Dresden lässt Aufstiegsparty platzen, Aue fast durch
Leipzig (dpa) — Im sonst so ohrenbetäubend lauten Dresdner K-Block herrschte fassungsloses Schweigen, Top-Torjäger Justin Eilers starrte ins Leere und zuckte immer wieder mit den Schultern.
Statt es bei einer wilden Aufstiegsparty krachen zu lassen, war beim Fußball-Drittligisten Dynamo Dresden nach der Nullnummer gegen Holstein Kiel die Luft raus.
Theoretisch ist Dynamo durch, praktisch eben noch nicht. „Wir haben es zu 99,999 Prozent perfekt gemacht. Es ist ärgerlich, denn wir hätten es gern komplett entschieden. Aber der Ball wollte einfach nicht rein“, sagte Pascal Testroet. Sturm-Partner Eilers vergab in der turbulenten Nachspielzeit die größte Chance, zudem rettete Kiel gleich zweimal auf der Linie.
Fünf Spieltage vor Saisonende sind es 15 Punkte Vorsprung und das um 27 Treffer bessere Torverhältnis gegenüber dem drittplatzierten VfL Osnabrück, der 2:4 bei Rot-Weiß Erfurt verlor. Die Rückkehr in die 2. Bundesliga nach drei Jahren Abstinenz ist nur eine Frage der Zeit.
Die willensstarken Kieler, in der Vorsaison erst in der Relegation knapp gescheitert, wollten es sich einfach nicht antun, wieder die Zuschauerrolle zu haben, während die andere Mannschaft feiert.
Auf Dresdner Seite Enttäuschung. „Das ist wie Weihnachten ohne Geschenke, ohne Beleuchtung, ohne Christkugeln, ohne alles — nur der nackte Baum“, sagte Dresdens Abwehrchef Michael Hefele. „Wir müssen einfach das nächste Spiel gewinnen und dann ist der Käse gebissen.“
Es reicht bereits ein Unentschieden in einem besonderen Spiel: Dresden muss am Samstag zum einstigen Erzrivalen 1. FC Magdeburg. Da nur 2000 Anhänger mit nach Magdeburg können, gibt’s im Dynamo-Stadion Public Viewing. Der K-Block wird dann wieder wahnsinnig voll und wahnsinnig laut sein.
Auch für den FC Erzgebirge Aue ist der direkte Wiederaufstieg nach dem 1:0 gegen den SV Werder Bremen II und nunmehr acht Punkten Abstand zu Osnabrück ebenfalls ganz nah. Doch klappt es für Dynamo in Magdeburg, könnte die Wartezeit für die Erzgebirger gerade mal eine Woche länger dauern. Dafür sorgte auch das Tor von Nicky Adler zum Sieg gegen Bremen. „Wir haben uns das Glück erarbeitet. Dass wir 1:0 gewonnen haben, spricht für uns“, sagte Adler. Der Rückkehrer ist eine der prägenden Figuren der neu zusammengestellten Mannschaft.
Osnabrück arbeitet schon seit fünf Jahren am Wiederaufstieg, und das Team von Trainer Joe Enochs wird wohl den Umweg über die Relegation nehmen müssen. Bei den abstiegsbedrohten Erfurtern reichte eine frühe Führung nicht, der VfL war einfach nicht abgezockt genug. „Wir haben verdient verloren“, bestätigte Enochs, „wir haben nach der Halbzeit zwei dumme Fehler gemacht und zwei Riesenchancen vergeben.“
Eine emotionale Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte erlebte Sven Köhler. Der neue Trainer des Chemnitzer FC nahm dabei vom Halleschen FC, wo er bis zum Frühherbst acht Jahre die Geschicke geleitet hatte, drei punkte mit. Das 2:1 bescherte seinem Team fast den Klassenverbleib, dem sich vor sechs Wochen schon im sicheren Mittelfeld wähnenden HFC dagegen steht nach dem siebten sieglosen Spiel in Serie so langsam das Wasser bis zum Hals.