Vettel: Erfolgsrezept eines Überfliegers
Der 24-Jährige wird in Suzuka wohl jüngster Doppel-Weltmeister aller Zeiten. Die Konkurrenz ist in dieser Saison chancenlos.
Suzuka/Berlin. Sogar die Dienstreise nach Japan dürfte Sebastian Vettel als Genuss erleben. Der 24-Jährige nahm die Vorfreude auf seinen zweiten Formel-1-Titelgewinn mit in den Jet. Schon im fünftletzten Rennen und sieben Wochen vor Saisonende wird der Red-Bull-Pilot am Sonntag in Suzuka wohl die WM entscheiden. Nur ein Pünktchen fehlt ihm noch. „Alles scheint zu klappen, wir sind in Topform“, erklärte Vettel. Das Erfolgsrezept des vermutlich bald jüngsten Doppel-Weltmeisters der Formel-1-Geschichte ist komplex.
Der Hesse hat die Saison vom Start weg dominiert. „Er hat vom Titelrennen im vergangenen Jahr viel gelernt“, sagte Teamchef Christian Horner. Mit kalkuliertem Risiko raste Vettel 2011 der Konkurrenz davon, nutzte praktisch jeden Fehler der Rivalen und machte selbst kaum welche. „Ich hoffe, dass ich in der Hinsicht einen Schritt nach vorne gemacht habe“, sagte er. Trotzdem gibt er keine Ruhe. „Sebastian gibt sich nie mit weniger zufrieden, als möglich ist“, sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko.
Vettels RB7 mit dem frivolen Spitznamen „Kinky Kylie“ gilt als Maßstab im Feld. Der Wunderwagen von Star-Designer Adrian Newey kam bislang mit fast allen Strecken bestens zurecht. Kaum Schwächen — und trotzdem viel zuverlässiger als im pannenreichen Vorjahr. Alle 839 Rennrunden überstand der Red-Bull-Bolide. Kein anderer Fahrer kam wie Vettel immer ins Ziel. „Ich fühle mich sehr wohl im Auto“, beteuerte der WM-Spitzenreiter. Das Gefühl darf er künftig auch daheim genießen. Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz will Vettel den RB7 zum Titel schenken.
Der Champion hat seine Mannschaft mit dem Erfolg und seinem Lausbuben-Charme fest auf seine Seite gezogen. „Wir können uns alle aufeinander verlassen und ziehen alle am gleichen Strang“, erklärte Vettel. Als Chef kann er aber auch knallhart sein. „Es gibt gewisse Situationen, wo vielleicht das Boot anfängt zu wackeln, aber wir kommen nicht vom Kurs ab“, lobte Vettel sein Team.
Das Geld von Getränke-Milliardär Mateschitz hat die rasante Erfolgsstory von Vettel maßgeblich gefördert. Vettel wurde schon als Zwölfjähriger ins Red-Bull-Nachwuchsprogramm aufgenommen. Vor allem dank der Millionen aus Österreich wurde der Rennstall vom schillernden Pop-Produkt zum Branchenführer der Königsklasse. Vorwürfe, dass Red Bull gegen die Vereinbarung mit allen Teams doch viel mehr als erlaubt ausgibt, sind dabei seit einiger Zeit ständiger Wegbegleiter. Mateschitz schwärmt von seinem Ausnahmefahrer. „Ich halte Sebastian für einzigartig“, sagte er.
Nicht zuletzt die fehlende Konstanz seiner Rivalen hat Vettel den Weg an die WM-Spitze geebnet. Sein Stallrivale Mark Webber konnte aus dem RB7 nicht wie Vettel das Maximum herausholen. Das McLaren-Duo Jenson Button und Lewis Hamilton patzte zu oft. „Wenn man als Erster ins Ziel kommt, gibt es viele Gründe, zufrieden zu sein. Zumeist ist es die Bestätigung dafür, dass man einen besseren Job als der Rest gemacht hat“, meinte Vettel.