3. Liga Die Renaissance der Zebras aus Duisburg

Auf- und absteigen — das scheint das stete Geschäft des MSV Duisburg zu sein. Jetzt sind die Meidericher wieder Erster in der 3. Liga. Mit Tendenz Aufstieg.

Der MSV Duisburg erhielt für die Saison 2013/14 keine Lizenz der 2. Fußball-Bundesliga. Ein bitterer Tiefpunkt in der Vereinsgeschichte.

Foto: Martin Gerten

Duisburg. Die Fans jubelten ihrer Mannschaft zu und die ließ sich nicht lange bitten. Alle Spieler des MSV Duisburg kletterten am vergangenen Samstag nach dem Abpfiff auf den Zaun und feierten mit den Anhängern das 1:0 gegen den Chemnitzer FC. Trainer Ilia Gruev kündigte derweil an, sich ein Gläschen Wein genehmigen zu wollen. Schließlich ist jetzt erst einmal Länderspiel-Pause. Und der MSV Duisburg verbringt sie als Tabellenführer der dritten Liga. Wie könnte man fast zwei Wochen besser genießen?

Vier Punkte beträgt der Vorsprung in dieser noch jungen 3. Liga auf ein Verfolger-Quintett. Der MSV Duisburg scheint also auf gutem Wege, den direkten Wiederaufstieg in die 2. Liga zu schaffen. Dort war die wegen finanzieller Zwänge mit einem Mini-Etat ausgestattete Mannschaft vergangene Saison zunächst hoffnungslos überfordert gewesen, kämpfte sich in der Rückrunde allerdings durch eine charakterstarke Leistung noch in die Relegation, um in dieser dann an den Würzburger Kickers doch zu scheitern. „Eigentlich galten wir ja schon als abgeschrieben. Plötzlich aber hatten wir die Rettung vor Augen. Dadurch war der Abstieg nicht so einfach zu verarbeiten“, sagte Sportdirektor Ivica Grlic.

Seit 2004 ist Grlic inzwischen bereits für den MSV Duisburg tätig. Zunächst sieben Jahre lang als Mittelfeldspieler, danach im nahtlosen Übergang als Sportdirektor. 2011 führte er die „Zebras“ als Kapitän auf den Rasen des Berliner Olympia-Stadions, auf dem das Finale um den DFB-Pokal gegen Schalke mit 0:5 verloren ging. Als Zweitligist natürlich dennoch ein Höhepunkt, doch nur zwei Jahre später lagen die Meidericher am Boden. Schulden in Höhe von über zehn Millionen Euro führten zum Entzug der Lizenz. „Ich stand damals drei Tage unter Schock“, sagte Grlic.

Zumal wegen der finanziellen Schieflage plötzlich noch nicht einmal die Drittliga-Lizenz sicher war. Nach deren Erhalt hatte Grlic ganze elf Tage Zeit, um einen Kader aus dem Hut zu zaubern. Umso überraschender der folgende siebte Platz, nahezu sensationell der Aufstieg 2015. Der unter diesen Vorzeichen nicht ganz unerwartete direkte Wiederabstieg scheint für den MSV aber offenbar keinen gravierenden Rückschlag darzustellen. Weil sich seit jenem schwarzen Juni 2013 viel getan hat.

Stadt, Fans und Verein bilden eine ungewöhnlich enge Gemeinschaft. Rund 6000 Dauerkarten wurden erworben. Bisher liegt der Zuschauerschnitt bei 12 859, lediglich der 1. FC Magdeburg (15 354) kann in der Liga derzeit einen höheren Schnitt vorweisen. Im Sommer hatte der Stadtrat trotz klammer Haushaltslage beschlossen, die Miete der Wedau-Arena pro Heimspiel von 900 000 Euro auf 300 000 Euro zu reduzieren. Darüber hinaus konnte der MSV mit einem US-amerikanischen Sportartikel-Hersteller einen Vertrag bis 2022 abschließen, welcher ein Gesamt-Volumen von rund sechs Millionen Euro besitzt.

In der Summe führte all das dazu, dass Grlic und Gruev keinen gravierenden Umbruch im Kader beklagen mussten. Der Umstand der Tabellen-Führung ist also auch einer gewissen Kontinuität im Kader zu verdanken — die Mannschaft ist eingespielt.

Doch es gilt, wachsam zu sein. Mit nur zwölf erzielten Treffern in zehn Spielen hat der MSV aktuell den achtschlechtesten Angriff der Liga. Der Erfolg basiert vor allem auf einer extrem starken Defensive, im eigenen Stadion gab es noch kein einziges Gegentor. Trainer Gruev weiß um diese Fakten. „Wir bleiben hier alle am Boden“, sagte der 46-jährige Bulgare.

Der Aufstieg aber ist für die Zukunft des Vereins von immenser Bedeutung. „In diesem Jahr stehen wir sicherlich nicht vor einer Entweder-oder-Saison, doch mit jeder weiteren Drittliga-Spielzeit wird es für uns immer schwieriger“, sagte Vorstandschef Ingo Wald.

Soll weiter ein konkurrenzfähiger Kader aufgestellt werden, muss der Etat unverändert bleiben. Da sind 80 Prozent mehr oder weniger an TV-Einnahmen natürlich gravierend, zumal noch 3,08 Millionen Euro Schulden getilgt werden müssen. „Wir können oben mitspielen, müssen aber stets hundert Prozent geben. Der Wille ist in dieser engen Liga entscheidend“, sagte Grlic. Bis jetzt zugunsten des MSV Duisburg.