1860 startet Mission Bundesliga - Aalen siegt hoch
München (dpa) - Köln und Hertha enttäuschen zum Zweitliga-Auftakt, auch St. Pauli und Geheimfavorit Ingolstadt sind noch nicht in Form. Besser gemacht hat es neben 1860 München vor allem Aufsteiger VfR Aalen, der mit einem hohen Sieg überrascht und die Tabellenführung übernimmt.
Von den Aufstiegsaspiranten haben nur die Münchner „Löwen“ zum Auftakt der 2. Fußball-Bundesliga den richtigen Biss bewiesen. Als einziger Mitfavorit fuhr der TSV 1860 beim Saisonstart im Unterhaus drei angepeilte Punkte ein. „Die Kulisse war supergeil, die Stimmung überragend“, meinte Sportchef Florian Hinterberger nach dem 1:0 im bayerischen Derby gegen Aufsteiger Jahn Regensburg.
Besonders zwei Erstliga-Absteiger enttäuschten. Der 1. FC Köln durch eine 0:1-Pleite bei Eintracht Braunschweig, Hertha BSC beim 2:2 gegen den SC Paderborn. Wie die Berliner heimsten auch der FC St. Pauli (0:0 in Aue) und der Geheimfavorit FC Ingolstadt (2:2 gegen Cottbus) jeweils nur Unentschieden ein. Am Montag schließt mit dem 1. FC Kaiserslautern ein weiterer heißer Bundesliga-Anwärter den ersten Spieltag ab, die Pfälzer treffen auf Union Berlin.
Zumindest bis dahin hat der VfR Aalen die Tabellenführung übernommen. Der Neuling überraschte am Sonntag beim MSV Duisburg durch einen überlegen herausgespielten 4:1-Kantersieg. „Das hätte ich mir in meinen kühnsten Fieberträumen nicht vorgestellt“, meinte der am Hantavirus erkrankte Coach Ralph Hasenhüttl. Zuletzt hatte der Österreicher länger pausieren müssen und war erst in der vergangenen Woche auf den Trainingsplatz zurückgekehrt, nachdem ihm die Ärzte grünes Licht gegeben hatten.
Die völlig umformierte Kölner Mannschaft um den früheren Düsseldorfer Thomas Bröker brachte in Braunschweig dagegen kaum etwas zustande. Orhan Ademi versetzte dem FC Mitte der zweiten Halbzeit den K.o. - und das nur 20 Sekunden nach seiner Einwechselung.
Die Sechziger Kulisse war zum Start einer weiteren Saison der Hoffnung dafür prachtvoll wie seit gut dreieinhalb Jahren nicht mehr - vor allem wegen der überaus hohen Erwartungshaltung im Umfeld. 45 300 Zuschauer bejubelten am Samstag einen knappen Sieg, den Regensburger Eigentorschützen Philipp Ziereis und 1860-Keeper Gabor Kiraly, der vier Minuten vor Schluss in sehenswerter Manier einen Strafstoß parierte. Sportdirektor Hinterberger hofft bei der Mission Aufstieg auf weitere Begeisterung: „Die Fans müssen uns auf dem steinigen Weg unterstützen, denn von selber geht in der zweiten Liga gar nichts.“
Für Hertha verhinderte der Brasilianer Ronny zumindest einen totalen Fehlstart. Mit einem Tor und einem fulminanten Freistoß, den Neuzugang Sami Allagui zum Last-Minute-Ausgleich verwertete, trug er maßgeblich zum 2:2 gegen den letztjährigen Überraschungs-Fünften aus Paderborn bei. „Wir brauchen Geduld - und die werden wir auch haben. Ich bin überhaupt nicht unzufrieden“, meinte Trainer Jos Luhukay, der aber auch um die viel höheren öffentlichen Erwartungen weiß.
Die sind auch auf dem Hamburger Kiez kaum geringer. Fast schon traditionell gelten die Paulianer von Jahr zu Jahr als heißer Bundesligakandidat, wenn sie nicht sowieso gerade im Oberhaus spielen. Vergangene Saison sprang trotz einer Niederlage in Aue immerhin Platz vier heraus, jetzt sicherte sich das Team von Trainer André Schubert einen Punkt im Erzgebirge. „Wichtig war, nicht zu verlieren“, meinte Kapitän Fabian Boll. Mittelfeldmann Fin Bartels versprach „Vollgas“ im ersten Heimspiel gegen den FC Ingolstadt.
Allerdings ist den Mannen von der Donau in dieser Saison ebenfalls vieles zuzutrauen. Dank großer Investitionen und zahlreicher prominenter Verstärkungen wie Christian Eigler (Nürnberg), Ümit Korkmaz (Frankfurt) und André Mijatovic (Hertha BSC) gilt der FCI als Geheimfavorit, rund die Hälfte aller Zweitliga-Trainer trauen dem oberbayerischen Club eine tragende Rolle zu.
Am Freitag gegen Cottbus ließ Tomas Orals Truppe ihr technisches Potenzial schon mal aufblitzen, verspielte aber leichtfertig eine 2:0-Führung. Boubacar Sanogo nutzte die Schlafmützigkeit im Schlussspurt zweimal für Energie. „Sehr ärgerlich“, fand Oral.