Fußball-Übertragungsrechte: Beben in der Liga bleibt aus
Fans der Bundesliga dürfen zu Billig-Sendern wechseln. Die Angebote aber sind kaum vergleichbar.
Luxemburg. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs hat die Aktionäre des Bezahlsenders Sky Deutschland am Dienstag aus allen Wolken fallen lassen. Die Richter haben entschieden, dass der Empfang von Fußballspielen über ausländisches Pay-TV nicht verboten sein darf. Als Reaktion brachen die Aktien bei dem Sender ein, der in Deutschland die Rechte für die Live-Übertragung der Bundesliga besitzt. Doch hat das Urteil, das die Börsianer erschüttert, auch Auswirkungen für den deutschen Fußballfan? Hier die wichtigsten Antworten:
Wird die Bundesliga im Pay-TV für mich günstiger? Das Urteil hat nach Aussage von Sky Deutschland keine Auswirkung auf die aktuellen Preise. Natürlich gibt es für Fußball-Fans Möglichkeiten von günstigeren Abonnements aus dem Ausland. Das aber mit Abstrichen (weniger Spiele im Angebot, kein deutscher Kommentar). Wer also bereit ist, für weniger Geld schlechtere Qualität zu bekommen, der kann zugreifen und einen Billig-Anbieter aus dem Ausland wählen.
Kurzfristig könnte auch Sky günstiger werden, mittelfristig spricht aber einiges dafür, dass die Fußball-Ligen ihren Heimat-Anbieter nicht vergraulen werden und stattdessen künftig die europäische Vermarktung stark einschränken. Wird der Markt im Ausland auf die neuen Möglichkeiten auch in Deutschland reagieren? Das ist jetzt rein rechtlich möglich. Medienexpertin Vera-Carina Elter hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass sich ausländische Sender Bundesliga-Rechte für die Verbreitung in Deutschland kaufen oder attraktiver gestalten werden. Im Gegenzug müsse schließlich eine gewisse Zuschauerreichweite in Deutschland garantiert werden.
Welche Auswirkungen hat das Urteil auf die Deutsche Bundesliga? Marketing-Experte Hartmut Zastrow erwartet nach dem Urteil „kein Erdbeben“ für die Bundesliga. Und doch werden die Vereine am Ende wohl in überschaubarem Ausmaß weniger Geld einnehmen, weil „die Ligen ihre Auslandsvermarktung komplett neu gestalten müssen“, wie Zastrow sagt. „Im schlimmsten Fall müssen sie diese sogar ganz streichen.“ Am Ende hat die Bundesliga im Konkurrenzkampf mit den großen Fußball-Ligen in Italien, England oder Spanien aber den Vorteil, nicht so stark von der Auslands-Vermarktung der Fernsehrechte abhängig zu sein wie die Spitzenklubs aus diesen Konkurrenz-Ländern.
Wie betroffen ist der britische Fußball von der Neuerung? In Großbritannien glauben Experten, dass das Urteil den Fußball in der Premier League massiv verändern kann. Die Fernseheinnahmen sind die Haupteinnahmequelle für die Vereine, die oft hohe Ablösesummen und Spielergehälter bezahlen. Und das Auslandsgeschäft ist hier ein deutlich größerer Geldeinnahmeposten. Wenn die Bezahlsender nicht mehr bereit sind, so viel wie bisher für die Übertragungsrechte hinzulegen, könnte sich das auch auf die finanzielle Potenz der Vereine auswirken.