Shanahan - Vom Raufbold zum Regelhüter
Boston (dpa) - Als Profi in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL galt Brendan Shanahan eher als Mann fürs Grobe. Jetzt hingegen arbeitet der 43-Jährige im feinen Zwirn. Shanahan ist Disziplinar - und hat reichlich zu tun.
In der ersten Playoff-Runde sperrte er neun Spieler, Raffi Torres (Phoenix) gar für 25 Partien. „Mein Job ist es nicht, die Regeln aufzustellen, sondern ihnen Geltung zu verschaffen“, betont Shanahan.
Als der Kanadier im Sommer den Posten übernahm, gab es viele Skeptiker. Shanahan hatte als Spieler WM- und Olympia-Gold sowie dreimal den Stanley Cup gewonnen und in seinen 1524 NHL-Spielen beachtliche 656 Tore erzielt; aber eben auch 2489 Minuten - oder umgerechnet rund zwei Tage - auf den Strafbänken von Washington bis Vancouver verbracht.
Bei seiner Metamorphose vom NHL-Star zum Regelhüter hat Shanahan, der während des Lockouts 1994/95 drei Spiele für die Düsseldorfer EG bestritt (nur vier Strafminuten), viel Kritik einstecken müssen. Er sei in seinen Entscheidungen nicht konstant, messe mit zweierlei Maß, heißt es. „Dieser Job muss mit einem OP-Messer durchgeführt werden, nicht mit einer Axt“, entgegnet Shanahan. Sein Augenmerk liegt vor allem auf absichtlichen und rücksichtslosen Stößen zum Kopf.
Das Gros seiner Arbeit verrichtet Shanahan im Videoraum. Hier studiert er die Fouls und begründet in Clips seine Sanktionen. Und hier hängt auch ein Zettel mit der Mission seines Teams: „Wir wollen das Spiel so sicher wie möglich machen und zugleich die intensive, physische und leidenschaftliche Art des Eishockeys bewahren.“