Auch beim KSC: Fans kritisieren Geheimtraining
München (dpa) - Einst zog Jürgen Klinsmann beim FC Bayern mit seinem Geheimtraining den Zorn der Fans auf sich - nun bekommen die Chefs des Karlsruher SC rauen Gegenwind von der Basis.
Die jüngste Ankündigung des badischen Zweitligisten, seine Anhänger von den Übungseinheiten auszusperren, stößt bei einigen auf Kritik. Dabei stehen die Karlsruher mit ihrer Maßnahme keineswegs alleine da - gerade im Fußball-Oberhaus sind Übungseinheiten unter Ausschluss der Öffentlichkeit fast schon an der Tagesordnung. So zog etwa Christoph Daum seine geheimen Trainingseinheiten in diesem Frühjahr mitten im Abstiegskampf mit der Frankfurter Eintracht zwar durch - am Ende aber brachte ihm die vermeintliche Alltagsruhe sportlich gar nichts: Von Spiel zu Spiel und von Geheimtraining und Geheimtraining präsentierte sich Daums Mannschaft mieser, am Ende stieg sie noch ab.
Der KSC will seine Fans künftig nicht konsequent ausschließen, er will es Woche für Woche in Maßen tun: Hier mal ein nicht-öffentliches Training, dort mal eines, in dieser Woche waren es zwei Einheiten. Ohnehin schauen im Schnitt nur wenige hundert Fans zu, bisher war das Training aber grundsätzlich jedermann zugänglich.
„Es gibt einfach einmal Dinge, die man neu einstudieren möchte oder man braucht einfach einmal Ruhe bei einer Einheit. Das kann ab und an mal vorkommen, von daher ist das nichts Besonderes“, sagt KSC-Trainer Rainer Scharinger nun. In der Tat ist das so - allerdings auch mit einem viel höheren Aufwand verbunden: Es fallen Kosten für Wach- und Ordnungspersonal an, Zäune müssen abgehängt, Schaulustige, Spione anderer Clubs und Journalisten verscheucht werden.
Letztlich auch eine Frage des Geldes und eine Abwägung, inwiefern Aufwand und Ertrag da noch im Verhältnis stehen. Vor Champions-League-Spielen europäischer Spitzenclubs sind geheime Abschlusstrainings die Normalität - bei einem Zweitligisten im Vorfeld seines gerade mal siebten Saisonspiels nicht unbedingt. Der KSC verspricht sich von seinen ersten nicht-öffentlichen Einheiten in dieser Woche eine ungestörte Einstimmung auf das Spiel in Düsseldorf.
Bei den meisten Bundesligisten ist es üblich, am Tag vor der Partie die Schotten dichtzumachen - so auch beim Meister Borussia Dortmund. „Jürgen Klopp möchte, dass seine Mannschaft zu diesem Zeitpunkt nicht mehr durch äußere Einflüsse gestört wird“, teilt Kommunikationschef Josef Schneck mit. Die Gladbacher Borussia, Bayer Leverkusen, der VfB Stuttgart und der FC St. Pauli halten es ähnlich - „der Grund ist, dass bestimmte Dinge trainiert werden, die nicht beobachtet werden sollen“, wie Gladbachs Medienchef Markus Aretz stellvertretend sagt.
Rekordmeister Bayern München stellte sich in dieser Woche dreimal seinen Fans und schloss sie am Donnerstag und Freitag aus. Die Einheiten des Hamburger SV seien zu 95 Prozent öffentlich, nur in Ausnahmefällen nicht, erklärt Sprecher Lars Wegener - „immer dann, wenn der Trainer das für eine gute Idee hält“. Strikter geht es beim SC Freiburg zu. Unter Alleinherrscher Volker Finke war noch alles öffentlich, Robin Dutt änderte die Praxis: Etwa die Hälfte aller Übungseinheiten sind inzwischen geheim.
Beim KSC sollen die Geheimtrainings eine Ausnahme bleiben, wie Coach Scharinger betont. Denn „eigentlich freuen wir uns ja, wenn vor allem in der Ferienzeit Zuschauer, insbesondere auch Kinder, zum Training kommen.“
Der einstige Bayern-Trainer Klinsmann musste vor drei Jahren einlenken. Klinsmann, damals noch gar nicht im Amt, und die Münchner Chefs kassierten ihre Ankündigung vom strikten Fan-Ausschluss nach nur wenigen Tagen schon wieder ein. Der Protest der Anhänger war erfolgreich.