Schweiz vor WM-Reifeprüfung
Helsinki (dpa) - Jetzt gilt es für die Schweiz: Nach den drei Coups zum Turnierauftakt und der historischen Siegesserie stehen die Eidgenossen bei der Eishockey-WM vor der Reifeprüfung.
Die famosen Rekord-Cracks von Coach Sean Simpson spielen gegen Tschechien um den Einzug ins Halbfinale. Bestmarken, Serien oder Geschichtsbücher zählen dann nicht mehr, unterstrich der frühere DEL-Trainer. „Wir hatten einen großartigen Lauf, der interessiert jetzt aber nicht mehr.“ Mit sieben Siegen in sieben WM-Matches war die „Nati“ in Stockholm gestartet - das gelang ihr noch nie. Im Viertelfinale soll nun der achte Triumph folgen.
„Jetzt fängt quasi wieder eine neue WM an“, sagte Stürmer Matthias Bieber. Diese Einstellung gefällt dem Trainer, der sich von der mit den überraschenden Erfolgen über Schweden, Kanada und Tschechien gestarteten Siegesserie nicht ablenken lassen will. „Es spielt keine Rolle, ob es historisch ist oder nicht“, warnte Simpson im Schweizer Fernsehen. „Sieben Siege in Folge sind super. Aber die nächste Runde ist eine K.o.-Runde - wir müssen bereit sein.“
Gelingt den „Eisgenossen“ nach dem 5:2 in der Vorrunde der zweite Sieg über die Tschechen, würde die Schweiz erstmals seit 1998 wieder ins WM-Halbfinale einziehen. Für das Gratisblatt „20Minuten“ ist das Turnier in Schweden schon jetzt der drittgrößte Erfolg in der Schweizer Eishockey-Historie - nach EM-Gold 1926 und WM-Silber 1935.
Rechtzeitig zur entscheidenden WM-Phase hat die Auswahl um NHL-Profi und Topscorer Roman Josi einen weiteren Zugang aus der nordamerikanischen Profiliga bekommen. Star-Verteidiger Raphael Diaz wird dabei gegen die Tschechen ein bekanntes Gesicht auf der gegnerischen Seite sehen: Clubkollege Tomas Plekanec von den Montreal Canadiens, der ebenfalls nach dem NHL-Playoff-Aus nachnominiert worden war.
Die Cracks aus Montreal sind aber nicht die einzigen prominenten Neuankömmlinge aus Nordamerika. Titelverteidiger Russland setzt gegen die USA (12.00 Uhr) auf Alexander Owetschkin. Der beste Torjäger der NHL-Hauptrunde wurde am Mittwochabend in Helsinki erwartet und lud sogleich zum öffentlichen Training in die Hartwall Areena. Der Profi der Washington Capitals will sein drittes WM-Gold gewinnen.
Für den historischen Heimtriumph - seit 1986 in Moskau gewann kein Team mehr den WM-Titel im eigenen Land - hatten die Schweden in der Vorwoche die Zwillingsbrüder Daniel und Henrik Sedin aus Vancouver eingeflogen. Mit je einem Tor und Assist unterstrichen die Rotschöpfe am Dienstag beim 4:2 gegen Dänemark auch gleich ihre Gold-Ambitionen vor dem Viertelfinale gegen Kanada (20.15 Uhr).
Co-Gastgeber Finnland kann derweil auf Mikael Granlund zählen, der mit seinem Zaubertor gegen Russland bei der WM 2011 für Furore gesorgt hatte und auch am Dienstag beim 3:2 nach Verlängerung über Lettland mit einem sehenswerten Powerplay-Treffer erfolgreich war. Die Suomis treffen in Helsinki auf die Slowakei (17.30 Uhr).