Frenzel stürmt an die Spitze
Der Kombinierer gewinnt den Weltcup-Auftakt. Deutsche Athleten zu Beginn der Olympia-Saison mit Licht und Schatten.
Düsseldorf. Zu Beginn des Olympia-Winters glänzen vor allem die Nordischen Kombinierer und die Rodler, einen enttäuschenden Weltcup-Start legten dagegen die Bobsportler hin.
Eric Frenzel trägt am liebsten Gelb. Der Weltcup-Gesamtsieger in der Nordischen Kombination der vergangenen Saison durfte am Samstag im ersten Rennen des Olympia-Winters im finnischen Kuusamo das Gelbe Trikot des Weltcup-Führenden tragen und hat es auch am Montag bei der Abreise in seinem Gepäck. Mit seinem Sieg verpasste Frenzel gleich zum Weltcup-Auftakt der Konkurrenz einen Denkzettel. „Wir wussten, dass Eric ein Pfund drauf hat, aber dass er gleich derartig explodiert, kam für uns alle überraschend“, lobte Bundestrainer Hermann Weinbuch den Weltmeister aus Oberwiesenthal. Am Sonntag führte Frenzel die deutsche Mannschaft außerdem auf den zweiten Platz im Mannschaftswettbewerb. Nach dem Springen hatte das deutsche Team noch auf dem vierten Rang gelegen. Nur Norwegen war nicht mehr einzuholen.
Zur Belohnung gab es das Nordamerika-Ticket, das ganz große Ziel Winterspiele war für Rodel-Senkrechtstarter Chris Eißler aber noch kein Thema. „An Olympia verschwende ich keinen Gedanken“, betonte der erst 20 Jahre alte Debütant nach seinem Überraschungscoup am Samstag beim Heim-Weltcup in Winterberg. Bei schwierigen Witterungsbedingungen hatte der junge Zwickauer die Gunst der Stunde genutzt und mit seinem Sieg die gesamte Weltelite um Olympiasieger Felix Loch mächtig düpiert. Die Beförderung kam umgehend: Nun darf er an den beiden nächsten Wochenenden bei den Weltcups in Kanada und den USA antreten. Eißlers Erfolg glich im sonst eher berechenbaren Rodel-Sport einer Sensation, die Siege von Eiskönigin Natalie Geisenberger und ihren Doppelsitzer-Kollegen Tobias Wendl und Tobias Arlt waren dagegen standesgemäß.
Diesen Tag werden die Beckerts so schnell nicht vergessen: Stephanie fiel schon am Morgen ein Stein vom Herzen, als nach einer „nächtlichen Rechnerei“ überraschend ihr Olympia-Start über 5000 Meter in Sotschi perfekt war. Und dann lief ihr Bruder Patrick (Foto) beim Eisschnelllauf-Weltcup in Astana über 10 000 Meter als Dritter auf das Podest und sorgte für die beste Saison-Platzierung der deutschen Männer. Stepjanie Beckert hatte die insgesamt neunte Zeit erzielt, doch weil zwei der fünf Niederländerinnen aus der Wertung fallen und die beiden Weltcup-Führenden Martina Sablikova und Claudia Pechstein sicher über das Weltcup-Ranking qualifiziert sind, rutscht Beckert doch noch ins Feld der 16 Olympia-Starterinnen. Die 41-jährige Claudia Pechstein beeindruckte in Astana mit Platz zwei über 5000 Meter und war auch auf den ungeliebten 1500 Metern auf Platz sechs beste Deutsche.
Ein Jahr nach seiner Verletzung kam Ski-Rennläufer Tobias Stechert (Foto) in Lake Louise (Kanada) auf Rang elf und sicherte sich damit die halbe Qualifikationsnorm für die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Der Oberstdorfer ballte nach dem zweitbesten Resultat seiner Weltcup-Karriere zufrieden die Faust. Den Sieg holte sich Dominik Paris (Italien). „Das war ein gutes Comeback“, lobte der Alpin-Direktor des Deutschen Skiverbands, Wolfgang Maier.
Weniger zufriedenstellend waren die Leistungen der höher eingeschätzten alpinen Damen. Maria Höfl-Riesch wurde Achte im Super-G und Fünfte im Riesenslalom. Ihre angeschlagene Teamkollegin Viktoria Rebensburg landete im Super-G auf dem 13. Platz und schied im Riesenslalom aus. „Das ist ein Warnschuss gewesen“, urteilte Alpin-Chef Wolfgang Maier nach den Rennen auf der zukünftigen WM-Strecke in den Rocky Mountains. „Wir sind nicht optimal in die Saison gestartet. Das ist einfach ein bisschen zu wenig.“
Diese Auftakt-Klatsche tut den deutschen Bob-Assen richtig weh. Beim Saisonstart auf der Olympia-Bahn von 1988 im kanadischen Calgary hätte man mit den Platzierungen zwischen vier und sechs durchaus leben können. Doch die Abstände nach vorn, besonders beim Start, waren erschreckend. Daran änderte auch Rang zwei von Vierer-Weltmeister Maximilian Arndt im großen Schlitten hinter dem überragenden Doppelsieger Steven Holcomb aus den USA nichts. „Wir wussten, dass wir am Start noch nicht mithalten können, weil unser Formaufbau mit Blick auf Olympia ein anderer ist. Aber dass wir so weit zurück sind, war ernüchternd“, meinte Zweierbob-Weltmeister Francesco Friedrich frustriert.
Ein Sturm verhinderte beim Biathlon-Weltcup im schwedischen Östersund beide Verfolgungsrennen. Beim Sprint lief Arnd Peiffer am Samstag als bester Deutscher auf Platz fünf. Stürmische Böen führten am Samstagabend auch zum Abbruch des Skisprung-Wettkampfs im finnischen Kuusamo. Marinus Kraus, der am Freitagabend als Zweiter erstmals auf das Weltcup-Podest geflogen war, trat dennoch gut gelaunt die Heimreise an. dpa