NHL-Finale: Deutsches Duell um Stanley Cup

Boston (dpa) - Es wird heiß auf Nordamerikas Eis: Die „Best-of-Seven“-Finalserie um den Stanley Cup zwischen den Vancouver Canucks und den Boston Bruins elektrisiert auch „good old Germany“.

Mit Vancouvers Christian Ehrhoff und Bostons Dennis Seidenberg stehen sich erstmals zwei deutsche Stars im großen Showdown der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL gegenüber. Damit ist schon vor dem ersten Bully klar: In diesem Sommer wird es erstmals seit 15 Jahren wieder einen deutschen NHL-Champion geben. 1996 hatte der heutige Bundestrainer Uwe Krupp als bislang einziger deutscher NHL-Profi mit der Colorado Avalanche die älteste Mannschaftstrophäe der Welt gewonnen und dabei am 11. Juni 1996 in der dritten Verlängerung des vierten Finalspiels gegen die Florida Panthers sogar das siegbringende 1:0 erzielt.

„Ich hoffe natürlich, dass ich Uwe beerben kann“, sagte Seidenberg. Ehrhoff sieht dies selbstverständlich anders, ist aber generell froh, „dass der Stanley Cup wieder nach Deutschlad kommt.“ Im Duell zwischen dem 28-jährigen Moerser und dem ein Jahr älteren Nationalmannschaftskollegen aus Villingen-Schwenningen tut sich Krupp „ganz schwer, eine Prognose abzugeben.“ Beide Teams, so der künftige Coach der Kölner Haie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa, hätten sehr gut gespielt und knappe Serien, in denen sie schon kurz vor dem Aus standen, noch gewonnen.

Welcher Nationalverteidiger letztlich sein Nachfolger wird, ist für Krupp irrelevant: „Ich denke, das deutsche Eishockey und seine Fans sollten einfach stolz darauf sein, dass zwei deutsche Profis im Finale stehen.“

Im Duell der Besten aus dem Westen gegen das „Beast of the East“, das „Biest aus dem Osten“, ist ohnehin kein klarer Favorit auszumachen. Vancouver war das beste Team der Vorrunde, Boston gewann das einzige Treffen der beiden in der regulären Saison mit 3:1 in Vancouver, „doch das hat für das Finale natürlich nichts zu bedeuten“, meinte Seidenberg.

Vancouver stand 1982 und 1994 im Endspiel - und verlor beide Finalserien. Den Grund dafür sehen sie an der Pazifik-Küste bis heute darin, dass die Canucks-Kapitäne Stan Smyl und Trevor Linden die „Clarence Campbell-Trophy“ nach dem Gewinn der Western Conference in die Höhe reckten - dies gilt ligaweit als böses Ohmen. Diesmal hingegen stellte sich Mannschaftsführer Henrik Sedin nach dem entscheidenden 3:2-Sieg gegen die San Jose Sharks unter dem Jubel der 18860 Fans in der Rodgers-Arena für ein Foto nur neben den Pokal.

Auch in Boston blieb die „Prince of Wales-Trophäe“ für den Gewinn der Eastern Conference nach dem entscheidenden 1:0-Sieg im siebten Spiel gegen Tampa Bay unangetastet. Die Bruins waren bereits 17 Mal im Finale, zuletzt 1990, als sie den Edmonton Oilers unterlagen. Der Verein hat ohnehin vorrangig schlechte Endspiel-Erfahrungen gemacht, holte nur fünfmal den Cup. Der letzte Titelgewinn datiert aus dem Jahr 1972.

„Die Euphorie ist riesig“, sagte Seidenberg. Als er mit seinen Mitspielern von der Arena zum Flughafen fuhr, standen Tausende am Straßenrand und jubelten dem Team zu. Auch am Sitz der Landesregierung zeigt Boston Flagge. Dort weht ein riesiges Bruins-Banner.