Fußball/St. Germain: Wie ein Scheich aus Paris einen Giganten machen will

Trotz einer Investition von 80 Millionen Euro verliert St. Germain gleich zum Auftakt der Saison.

Paris. Uefa-Präsident Michel Platini reagierte eher unwirsch, als er gefragt wurde, was er vom Coup der Katari hält. Dem Franzosen, der für Financial Fairplay plädiert, kann es nicht gleichgültig sein, wenn nun auch in Frankreich ausländische Investoren wie Quatar Sports Investment für — je nach Kurs des Petro-Dollars — 40 bis 45 Millionen Euro 70 Prozent von Paris St. Germain übernehmen. Der 50+1-Regelung in der Bundesliga sei Dank, in Hamburg kommt Fly Emirates nur auf die Trikots. Aber in Paris. . .

Nasser Al-Khelaifi fordert für sein Geld die Meisterschaft und in naher Zukunft den Gewinn der Champions League. Da passte das 0:1 gegen Lorient zum Auftakt der französischen Meisterschaft wie die Faust auf das sprichwörtliche Auge. Lorient-Trainer Christian Gourcuff nach dem Coup: „Es gibt eben noch etwas anderes als Geld. Man muss auch zusammenspielen können.“ Das hätte Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre nach einem vergleichbaren Coup in der Bundesliga nicht besser ausdrücken können.

Das konnte nicht gut gehen. Die neuen Machthaber haben erst den alten Präsidenten gefeuert, dann im Juli einen neuen Sportdirektor installiert. Nun amtiert der Brasilianer Leonardo, der einst für Paris gespielt hatte. Erst dann wurde eingekauft, groß natürlich. Für 80 Millionen Euro wurden Trainer Antoine Kombouaré, immerhin früherer Nationalspieler, Neueinkäufe vor die Nase gesetzt.

Aber Jérémy Menez (AS Rom), Blaise Matuidi (AS St.Etienne), Milan Bisevac (Valenciennes) sind erst am 25. Juli zum Verein gestoßen. Mohamed Sissoko (Juventus Turin) und Salvatore Sirigu (Palermo) als neuer Stammtorhüter folgten drei Tage später. Vom 42 Millionen teuren Rekord-Transfer Javier Pastore (Palermo), der erst im September spielen wird, ganz zu schweigen.

Wie soll ein Trainer, der Neuzugänge einbauen muss, zwischen 25. Juli und 6. August eine Mannschaft formen? Lorient-Trainer Gourcuff: „Wir haben das Glück gehabt, zum Saisonauftakt in Paris spielen zu dürfen.“ Gourcuff sagte auch voraus, dass „das irgendwann ein Spitzenteam wird“.

Mit Trainer Kombouaré? Noch kennt niemand die Geduld der arabischen Klubbesitzer im Vergleich zu europäischen Präsidenten. Eines aber ist klar, hinter dem Kauf von Paris St. Germain und dem massiven Investment steckt eine Strategie, kein Mäzenatentum. Nasser Al-Khelaifi ist auch Sportchef des arabischen TV-Senders Al-Dschasira und blätterte 200 Millionen Euro für die Auslands-Übertragungsrechte an der französischen Liga auf den Tisch. Katar bereitet die Fußball-WM 2022 vor.

Das 0:1 am ersten Spieltag ist nur ein Unfall, noch keine Katastrophe. Aber jetzt geht es zum Tabellenführer Stade Rennes. Da ist kein weiterer Unfall erlaubt. Ansonsten droht die Katastrophe.