Fußball: Drama um Stielikes Sohn
Der einstige Weltstar und Nationaltrainer der Elfenbeinküste ist in großer Sorge. Seine Zukunft nach dem Afrika-Cup erscheint momentan fraglich.
Düsseldorf. Es sind die schwersten Stunden im Leben von Ulli Stielike und seiner Frau Doris. Der 23 Jahre alte Sohn Michael ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf der Intensivstation der Medizinischen Hochschule in Hannover in ein künstliches Koma versetzt worden. "Sein Zustand ist zwar stabil, aber sehr kritisch", sagt Stielike.
Hals über Kopf eilte der einstige Weltklassespieler nach Hannover. Stielike bereitete die Fußball-Nationalmannschaft der Elfenbeinküste auf den prestigeträchtigen Afrika-Cup vor, der am 20. Januar in Ghana beginnt. Nach der Weltmeisterschaft 2006 hatte Stielike als Nachfolger des Franzosen Henri Michel sein Amt angetreten. Sein Vertrag endet nach dem Turnier. Gestern hatten die Nachrichtenagenturen schon von einem Rücktritt Stielikes berichtet. Davon will der 42-malige deutsche Nationalspieler, 1980 Europameister und zwei Jahre später in Spanien Vize-Weltmeister mit der deutschen Nationalmannschaft, aber (noch) nichts wissen.
"Michael steht auf der Liste für eine Lungentransplantation", berichtet Stielike, der Tag und Nacht auf der Intensivstation in Hannover verbringt. "Wir warten auf ein Spender-Organ. Am Wochenende hat Michael einen Kollaps erlitten. Ernster kann die Lage gar nicht mehr sein."
Der ivorische Fußball-Verband sicherte seinem Nationaltrainer jede Hilfe zu. "Wir werden abwarten, bis sich seine familiäre Situation normalisiert hat", sagte Quattara Hegaud, der Generalsekretär des ivorischen Verbandes, der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir werden Ulli Stielike wieder an der Spitze unserer Nationalmannschaft sehen." Henri Michel hatte den Job quittiert, nachdem die Ivorer in der Vorrunde der Weltmeisterschaft 2006 ausgeschieden waren. Die Betreuung des Teams um Superstar Didier Drogba vom FCChelsea übernimmt nun der Franzose Gerard Gili, der sich mit der Olympiamannschaft für Peking 2008 qualifizierte. "Ich habe mir Bedenkzeit erbeten", sagte Stielike. Gestern abend sagte er den Cup dann aber doch komplett ab.
Stielike spielte einst für Borussia Mönchengladbach Real Madrid und Neuchatel Xamax, galt immer als Vorzeigeprofi, pflichtbewusst, fleißig und ehrgeizig. Einer wie Stielike gibt niemals auf. Obwohl erstmals Zweifel an ihm nagen. "Es sieht nicht gut aus für Michael."
Beim Afrika-Cup wird Stielike seiner Mannschaft nun definitiv nicht zur Verfügung stehen. Die Elfenbeinküste spielt zum Auftakt gegen Nigeria und vier Tage später gegen Benin. Letzter Vorrundengegner ist Mali. Stielike hatte die Bundesligaprofis Boubacar Sanogo (Werder Bremen), Arthur Boka (VfB Stuttgart) und aus der Zweiten Liga Torwart Stephane Loboue (Greuther Fürth) und Steve Gohouri von Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach in seinen Kader berufen.
Stielike begann seine Trainerkarriere 1989 als Schweizer Nationaltrainer. Nach dem Rücktritt von Bundestrainer Berti Vogts wurde er vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zum Assistenten des glücklosen Erich Ribbeck berufen. Die Karriere beim deutschen Verband, für den Stielike auch als Nachwuchstrainer arbeitete, endete am 20. Juni 2006, als Matthias Sammer als neuer Sportdirektor den Trainerstand neu ordnete.
Geboren 15.11.1954
Karriere als Spieler Borussia Mönchengladbach (’72-’77), Deutscher Meister 1975,1976, 1977, Pokalsieger 1973, Uefa-Pokalsieger 1975, Real Madrid (’77-’85), Meister 1978, 1979, 1980, 1981, Uefa-Pokalsieger 1985, danach Neuchâtel Xamax, Meister 1987 und 1988, 42 Länderspiele Europameister 1980, Vize-Weltmeister 1982
Karriere als Trainer Nationaltrainer der Schweiz (1.7.’89-31.12.’91), Vereinstrainer bei Neuchâtel Xamax (1.1.’92-3.11.’93) und Waldhof Mannheim (1.7.’94-10.9.’95), beim DFB Assistent von Teamchef Erich Ribbeck (9.9.’98-7.5.2000), danach Trainer im Nachwuchsbereich des DFB, seit 14.September 2006 Nationaltrainer der Elfenbeinküste