Millionenspritze: Jordanier vor Einstieg bei 1860
München (dpa) - Die „Löwen“-Rettung durch einen steinreichen arabischen Investor wird konkret. Der jordanische Geschäftsmann Hasan Abdullah Ismaik will nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ beim TSV 1860 München einsteigen.
Ismaik möchte demnach den von der Pleite bedrohten Zweitligisten mit einem zweistelligen Millionenbetrag zurück in die Fußball-Bundesliga führen. „Wenn nichts Unvorhergesehenes auftaucht und alle Angaben, die der Verein genannt hat, stimmen, dann sollte dem Investment nichts im Wege stehen“, äußerte der 34-Jährige in der „SZ“ zu seinen Plänen.
Für 49 Prozent der 1860-Anteile soll Ismaik dem Vernehmen nach 13 Millionen Euro einbringen. „Abgesehen vom Kaufpreis rechnen wir, um die erste Liga zu erreichen, mit einer Investition von zehn bis 20 Millionen Euro bis 2014“, wird Ismaik zitiert. Das wären insgesamt bis zu 33 Millionen Euro. Die Wahrscheinlichkeit für sein Investment sei er im Moment „sehr hoch“. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) müsste allerdings die Verträge zwischen Club und Investor absegnen.
Vereinspräsident Dieter Schneider und Geschäftsführer Robert Schäfer wollten den Namen des möglichen Investor im Bayerischen Fernsehen nicht bestätigen. Ein „Großinvestor“ sei eine, aber nicht die einzige Lösung. Allerdings beweist der Umstand, dass Ismaik umgehend Mitarbeiter zu einer Buchprüfung („due diligence“) nach München entsenden will, dass eine Entscheidung bevorsteht. Der Jordanier will sogar persönlich aus New York zum Heimspiel der Sechziger gegen Energie Cottbus anreisen. Schneider nannte in der Sendung „Blickpunkt Sport“ einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen für die Prüfung. „Das ist ein üblicher Zeitrahmen.“
Mit einem Liquiditätsnachweis in Höhe von 1,5 Millionen Euro gegenüber der DFL konnte der Verein in der vergangenen Woche einen weiteren Punktabzug in der laufenden Saison abwenden und zunächst einmal den Spielbetrieb bis zum Saisonende sichern. Insgesamt benötigt 1860 aber kurzfristig mehr als zehn Millionen Euro, um eine Insolvenz und einen Zwangsabstieg verhindern zu können. „Es ist eine große Aufgabe, die wir vor uns haben“, erklärte Schäfer.
„Der mögliche Investor guckt sich die Verträge genau an und prüft die Situation. Dann sprechen wir auch über Strategisches“, berichtete Schäfer zum aktuellen Stand. Dabei sei wichtig, „dass wir das genau durchleuchten und beide Partner sich damit wohlfühlen“. Wichtig sei „die Perspektive für 1860 München“, betonte der Geschäftsführer.
Ismaik wäre der erste Investor aus dem arabischen Raum im deutschen Profi-Fußball. Nach den DFL-Statuten darf ein Geldgeber nicht die Mehrheit der Anteile innehaben. Der Jordanier betreibt laut „SZ“ offenkundig florierende Geschäfte bei Bauträgern, Ölfirmen und Beteiligungsgesellschaften an mehreren Standorten im arabischen Raum sowie New York und London. Über 1860 München will er sich offenbar Perspektiven und Kontakte auch in Deutschland eröffnen.
Bei den „Löwen“-Fans dürfte gut ankommen, dass Ismaik auch die Stadionfrage im Blick hat. Für den Fall eines Bundesligaaufstiegs müsse man auch über ein eigenes Stadion „nachdenken“, bemerkte er.
Aktuell ist ein Auszug aus der Allianz Arena allerdings kein Thema. Der Mietvertrag mit dem Stadioneigner FC Bayern läuft bis 2025. Rund 42 Millionen Euro muss 1860 bis dahin an die Bayern bezahlen. Man habe jedoch mit dem Lokalrivalen „Bedingungen aushandeln können, die es uns ermöglichen, in der Sanierungsphase mit wesentlich reduzierten Zahlungen durch die Zeit zu kommen“, sagte Schneider: „Und ich kann nicht reduzierte Bedingungen aushandeln und zum selben Zeitpunkt sagen, aber lieber wäre ich heute als morgen draußen.“