Nach Länderspiel-Absage: „Pass auf den Jungen auf“
Düsseldorf (dpa) - „Pass gut auf den Jungen auf, mehr als sonst, hat meine Frau gesagt.“ Michael Neubauer (42) aus Duisburg ist mit seinem Sohn (9) aus Duisburg gekommen, um das Auswärtsspiel seines MSV gegen Fortuna Düsseldorf anzuschauen.
Es ist das erste Profispiel nach der Länderspiel-Absage in Hannover am Dienstag und der Vater hat sich durchaus Gedanken gemacht: „Ich habe bewusst einen Platz an der Treppe genommen, wegen des Fluchtwegs.“
Dann ist es mucksmäuschenstill in der Düsseldorfer Arena. Der Stadionsprecher hat am Freitagabend zum stillen Gedenken an die Opfer der Terroranschläge aufgerufen, als „Zeichen gegen Terror und Gewalt“.
„Wer heute einen Böller wirft, hat einen an der Waffel“, sagt Holger Trappe (41). Er hat nicht gezögert, zum Spiel zu gehen: „Sonst kann man nirgendwo mehr hingehen“, sagt sein Bekannter Thomas Kehlinger (46).
„Man macht sich schon Gedanken“, sagt Sindy Krahé, die mit ihrem Sohn (6) gekommen ist. „Aber das Spiel ist zu klein für einen Terroranschlag. Merkwürdig ist nur, das keine Polizei zu sehen ist. Die sind bestimmt alle auf den Weihnachtsmärkten.“
Auch Heike Milan (46) hat kurz darüber nachgedacht, zu Hause zu bleiben: „Aber wir wollen uns nicht unterkriegen lassen. Ich fühle mich auch sicher, Düsseldorf steht nicht so im Zentrum.“ „Die Kontrollen sind schon besser als sonst - genauer. Find' ich gut“, sagt Horst Künster (59) aus Willich.
Das Zweitliga-Derby war bereits vor den Anschlägen in Paris als Risikospiel eingestuft worden. Entsprechend waren mehrere hundert Polizisten im Einsatz. Die Polizei hatte die Fans im Vorfeld ermahnt, auf Pyrotechnik wie Böller zu verzichten.
Bei den Fans mischte sich die gemischte Stimmungslage zwischen Trotz und Sorge wider: „Ich habe mit meinen Freunden diskutiert, ob wir hingehen“, sagte Sophie Quintas (20) aus Düsseldorf. „Wir wollen uns aber der Panikmache nicht beugen“, sagte die Studentin vor Spielbeginn. „Angst habe ich nicht, ich werde aber wachsamer sein als sonst.“
Andere Fans plagen eher Sorgen sportlicher Natur: „Ich habe mehr Angst vor dem MSV als vor dem IS“, sagte Thilo Semisch (43), Fortuna-Fan.