NHL Mehr als den Stanley Cup braucht Ehrhoff nicht
Warum der Eishockey-Star aus Krefeld für verhältnismäßig wenig Geld zum Mitfavoriten LA Kings geht.
Krefeld. Damals, im Juni 2011, war das große Ziel zum Greifen nah. Der Stanley Cup. Die ultimative Trophäe für jeden, der als Kind zum ersten Mal die Schlittschuhe schnürt und einen Eishockeyschläger in die Hand nimmt. Christian Ehrhoff und seine Vancouver Canucks führten im Finale der nordamerikanischen NHL 3:2 gegen die Boston Bruins. Ein Sieg fehlte. Doch Boston gewann beide Spiele. An der Ostküste der USA begannen die tagelangen Feierlichkeiten, an Kanadas Westküste verwüsteten enttäuschte Fans die Innenstadt.
Christian Ehrhoff, 33, gebürtiger Krefelder und einer der besten Verteidiger, die das deutsche Eishockey je hevorgebracht hat, wird diesen Juni 2011 nie mehr vergessen. Die Chance, seinen Namen auf dem 123 Jahre alten Pokal zu lesen und in den Kreis der besten Spieler aller Zeiten aufzusteigen, kam seitdem nicht wieder. Nicht in Buffalo, wo Ehrhoff steinreich wurde, aber in einem Team spielte, das Jahr für Jahr seine besten Spieler verlor. Nicht vergangene Saison in Pittsburgh, wo er mit Starspielern wie Sidney Crosby oder Jewgeni Malkin agierte. Aber in der Breite fehlte es. Und Ehrhoff fiel nach zwei Gehirnerschütterungen die halbe Saison aus.
Nun startet Christian Ehrhoff den nächsten Versuch. Mit Blick auf sein Alter vielleicht einen seiner letzten. Bei den Kings aus Los Angeles. Bei dem Team, das in den 90ern Wayne Gretzky aus Edmonton verpflichtete und einen Eishockey-Boom im heißen Kalifornien auslöste. Und das erst 2012 und 2014 Meister war. „Ein Topteam, das die Chance hat, um den Stanley Cup mitzuspielen“, sagt Ehrhoff und macht keinen Hehl daraus, dass es ihm nur noch darum geht. Er hat alles erlebt. Ehrhoff war Nachwuchstalent, Mitläufer und Leistungsträger. Seine Teams standen mal ganz oben und mal ganz unten.
Mehr als 55 Millionen Dollar hat der Krefelder in seinen elf NHL-Jahren verdient. Mehr braucht er nicht zum Leben. Aber er braucht diesen Titel. Den einzigen der großen Drei im internationalen Eishockey, der realistisch ist. Mit der Nationalmannschaft sind WM- oder gar Olympia-Siege nur auf der Play Station möglich.
Entsprechend stört es ihn weniger, dass er „nur“ 1,5 Millionen Dollar von den Kings bekommt. Bei anderen Teams wäre das Doppelte drin gewesen. „Geld ist nicht mehr ausschlaggebend. Die sportliche Perspetive stand ganz klar an erster Position“, sagt er.
Es geht um andere Faktoren: Das Leben in Kalifornien und einer der aufregendsten Städte der Welt. Der ebenso knochige wie spaßige Erfolgstrainer Darryl Sutter, den er schon aus seiner Zeit bei den San José Sharks kennt. Manager Dean Lombardi, ebenfalls früher bei den Sharks, der Ehrhoff damals aus Europa in die NHL holte. Die Superstars Jonathan Quick (Tor), Drew Doughty (Abwehr) und Anze Kopitar (Sturm). Und natürlich die Perspektive: „Ich denke, dass ich da eine gute Rolle spielen kann“, sagt Ehrhoff.
Zumal der russische Starverteidiger Slava Voynov wegen häuslicher Gewalt auf unbestimmte Zeit gesperrt ist. So ist sich Ehrhoff sicher, zu den Top-4-Verteidigern zu gehören. Vergangen Saison hatten sich die Kings verzockt und die Endrunde als amtierender Meister verpasst. Nun wollen die Könige zurück auf den Thron. Christian Ehrhoff wünscht sich nichts anderes.