Flohes Schicksal: Seit zwei Jahren im Wachkoma
Düsseldorf (dpa) - Es ist ein schweres Los, das Heinz Flohe und seine Familie tragen müssen. Seit zwei Jahren liegt einer der populärsten und besten Fußballer des 1. FC Köln im Wachkoma. Keiner weiß, ob der 64-Jährige jemals wieder ein anderes, ein möglichst normales Leben führen kann.
Seine Frau Ursula nicht, sein Sohn Nino nicht, auch nicht sein ehemaliger Mitspieler Wolfgang Overath. „Er liegt da, du streichelst ihm die Wange, er schaut dich mit großen Augen an und dreht sich wieder weg. Und du weißt nicht, ob er überhaupt etwas wahrnimmt“ - Overath ist betroffen, als er einen seiner Besuche bei „Flocke“, wie der 39-malige Nationalspieler in Köln genannt wird, schildert. „Das ist so traurig und tragisch. Flocke ist so ein feiner, anständiger, sauberer Kerl. Und er war einer unserer ganz großen Fußballer.“
Von 1966 bis 1979 war der am 28. Januar 1948 in Euskirchen geborene Flohe für den 1. FC Köln aktiv und prägte die Glanzzeiten dieses Vereins mit, für den er 453 Pflichtspiele absolvierte. 1977 wurde er mit dem FC Pokalsieger, ein Jahr danach führte er das Team als Kapitän zum Double. In der deutschen Nationalmannschaft bestritt er 39 Spiele, erzielte acht Tore und war Kadermitglied der Weltmeister-Mannschaft von 1974.
Viele wussten von seiner Herzschwäche. Auch Flohe selbst. Im Mai 2010 bricht er bei einem Spaziergang in Köln zusammen. Die Mediziner kämpfen um sein Leben. Flohe sollte wieder aus dem künstlichen Schlaf erweckt werden, in den ihn die Ärzte versetzt hatten. „Das sollte sein Gehirn entlasten, nach 24 Stunden sollte er aufwachen - doch er wachte nicht auf“, sagte Ursula Flohe der „Bild am Sonntag“.
Die Familie, auch die des FC, gibt die Hoffnung nicht auf. Es habe Fälle gegeben, bei denen Wachkoma-Patienten nach zehn Jahren wieder wach wurden, schilderte Flohes Frau, die ihren Mann in einem Rehabilitationszentrum in der Nähe von Düren mit pflegt.
In Köln haben sie „Flocke“ nicht vergessen. Am Freitag finden sich seine Freunde im Franz-Kremer-Stadion ein, um etwas für ihn zu tun. Der Erlös eines „Ehrenspiels“ für den ehemaligen FC-Kapitän kommt der Familie zugute. Overath: „Die Reha ist teuer. Da ist es doch eine Selbstverständlichkeit, dass man hilft.“
Für „Flockes Freunde“ laufen unter anderem Klaus Fischer, Dieter Müller, Peter Neururer und Dieter Prestin auf. Gegner sind die Alt-Internationalen des 1. FC Köln. Den Anstoß will Ursula Flohe ausführen. „Ich mache es gern für den Heinz. Aber ich muss sehr, sehr stark sein“, vertraute sie der „Bild am Sonntag“ an.