Präsident Schneider gibt im Machtkampf bei 1860 München auf

München (dpa) - Im zermürbenden Machtkampf mit dem Investor aus Jordanien hat Präsident Dieter Schneider beim TSV 1860 München das Handtuch geworfen. Der 65 Jahre alte Unternehmer wird nicht mehr für eine weitere Amtszeit bei dem von Führungsquerelen geplagten Zweitligisten kandidieren.

Diese Entscheidung gab Schneider vor Medienvertretern in München bekannt. Der seit Februar 2011 amtierende „Löwen“-Chef vermisste für eine weitere „langfristige Vereinsführung“ das für ihn „unabdingbare“ Vertrauen aller Vereinsgremien. „Das Thema Präsidiumsbesetzung hat inzwischen ein Niveau erreicht, das für das ohnehin angeschlagene Ansehen des Vereins schädlich ist“, erklärte Schneider enttäuscht.

Aus einer vom Aufsichtsrat erneut aufgeschobenen Entscheidung über dessen Wunschbesetzung des künftigen Präsidiums hatte Schneider abgeleitet, dass das Vertrauen in ihn „nicht in dem Maße vorhanden ist, wie es für eine gedeihliche Zusammenarbeit nötig ist“.

Aufsichtsratschef Otto Steiner äußerte Respekt und Bedauern für Schneiders Schritt. Der Verein verliere einen Kandidaten mit „hoher Reputation, maximalem Engagement und voller Identifikation“, äußerte Steiner. Schneider habe den Verein in seiner Amtszeit „erfolgreich durch gefährliche Wasser gesteuert und sich hohe, unbestreitbare Verdienste erworben“, hieß es in einer Mitteilung des Vereins.

Der Aufsichtsrat will in der kommenden Woche einen Vorschlag für die Neubesetzung des Präsidentenpostens unterbreiten. Steiner werde das Ergebnis der internen Beratungen voraussichtlich am Donnerstag der Öffentlichkeit präsentieren, wie der Zweitligist mitteilte.

Bis ein Nachfolger gewählt ist, will Schneider an der Spitze des Traditionsvereins verbleiben. Die Wahl des neuen Präsidenten werde wahrscheinlich nicht vor Mai stattfinden, sagte ein Vereinssprecher. Laut Vereinssatzung bestellt der Aufsichtsrat den Präsidenten, der dann seine zwei Stellvertreter vorschlägt. Als Vizepräsidenten fungieren aktuell der SPD-Politiker Franz Maget und Wolfgang Hauner.

Schneider hatte zu Beginn seiner Amtszeit im Februar 2011 einen maßgeblichen Anteil daran, dass der deutsche Meister von 1966 nicht pleiteging. Ausschlaggebend dafür waren allerdings die inzwischen mehr als 20 Millionen Euro, die Investor Ismaik in den Verein gesteckt hat. Dafür erhielt der Jordanier im Gegenzug 49 Prozent der Anteile am Verein. Zwischen Ismaik und Schneider gab es nach der gemeinsamen Rettungsaktion immer wieder Differenzen. Der Jordanier hatte in jüngster Vergangenheit mehrfach offen Schneiders Rücktritt eingefordert, den der Präsident aber bislang abgelehnt hatte.

Schneider dankte Ismaik am Donnerstag für dessen finanzielles Engagement. „Ohne ihn hätten wir im Frühjahr 2011 Insolvenz anmelden müssen“, sagte der scheidende Präsident über den Jordanier. Zugleich wies der Präsident aber auch „die Mär“ zurück, nach der die Vereinsführung beim Aufstiegsplan „zu irgendeinem Zeitpunkt Gelder von Herrn Ismaik für eine offensivere Strategie abgelehnt“ hätte: „Derartige Angebote seinerseits gab es nie“, erklärte Schneider.

Verein und Investor hatten vor der laufenden Saison einen Dreijahresplan für die Rückkehr in die Bundesliga aufgestellt. Aktuell liegen die „Löwen“ als Tabellensiebter sechs Punkte hinter Platz drei zurück, der zu zwei Relegationsspielen berechtigt.