aus: Beim Warmlaufen tragen die Kings-Stars zum Dank extra angefertigte Trikots der Eisbären Berlin. Der DEL-Verein nimmt für den NHL-Höhepunkt in Kauf, auf einer kleineren Eisfläche zu spielen. Die Europa-Maße sind nämlich andere als in Nordamerika und zum rechtzeitigen Umbau für das DEL-Spiel gegen Mannheim am 9. Oktober reicht die Zeit nicht.

Die NHL schließlich hofft auf einen Fan-Schub. Allerdings machte sich die Liga in Europa zuletzt kaum Freunde, denn noch immer gibt es keinen TV-Vertrag für Deutschland und andere Länder. Die etwas mehr als 14 200 Zuschauer in Berlin könnten daher bis auf weiteres die letzten sein, die in Deutschland ein NHL-Match live erleben.

Nichtsdestotrotz herrscht Feiertagsstimmung bei Fans und Spielern, nicht nur in Deutschland. Der österreichische Star Thomas Vanek meinte: „Ich kann es kaum erwarten, am Samstag aufs Eis zu laufen.“ Nicht weniger als 2000 Eintrittskarten gingen nach Österreich. „All das ist unfassbar aufregend, nicht nur für Berlin, sondern für ganz Europa“, sagte der Buffalo-Stürmer und Topscorer der vergangenen Saison. „Ich freue mich schon eine ganze Weile auf diesen Abstecher.“

Einzig Jochen Hecht reist traurig in die deutsche Hauptstadt: Der Sabres-Routinier ist wegen einer Gehirnerschütterung nur Zuschauer. Schon das letzte Testmatch von Buffalo am 4. Oktober bei den Adler Mannheim (8:3) hatte Hecht ausgerechnet in seiner Heimat verpasst.

Zumindest bleibt Hecht etwas organisatorischer und sportlicher Stress erspart. Nur 24 Stunden vor dem Spiel in Berlin bestreiten die Sabres nämlich in Helsinki ihren NHL-Auftakt gegen die Anaheim Ducks. Am Samstagmorgen steht bereits ein Training in Berlin auf dem Programm. Unmittelbar nach der Partie ist noch in der Nacht auf Sonntag der Rückflug der Sabres in die USA angesetzt.