Herthas Geheimnis um „harten Hund“ Ronny
Cottbus (dpa) - Am Tag nach seinem jüngsten Zaubertor präsentierte sich Herthas derzeit angesagtester Profi Ronny als harter Hund. Trotz Kälte und Wind hatte der Brasilianer zum Auslaufen im ungemütlichen Berliner Olympiapark eine kurze Hose gewählt.
Von Euphorie zudem keine Spur.
„Es war ein hartes Stück Arbeit. Ich freue mich, dass wir gewonnen haben“, ließ der 26-Jährige übersetzen. Auf seinem linken Bein, verantwortlich für Schüsse mit über 200 Kilometer pro Stunde, klebte ein blaues Tap. So richtig verraten wollte Jos Luhukay das Geheimnis um den neuen Ronny nicht. Zweieinhalb Jahre kickt der Brasilianer mit dem linken Hammer schon für Hertha BSC. Vor dieser Saison wurde er meist nur als moralische Stütze für seinen Bruder Raffael wahrgenommen. „Er war noch nie so konstant, er war nie Stammspieler“, bemerkte Berlins Manager Michael Preetz nach dem 2:1-Sieg des Erstliga-Absteigers zum Hinrunden-Abschluss der 2. Liga bei Energie Cottbus.
Jetzt ist Ronny, der mit einem Supertor auch den zehnten Saisonsieg der Berliner gesichert hatte, mit acht Treffern und sechs Torvorbereitungen der Garant für Herthas neue Stabilität: Seit 15 Spielen ist der Berliner Club im Fußball-Unterhaus ungeschlagen.
„Das ist das großer Verdienst von Jos Luhukay“, betonte Preetz zum Thema Ronny: „Jos hat die richtig Ansprache, das ist bei Ronny nicht so einfach.“ Und dann gibt er doch ein kleines Interna von Fanliebling Ronny preis: „Er braucht Zuckerbrot und Peitsche.“
Trainer Luhukay drückte es diplomatischer aus: „Es ist einfach ein Geben und Nehmen. Es ist wichtig, dass Ronny seine Qualität erreicht.“ Was der Unterschied gewesen sei zwischen Hertha und Energie, sollte der Cottbuser Marc Andre Kruska erklären, nachdem die Lausitzer (28 Punkte) den Anschluss zum Tabellenzweiten Hertha (36) verloren hatten. Er musste nicht lange überlegen: „Ganz klar Ronny.“
Im jüngsten Heimspiel gegen Köln hatte der in Fortaleza geborene Ronny Heberson Furtado de Araújo seiner Hertha das 1:1 gesichert. In Cottbus nahm er sechs Minuten vor Schluss ein Zuspiel in der Luft an, dreht sich und schmetterte den Ball ins rechte untere Toreck. „Für diese Momente haben wir Ronny“, meinte Preetz, der sich bald um die Verlängerung des am Saisonende auslaufenden Vertrages mit dem Raffael-Bruder kümmern muss. Von Raffael selbst, der für rund zehn Millionen Euro vor dieser Spielzeit zu Dynamo Kiew gewechselt ist und dort keinen Stammplatz hat, spricht in Berlin derzeit keiner mehr.
„Er ist ein Teamspieler geworden“, beschrieb Trainer Luhukay einen wichtigen Punkt in Ronnys Entwicklung. Darüber hinaus bringe er weiter seine individuellen Qualitäten ein, ergänzte der Holländer. Sein Berater hat dem brasilianischen Profi strenge Regeln mitgegeben - auch für das Leben neben dem Fußballplatz. Ronny ist so schlank wie nie, er ernährt sich anders. Und er genießt das Leben mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Berlin. „Er hat sich unglaublich positiv entwickelt. Das freut mich“, bemerkte Luhukay, ohne mehr zu verraten.