WM-Mutmacher und Sorgen beim DEB-Team
Oberhausen (dpa) - Das Kribbeln bei Marco Sturm ist wenige Tage vor seinem WM-Einstand als Eishockey-Bundestrainer noch nicht da. Nach dem 5:3 und 3:4 in den WM-Testpartien in Oberhausen gegen Weißrussland gab er sich entspannt wie eh und je.
Sein Team bekommt vor der WM-Generalprobe in Basel nur eine kurze Verschnaufpause. Schon am Montag trifft sich die Mannschaft in der Schweiz. Am Freitag beginnt die WM in Russland, dann trägt Sturm zum ersten Mal bei einem so wichtigen Turnier die Verantwortung. Die Stimmung ist positiv, das Team lässt auf Erfolge hoffen. Muss sich der einstige NHL-Profi also keine Sorgen machen? Ein Pro und Contra:
DAS SPRICHT FÜR EINE ERFOLGREICHE WM:
DER KADER: Mancher redet vom besten WM-Personal seit langem. Das Nationalteam ist unter Sturm attraktiv, auch für NHL-Profis. Erstmals seit Jahren habe es einen ernsten Konkurrenzkampf um die WM-Plätze gegeben, bestätigte Kölns Verteidiger Moritz Müller. „Davor war es so, dass wir Spieler brauchten und gehofft haben, es kommen noch welche“, erklärte Stürmer Felix Schütz. 13 Spieler fallen aus, unter Sturms Vorgänger Pat Cortina sagten 2015 mehr als 20 ab.
OFFENSIVE: Leon Draisaitl und Tobias Rieder, erst 20 und 23 Jahre alt, aber zwei, die in dieser Saison in der NHL aufsehenerregend gewirbelt haben. Gemeinsam mit DEL-Toptorjäger Patrick Reimer bilden sie das Prunkstück im Angriff und können gegen Gegner wie Frankreich und Weißrussland den Unterschied ausmachen. „Es ist noch sehr, sehr viel Luft nach oben“, warnte Edmontons Center Draisaitl nach bereits glänzenden Auftritten. Auch die Reihe um den Kölner Philip Gogulla, Schweden-Legionär Schütz und Brooks Macek aus Iserlohn überzeugt.
EHRHOFF ALS VERSTÄRKUNG: Einen Christian Ehrhoff kann die Defensive bestens gebrauchen. Der NHL-Routinier von den Chicago Blackhawks stößt vor der Generalprobe zum Team. „Er ist nicht umsonst einer der besten deutschen Verteidiger aller Zeiten“, behauptete Moritz Müller. Korbinian Holzer von den Anaheim Ducks wird als vierter NHL-Spieler bei der WM dabei sein und die Abwehr weiter verstärken.
DAS SPRICHT GEGEN EINE ERFOLGREICHE WM:
DIE DEFENSIVE: Sah in der Vorbereitung noch etwas wacklig aus. „Daran müssen wir noch arbeiten“, räumte Arizona-Stürmer Rieder ein. Beim 5:3 im ersten Duell mit den Weißrussen fielen drei Gegentore in fünf Minuten, ein 3:0 war weg. Gerade in der Abwehr machen den Deutschen Verletzungen zu schaffen, etwa von Bostons Dennis Seidenberg oder Justin Krueger vom Schweizer Meister SC Bern. „In der Verteidigung wird es schon etwas dünn“, erklärte Sturm vor den Zusagen von Ehrhoff und Holzer.
DIE TORHÜTER: Der WM-Held vom 2010, Dennis Endras, ist im Aufbautraining, der derzeit überragend haltende Thomas Greiss in den NHL-Playoffs gebunden. Möglicherweise hat Deutschland diesmal keinen Torhüter, der Spiele fast im Alleingang gewinnen kann. Alle drei deutschen Goalies sind international wenig erfahren. Wolfsburgs Felix Brückmann und Mathias Niederberger von der Düsseldorfer EG stehen vor ihren WM-Debüts, Ingolstadts Timo Pielmeier war 2015 erstmals dabei. „Das ist natürlich noch mal viel schneller“, sagte Pielmeier zum Unterschied zwischen WM und DEL.
UNERFAHRENER TRAINER: Mit der Entscheidung für Marco Sturm ging der Deutsche Eishockey-Bund im Sommer auch ein Risiko ein. Der 37-Jährige hatte keine Trainer-Erfahrung, bevor er das Nationalteam übernahm. Der Respekt der Profis ist dem deutschen NHL-Rekordspieler sicher, aber als Coach muss auch er noch lernen. „Man merkt natürlich, dass er sich bei Ansprachen noch etwas schwer tut“, verriet Schütz.