Für Gold-Kanuten beginnt Quali für Heim-WM

Duisburg (dpa) - Trotz der erfolgreichen Olympischen Spiele machen alle Topkanuten weiter, statt auf dem vermeintlichen Karrierehöhepunkt den Schlussstrich zu ziehen. Immerhin steht im August die Heim-WM in Duisburg an.

Am Wochenende startet die nationale Ausscheidung.

Der Zufall war im Herbst des vergangenen Jahres Reiner Kießlers engster Vertrauter. Als der Kanu-Bundestrainer kurz nach den glänzend verlaufenden Olympischen Spielen darum bangen musste, dass einige seiner besten Athleten auf dem vermeintlichen Karrierehöhepunkt Schluss machen würden, kam wie aus dem Nichts ungeplante Hilfe dazu: die kurzfristige Vergabe der Weltmeisterschaft nach Duisburg.

„Das hat es mir natürlich viel einfacher gemacht, Topathleten wie Katrin Wagner-Augustin von einem weiteren Jahr zu überzeugen“, gesteht Kießler.

Auf die WM vor eigenem Publikum will die 35-Jährige nun genauso wenig verzichten wie die restlichen Gold-Asse um die Olympiasieger Sebastian Brendel, Peter Kretschmer, Kurt Kuschela sowie Franziska Weber und Tina Dietze. Und der Weg zum Heim-Abenteuer Ende August in Duisburg führt über - Duisburg. Auf der Regattabahn am Niederrhein startet an diesem Wochenende die erste von zwei nationalen Ausscheidungen für die Großereignisse des Jahres, zu denen auch die Europameisterschaft im Juni in Portugal gehört. „Schon da wollen wir unsere stärksten Athleten an den Start bringen“, sagt Kießler.

Duisburg hatte kurzfristig für Rio de Janeiro die Rolle des WM-Gastgebers übernommen, da die Brasilianer aus finanziellen Gründen passen mussten. Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) meldete sich prompt, als der Weltverband ICF nach einem Ersatzkandidaten fahndete. „Wir stehen im Fokus, da wir die einzige olympische Sportart sind, die in diesem Jahr eine Heim-WM in Deutschland hat. Wir wollen daher nicht nur ein sportliches, sondern auch ein kulturelles Highlight setzen“, kündigte DKV-Präsident Thomas Konietzko bereits an.

Am liebsten natürlich mit möglichst vielen Weltmeistern aus dem eigenen Lager. „Ich habe ein gutes Gefühl, dass alle bewährten Athleten ihre Leistung bringen - und bin gespannt auf den Nachwuchs“, sagte Kießler vor den ersten Qualifikationsläufen. Erst im vorigen Jahr hatten die Canadier-Zweier-Piloten Kretschmer/Kuschela bei den Qualifikationsläufen für Aufsehen gesorgt. Im Kampf um London setzten sich die Neulinge überraschend gegen die Weltmeister Tomas Wylenzek/Stefan Holtz durch - und gewannen dann gar Olympia-Gold.

Der Qualifikationsmodus allerdings ist ausgefuchst und kompliziert. In diversen Rennen müssen sich die Athleten an diesem Wochenende sowie bei der zweiten nationalen Ausscheidung drei Wochen später (3. bis 5. Mai) beweisen - und sich schließlich in den Kurz- und Mittelstreckenranglisten, die erstellt werden, möglichst vorne platzieren. Vergangenes Jahr scheiterten daran neben Holtz und Wylenzek auch Nicole Reinhardt im Kajak-Einer und Paul Mittelstedt, die noch ein Jahr zuvor in Szeged Weltmeister geworden waren.

Reinhardt setzt aus krankheitsbedingten Gründen weiter aus, ebenso die medaillenlos gebliebenen Olympia-Teilnehmer Silke Hörmann und Tim Wieskötter. London-Bronzemedaillengewinner Andreas Ihle fehlt angeschlagen bei der ersten Ausscheidung, will aber im Mai bei der zweiten am Start sein. „Er hat mir gesagt, dass er heiß drauf ist. Die Heim-WM ist eben eine riesige Herausforderung“, weiß Kießler.